Facebook Twitter
19. Mai 2023 | M.Sc. Felix Dietzsch

Italiens Fluten

Italiens Fluten

Datum 18.05.2023

Heftige Regenfälle hat vor allem in der norditalienischen Region Emilia-Romagna zu schweren Überflutungen und katastrophalen Ausnahmezuständen geführt. Ein Blick auf das, was war und das, was noch wird.

Heftige Regenfälle haben in Norditalien zu schweren Überflutungen und Erdrutschen geführt. So heftig, dass mittlerweile leider sogar einige Todesopfer zu beklagen sind. Um die Frage zu beantworten, wie das passieren konnte, braucht es den Blick auf die herrschende Großwetterlage. Zum Zeitpunkt der Regenfälle lag ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet im Mittelmeerraum, dessen Zentrum sich in etwa über der am stärksten betroffenen Region befand. Gleichzeitig lag darüber das Zentrum eines Höhentiefs, sodass bis in große Höhen sehr warme und feuchte Luft aus Richtung Balkan herangeführt wurde, die sich über dem Mittelmeer zusätzlich noch mit jeder Menge Feuchtigkeit „aufladen” konnte. Diese Feuchtigkeit entlud sich dann über einen Zeitraum von teils mehreren Tagen vor allem über der nun am stärksten betroffenen Region Emilia-Romagna.


Darstellung der Wetterlage, die zu den Regenfällen führte. Weiße Konturen: Bodendruck. Schwarze Konturen: Höhendruckfeld in 500 hPa. Farbe: Äquivalentpotentielle Temperatur zur Luftmassencharakterisierung.
Darstellung der Wetterlage, die zu den Regenfällen führte. Weiße Konturen: Bodendruck. Schwarze Konturen: Höhendruckfeld in 500 hPa. Farbe: Äquivalentpotentielle Temperatur zur Luftmassencharakterisierung.


Insgesamt wurde die Region bereits seit Tagen wiederholt von derartigen Regenfällen getroffen. Aus diesem Grund unterscheiden sich die Regenmengen selbst auf kleinerem Raum erheblich. Festhalten kann man, dass Summen der Größenordnung zwischen 50 und 100 mm in einem Zeitraum von 12 bis 24 Stunden gefallen sind, und das teilweise sogar wiederholt. Das entspricht jeweils der Größenordnung eines Monatsniederschlages. Auch andere Regionen Norditaliens haben dabei viel Starkregen abbekommen, aber nirgends waren die Summen so hoch und die Folgen derart verheerend wie in der Emilia-Romagna.

Die gute Nachricht dabei ist, dass für die Hochwasserregion das schlimmste zunächst überstanden zu sein scheint. Die Vorhersagen für die kommenden Tage zeigen erstmal keine weiteren Starkniederschläge in der betroffenen Gegend. Die schlechte Nachricht dagegen ist, dass es dafür jetzt in anderen Teilen Italiens heftig regnen wird. Grund dafür ist ein neues, kräftiges Mittelmeertief mit dem internationalen Namen „Nino”. Dieses bildet sich aktuell im Lee des Atlas-Gebirges und zieht anschließend in Richtung des Tyrrhenischen Meeres. Mit der anhaltenden Einbindung sehr feucht-warmer Luftmassen sind erneut heftige Regenfälle die Folge. Vor allen in den bergigen Regionen entlang der Ostküsten Sardiniens und Korsikas. In Verbindung mit der Geländebeschaffenheit dürften also erneut heftige Überflutungen, Erdrutsche, Murenabgänge und weitere Begleiterscheinungen die Folge sein.


Gesamtniederschlagsmenge in mm bis zur Nacht auf Montag, 22. Mai 2023 für verschiedene Wettermodelle.
Gesamtniederschlagsmenge in mm bis zur Nacht auf Montag, 22. Mai 2023 für verschiedene Wettermodelle.




© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

14.12. - Von Meteoren, Hochnebel, Inversionen und optimaler Himmelssicht

13.12. - Novembergrau oder Dezembergrau?

12.12. - Extreme Dezember: 2010 und 2015 im Vergleich

11.12. - Hoch ELLINOR bringt graue Tristesse

10.12. - Ein erster Griff in die Spekulatiuskiste

09.12. - Die heiße Kugel

08.12. - Vom Winter keine Spur!

07.12. - Ein Sonntag mit Film und Fernsehen

06.12. - Jahresrückblick 2025 | Teil 2

05.12. - Jahresrückblick 2025 | Teil 1

04.12. - Tiefdruckeinfluss über dem östlichen Mittelmeer

03.12. - Deutschlandwetter im Herbst 2025

02.12. - Deutschlandwetter im November 2025

01.12. - Nebel im Winterhalbjahr

30.11. - Milder Winterstart

29.11. - Die atlantische Hurrikansaison 2025 - Ein Rückblick

28.11. - Glatteisgefahr im Südosten Deutschlands

27.11. - Wenn natürlich nicht mehr ausreicht: Die Kunstschneeproduktion

26.11. - Vom Kaltlufteinbruch bis zur Westdrift – Wie sich das Wetter zu Beginn der Weihnachtszeit in den letzten zehn Jahren präsentierte.

25.11. - In Gummistiefeln durch das Winterwetter

24.11. - Vor 20 Jahren: Das Münsterländer Schneechaos

23.11. - Erste Glatteislage der Saison

22.11. - Die Kugel der Mitte

21.11. - Lesen bildet

20.11. - Eisige Nächte am Wochenende

19.11. - Wenn es so kräftig regnet, dass es schneit: Die Niederschlagsabkühlung!

18.11. - Wintereinbruch – oder doch nur spätherbstliches „Geflöckel“?

17.11. - Begrifflichkeiten und Geografie im Wetterbericht

16.11. - Ein gestörter Polarwirbel ist nicht alles

15.11. - Nasser Norden