Facebook Twitter
Drucken
05. Mai 2024 | M.Sc. Felix Dietzsch

Erste Höhepunkte der Tornadosaison in den USA

Erste Höhepunkte der Tornadosaison in den USA

Datum 05.05.2024

April und Mai sind traditionell die beiden Monate, in denen die meisten Tornados im mittleren Westen der USA auftreten. Das heißt: Aktuell ist es wieder soweit. In diesem Jahr gab es dabei schon mehrere größere „Outbreaks”.

Manche würden sagen, dass es fast schon wie eine Pilgerreise anmutet: Jedes Jahr machen sich aus Deutschland – aber auch aus vielen anderen europäischen Ländern und sogar aus Australien – jede Menge Stormchaser auf den Weg in die Vereinigten Staaten, um dem Höhepunkt ihrer Leidenschaft zu frönen. Die Monate April und Mai sind in den USA Tornadozeit. Vor allem in den Bundesstaaten des mittleren Westens, hauptsächlich in Texas, Oklahoma und Kansas, aber auch in den angrenzenden Staaten, treten in dieser Jahreszeit häufig schwere Gewitter auf, die entsprechend oft mit Tornados einhergehen.

Doch warum genau in dieser Jahreszeit? Eine der speziellen Charakteristiken in den USA sind die fehlenden Gebirge in Ost-West-Ausdehnung, sodass polare Luftmassen aus Richtung Kanada direkt mit tropischen Luftmassen vom Golf von Mexiko interagieren können. Gerade in dieser Übergangsjahreszeit sind die Gegensätze dabei noch recht ausgeprägt. Das führt in der Folge oft zur Bildung dynamischer Druckgebiete in Form von Höhentrögen und Bodentiefs. Günstigerweise findet das ganze unter Beteiligung des Jetstreams statt, denn damit wird eine Gewitterzutat bereitgestellt, die unabdingbar ist für die Bildung von Superzellen und Tornados: Windscherung. Und davon gibt es dort reichlich. Dabei bezeichnet die Windscherung die Änderung des Windes mit zunehmender Höhe in Bezug auf Richtung und Geschwindigkeit. Dabei gilt grob gesagt: Je mehr Windscherung vorhanden ist, desto besser können sich strukturierte Gewitter in Form einer Superzelle bilden, die dann im Anschluss für die Tornadobildung sorgen.

Dabei zeichnet sich mittlerweile ein leichter, aber doch signifikanter klimatischer Trend ab. Mittlerweile ist immer häufiger zu beobachten, dass a) die Tornadosaison früher beginnt, oft schon Ende Februar und März und b) sich die betroffenen Gebiete zunehmend nach Osten verschieben. Oftmals werden mittlerweile auch die Bundesstaaten Arkansas, Mississippi, Tennessee, Alabama, Louisiana, Georgia und Kentucky sowie Ost-Texas von schweren Tornadolagen getroffen. Diese Region bezeichnet man dabei auch als „Dixie Alley” (siehe Abbildung 1).


Karte der Dixie Alley in den USA (Quelle Wikipedia)
Karte der Dixie Alley in den USA (Quelle Wikipedia)


In der aktuellen Saison kam es bereits schon mehrfach zu einigen recht heftigen Ausbrüchen mit zahlreichen Tornados auch abseits der bisher erwähnten Gebiete:

• 13.-15. März: Tornadoserie mit insgesamt 33 Tornados, davon acht der Stärke EF2 oder EF3. Insgesamt 4 Todesopfer in den Bundesstaaten Indiana und Ohio.
• 25.-28. April: Tornadoserie mit insgesamt 135 Tornados, davon 16 der Stärke EF2, 8 der Stärke EF3 und 1 Tornado der Stärke EF4 in Texas, Oklahoma, Kansas, Nebraska, Iowa und Missouri. Insgesamt 6 Todesopfer. Der Ort Sulphur (Oklahoma) wurde schwer verwüstet.

Darüber hinaus gab es noch weitere, meist kleinere Ausbrüche mit einer niedrigen zweistelligen Anzahl an Tornados bis Ende April. Insgesamt zeichnet sich die Saison bisher als eher lebhaft ab. Nachfolgend noch einige Eindrücke der bisherigen Ereignisse.


Radarbild eines Tornados vom 14.03.2024 bei Alta Vista, Kansas (Quelle Wikipedia)
Radarbild eines Tornados vom 14.03.2024 bei Alta Vista, Kansas (Quelle Wikipedia)



Zerstörtes Schnellrestaurant in Indiana (Quelle Wikipedia)
Zerstörtes Schnellrestaurant in Indiana (Quelle Wikipedia)



Übersichtskarte aller Tornados zwischen 25. und 28.04. im Süden der USA. (Quelle Wikipedia)
Übersichtskarte aller Tornados zwischen 25. und 28.04. im Süden der USA. (Quelle Wikipedia)




© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

07.11. - Frühdienst an der Flugwetterzentrale Frankfurt

06.11. - Über den Wolken…

04.11. - Das Herbsthoch bleibt mittelfristig der Chef in der mitteleuropäischen Wetterküche!

03.11. - Wie lange hält das Hochdruck-Bollwerk noch durch?

02.11. - Deutschlandwetter im Oktober 2024

01.11. - An Tagen mit ruhigem Wetter…

31.10. - Wetterextreme im (Klima-)Wandel - Attributionsforschung (Teil 3)

30.10. - Hagel – Schwer zu fassen

29.10. - Winter in Lauerstellung

28.10. - Hoch open end

27.10. - Wetterextreme im (Klima-)Wandel - Attributionsforschung (Teil 2)

26.10. - Herbstzwischenbilanz - Wann gibt es den ersten Frost?

25.10. - Wetterextreme im (Klima-)Wandel - Attributionsforschung (Teil 1)

24.10. - Herbstliches Hochdruckwetter: Sonne pur versus Dauergrau

23.10. - Kunterbunte Blätter im goldenen Oktober

22.10. - Rückkehr zu ruhigem Herbstwetter

21.10. - OSCAR - Ein Hurricane läuft unter dem Radar

20.10. - Komet Tsuchinshan-ATLAS, ein faszinierendes himmlisches Schauspiel

19.10. - Fortsetzung des zu milden und meist ruhigen Herbstwetters

18.10. - Hagel – Von Modelldaten zum "Alle Mann in Deckung!"

17.10. - Warum ist das Wetter wichtig bei der Feinstaubvorhersage?

16.10. - Nasser anstatt goldener Oktoberstart

15.10. - Ruhiges Herbstwetter

14.10. - Zum Weltnormentag: Die Standardatmosphäre

13.10. - Historische Wetterkarten Teil 2 - Die Schneehöhen im Königreiche Bayern

12.10. - Spektakuläre Grüße von der Sonne

11.10. - Unruhiges Wochenende

10.10. - Von Singularitäten und vermeintlichen Raumschiffkapitänen

09.10. - Nasser Gruß aus den Subtropen

08.10. - Hurrikans, tropische Stürme und extratropische Stürme