30. Oktober 2011 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Irrt das Barometer nur bei Hochdruck?
In den letzten Wochen war im Thema des Tages über die
Fehlinterpretation von Barometern bei Hochdrucklagen zu lesen. Nebel-
und Hochnebellagen widersprechen dem vom Barometer verkündeten
"schönen" Wetter.
Und leider gibt es noch eine weitere Fehlerquelle:
Neulich war im TV zu hören, dass zu einem Hochdruckgebiet ein Druck
größer 1013 Hektopascal (hPa) gehöre. (Das ist übrigens der gleiche
Wert, den der Druck in der Einheit millibar (mb) hätte, die oft noch
auf Barometern steht. Ganz alte Barometer zeigen die Einheit mmHg,
bei der 760 Einheiten 1013,25hPa entsprechen.)
Die 1013hPa (eigentlich 1013,25hPa) sind der Normaldruck, der für
eine Normalatmosphäre festgelegt wurde.
Die Normalatmosphäre wurde von und für die Luftfahrt entwickelt und
entspricht auch in ihren anderen Elementen einem atmosphärischen
Mittelwert.
Für die Temperatur ist ein Mittelwert von 15 Grad festgelegt, also
ein Wert, wie er etwa im Mittel bei 40° nördlicher Breite zu finden
ist.
Nun käme kein Mensch auf die Idee, Lufttemperaturwerte unterhalb des
Mittelwertes von 15 Grad generell als kalt und Werte über 15 Grad
generell als warm zu bezeichnen oder gar zu empfinden.
Wie jeder weiß, ist das abhängig von den Jahres- und Tageszeiten.
Es ist, wie so vieles, relativ.
Und genau so ist es bei den Hochs und Tiefs.
Hochdruckgebiete kann es auch mit einem Druck von beispielsweise 1000
hPa geben, genau so Tiefs mit 1020 hPa.
Beim Hoch mit Kerndruck von "nur" 1000hPa ist der Druck in der
Umgebung geringer als 1000 hPa, bei einem Tief mit 1020 hPa liegt der
Druck in der Umgebung höher.
Wie bei den Temperaturen ist also auch ein Hoch und ein Tief immer
relativ (zur Umgebung) zu sehen.
Die Beschriftung des Barometers geht aber von einem mittleren Zustand
aus.
Da ist es dann korrekt, erst bei höheren Drücken "schönes" Wetter zu
verkünden und den mittleren Werten "unbeständig" zuzuordnen und bei
tieferen Druckwerten das Wetter als "schlecht" zu bezeichnen.
(Was höhere und tiefere Drücke sind, das sind sich die Barometer
nicht einig; schauen Sie sich mal Barometerbilder im Web an.)
Wenn es also heute bei einem Druck von 1025 hPa kein vom Barometer
verkündetes schönes Wetter herrscht, sondern es gelegentlich regnet,
so kann es auch sein, dass die 1025 hPa in Wirklichkeit der tiefste
Druck in der Umgebung ist und wir trotz des weit über 1013,25 hPa
liegenden Drucks in einem relativen Tiefdruckgebiet leben.
Umgekehrt schließlich sind die meisten glücklich, wenn das am
Barometer abzulesende "schlechte" TIEFdruckwetter sich in der
Realität als HOCH mit Sonnenschein entpuppt.
Und das wäre dann die Auflösung der eingangs gestellten Frage:
Auch bei Tiefdruck kann das Barometer irren.
© Deutscher Wetterdienst
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