26. November 2012 | Dipl.-Met. Christian Herold
Großwetterlagen
Die letzten Wochen waren fast durchgängig von Nebel und Hochnebel
geprägt. Ursache dafür war ein kräftiges Hoch über Osteuropa, das
sich über einen längeren Zeitraum stationär hielt. In anderen Jahren
gab es Ende November schon starke Schneefälle, so zum Beispiel 2005,
als im Münsterland fast 50 cm Schnee fielen. Wie sich der
Wettercharakter bei uns gestaltet, wird von der sogenannten
Großwetterlage bestimmt.
Als Großwetterlage wird eine bestimmte Strömungsanordnung bezeichnet,
die sich im Wesentlichen über mehrere Tage nicht ändert.
Früher war die Klassifikation der Großwetterlage nach van Bebber
gebräuchlich. Dabei wurde zwischen verschiedenen typischen Zugbahnen
von Tiefdruckgebieten unterscheiden. Bis in die heutige Zeit
überlebte von dieser Klassifikation nur die sogenannte Vb (sprich 5b)
- Zugbahn. Dabei zieht ein Tief von Genua über Österreich Richtung
Nordosten nach Polen und kann je nach Ausprägung starke Niederschläge
am Erzgebirge, Riesengebirge und an den Alpen verursachen. Diese
Wetterlage sorgte unter anderem für das Elbe- und Muldehochwasser im
August 2002.
Heute findet im Allgemeinen die Einteilung der Großwetterlagen nach
Hess und Brezowski Anwendung. Dabei unterscheidet man verschiedene
Zirkulationsformen.
Bei der zonalen Zirkulation besteht eine nahezu glatte
West-Ost-Strömung zwischen dem Subtropenhoch und Tiefdruckgebieten in
den Subpolarregionen. Dabei ziehen die Tiefdruckgebiete mit ihren
Fronten in rascher Abfolge von West nach Ost. Ein typisches Beispiel
dafür ist die sogenannte Westwetterlage. Sie bringt wechselhaftes und
windiges Wetter, wobei Regenphasen, kurze trockene Abschnitte und
Schauerwetter einander abwechseln.
Bei der gemischten Zirkulation ist die West-Ost-Strömungskomponente
ungefähr genauso groß wie die Nord-Süd-Komponente. Dabei ist das
Subtropenhoch etwa bis zu einer Breite von 50° nordwärts verschoben.
Typische Beispiele sind die Nordwest- oder Südwestwetterlage. Für
die Nordwestwetterlage ist im Winter nasskaltes Wetter mit viel
Schnee im höheren Bergland typisch. Die Südwestlage hingegen
verursacht zum Beispiel häufig das sogenannte Weihnachtstauwetter.
Bei der meridionalen Zirkulation gibt es ein blockierendes
Hochdruckgebiet (auch Antizyklone genannt), das sich weit nach Norden
erstreckt und die West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete blockiert.
Typische Beispiele dafür sind die Südwetterlage oder die
Nordwetterlage, welche extreme Hitze beziehungsweise Kälte bringen
können.
Dass sich das Wetter bei derselben Großwetterlage in Abhängigkeit von
der Jahreszeit recht unterschiedlich gestalten kann, haben wir in der
vergangen Woche gesehen. Bei der vorherrschenden antizyklonalen
Südostlage blieb es trotz Hochdruckeinflusses meist trüb bei nur
verhaltenen Temperaturen. Die gleiche Wetterlage im Sommer brachte
verbreitet Sonnenschein und Temperaturen um 30 °C.
© Deutscher Wetterdienst
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