20. Juli 2012 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Sommermonsun in Asien
Monsune sind großräumige, mit beständigen Winden einher gehende
Luftströmungen in den Tropen mit halbjährlichem Richtungswechsel.
Ihre Ursachen sind die unterschiedliche Erwärmung von Meer und Land -
man kann sie auch als gigantische Land- und Seewindzirkulation
auffassen - und die damit zusammenhängende jahreszeitliche
Verlagerung der innertropischen Konvergenzzone (ITC). In Süd- und
Südostasien, aber auch im ostafrikanischen Küstenbereich, ist die
Monsunzirkulation besonders ausgeprägt.
Im Nordwinter liegt die innertropische Konvergenzzone und die damit
verbundene Tiefdruckrinne weit im Süden, die asiatischen Landmassen
sind gegenüber den südlichen Meeren vergleichsweise kalt, dort
herrscht hoher Luftdruck. Es entsteht ein Zirkulationsregime, in
welchem relativ kalte und trockene Luft vom asiatischen Kontinent
südwärts strömt, der Wintermonsun.
Im Frühjahr liegen die Verhältnisse anders. Mit zunehmendem
Sonnenstand erwärmt sich das Festland Süd- und Südostasiens stark und
die innertropische Tiefdruckzone wandert nach Norden. Die umgebenden
Meere sind demgegenüber etwas kühler, dort herrscht höherer
Luftdruck. Es entsteht eine entgegengesetzt rotierende Zirkulation,
der Sommermonsun (etwa von Mai/Juni bis September/Oktober).
Infolge der Coriolis-Kraft erfahren großräumige Horizontalbewegungen
auf der Nordhalbkugel eine Ablenkung nach rechts, auf der
Südhalbkugel nach links. Entsprechend wird der Wintermonsun zum
Nordost-, der Sommermonsun zum Südwestmonsun. Da letzterer über weite
und relativ warme Meeresflächen weht, kann sich die Luft mit Wasser
anreichern. Der Sommermonsun ist also feuchtwarm und bringt dem
asiatischen Kontinent ergiebige Regenfälle (sog. Monsunregen), die
durch Staueffekte an den Gebirgen (z.B. Westghats, Himalaja) noch
verstärkt werden.
Die diesjährige Monsunperiode verursachte bereits in Indien sowie im
Süden Chinas und Japans verheerende Überschwemmungen. Um sich ein
Bild von intensivem Monsunregen zu machen, seien folgende 24-stündige
Niederschlagsmengen genannt: Bis heute früh 00:00 Uhr UTC wurden in
Bhubaneswar (Indien, 20°24'N, 085°55'E, 45 m NN) 105 L/m² ( = mm)
gemessen, in Iba auf den Philippinen (Insel Luzon, 15°19'N, 119°59'E,
4 m NN) waren es 98 mm und in Kagoshima (Insel Kyushu, Japan,
31°45'N, 130°33'E, 5 m NN) 92 mm.
Noch extremer war der vergangene Dienstag, bis Mittwoch früh 00:00
UTC registrierte man in Nancheng (Südostchina, 27°31'N, 116°42'E, 82
m NN) 156 mm, in Ratnagiri (an der Westküste Indiens, 17°08'N,
073°27'E, 75 m NN) 154 mm und in Anqing am Nordufer des Jangtsekiangs
(30°41'N, 117°09'E, 20 m NN) 135 mm (zum Vergleich: der mittlere
Jahresniederschlag in Berlin beträgt ca. 571 mm).
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Jashim Salam, Demotix
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