Der Herbst 2024 ist vorbei und wie bereits in der Pressemitteilung des DWD zu lesen war, riss die Serie an zu warmen Monaten und Jahreszeiten nicht ab . Der fünftwärmste Herbst seit 1881 ließ nicht viel Spielraum für die ersten winterlichen Gastspiele, wenngleich es natürlich auch in so einem warmen Herbst hin und wieder für nassen Flockenwirbel bis in tiefe Lagen reichte.
Es verwundert nicht, dass der Wunsch nach der weißen Pracht bei vielen Kindern von Tag zu Tag wächst, bei den Autofahrern wohl eher nur dann, wenn sie nicht auf die Straßen müssen. Zudem steht der Nikolaus bald vor der Tür und auch die ersten Weihnachtsmärkte laden ein. Beides behält man gern mit einer Landschaft in weißem Winterkleid in Erinnerung. Vielleicht können wir ein wenig Hoffnung auf weiße Landschaften streuen.
Diesbezüglich könnten trübere Aussichten verfasst werden. Zu viel erwarten darf man dennoch nicht. Aber von vorne: Grundsätzlich müssen wir bei mittelfristigen Ausblicken den nahen Ostatlantik ins Auge fassen. Für winterliche Verhältnisse benötigen wir dort beispielsweise ein umfangreiches und langlebiges Hochdruckgebiet, das - salopp gesagt - zu faul ist, sich von der Stelle zu bewegen. Dabei ist es wichtig, wo sich dieses Hochdruckgebiet festsetzt. Liegt es bei den Azoren, können feucht-milde Luftmassen um das Hochdruckgebiet herumgeführt werden und Deutschland erreichen. Bei einer Lage der Antizyklone bei Island oder Grönland hingegen kann winterlich gereifte Polarluft bis vor unsere Haustür geführt werden. Natürlich ist auch das nicht die ideale Lage, denn die eisige polare Luftmasse muss weiterhin einen milden Nordatlantik, respektive das Nordmeer überqueren. Wenigstens befänden wir uns dann in einem Temperaturbereich, der winterliche Bedingungen im Bergland erlaubt und zeitweise auch in tiefen Lagen für Flockenwirbel gut ist. Genau solch eine Blockierungslage etabliert sich nun in den kommenden Tagen; zunächst über Südwesteuropa, im Verlauf des kommenden Wochenendes aber mit Ausweitung Richtung Island. Somit sind anfangs noch recht milde Luftmassen dominant, bevor es in der Folge kälter wird.
Nun zu den Details: Nach dem heutigen relativ ruhigen, leicht wechselhaften Mittwoch baut sich ab Donnerstag vorübergehend eine kleine Tiefdruckautobahn zwischen dem Hochdruckgebiet über Südwesteuropa und dem umfangreichen steuernden Sturmtief VIVIEN bei Island auf. Am Rande des Sturmtiefs wird ein weiteres Tief WILHELMINE von Schottland zur Deutschen Bucht gelenkt, welches von Donnerstag zu Freitag mit relativ viel Niederschlag in Deutschland einhergeht. Natürlich, es ist Dezember und so beäugen wir Meteorologen jede Frontpassage argwöhnisch hinsichtlich ihrer Niederschlagsphase. Doch sieht es aus heutiger Sicht eher nur über der Mitte und im Osten besonders im Bergland nach etwas Neuschnee aus. Lange hält die feste Phase nicht, denn mit einem Schwall feucht-milder Atlantikluft steigt die Schneefallgrenze zügig an, zum Teil sogar bis über 2000 m.
Von Freitag zu Samstag folgt ein drittes Tief mit Namen XAVERIA nach, das sich in einer sehr dynamischen Umgebung mit kräftigen Höhenwinden über dem offenen Atlantik entwickelt und in der Folge rasch nach Deutschland geführt wird. Noch gibt es erhebliche Diskrepanzen zwischen den Modellen, was nicht verwundert, da das Tief aktuell über dem vergleichsweise datenarmen Atlantik noch nicht mal in der Entstehung ist. Die gängigen Globalmodelle haben sich zwar schon angeglichen, jedoch gibt es noch erhebliche Unterschiede im Timing und der Stärke der Tiefentwicklung. Von einem kräftigen Sturmtief mit Zugbahn über Norddeutschland bis hin zu einem schwächeren Gesellen über der Mitte ist alles möglich. Spannend wird diese Tiefdruckpassage nicht nur bezüglich des Windes, sondern auch in Hinblick auf die Niederschlagsphase. Nördlich des Bodentiefs ist zwar nicht DIE winterlichste Luftmasse anzutreffen, dennoch sollte diese ausreichen, dass in einem recht schmalen Streifen nördlich des Bodentiefkerns auch in den Niederungen mehrstündiger Schneefall auftreten kann. Wie viel davon am Ende tatsächlich liegen bleibt, müssen wir abwarten.
Nach Abzug von XAVERIA kann sich das Hochdruckgebiet über dem Atlantik gen Island aufwölben und somit der Zustrom atlantischer Luftmassen unterbunden werden. So dürfen wir in Deutschland zunehmend mit winterlichen Bedingungen rechnen. Die Ansprüche sollten nicht zu hoch gestellt werden, in einer Zeit, in der die Oberflächenwassertemperaturen aller Meere um Europa herum zu hoch sind. Doch sollten wir uns ab Sonntag für einige Tage auf winterlich anmutendes Wetter einstellen, unter Umständen auch mit einer Schneedecke im Tiefland und allgemein winterlichen Bedingungen im Bergland. Weitere Informationen finden sich immer in unseren Mittelfristberichten.