Wenn das Wort „Schottland” fällt, denkt man ja oft schon an den nächsten Urlaub, an Whisky (hier bitte ohne „e”!), die alten Gemäuer Edinburghs und Dudelsackmusik. Auch darüber ließe sich eine Menge schreiben, aber wir sind ja immer noch ein Wetterdienst und kein Reiseblog. Kommen wir also zum Thema: Während das Wetter bei uns im Süden bereits am vergangenen Wochenende noch immer recht sommerlich anmutete – die Höchstwerte lagen unter anderem am Oberrhein bei Werten um 25°C – hatten andere Teile Europas mit teils heftigen Regenfällen zu kämpfen. In diesem Fall traf es vor allem das südliche und zentrale Schottland inklusive der Highlands. Dort kam es unter anderem auch in größeren Städten wie Glasgow zu Überflutungen.
Dafür verantwortlich war eine nahezu stationäre Warmfront mit kräftigen und langanhaltenden Aufgleitniederschlägen. Die dafür nötigen Zutaten lieferten zwei Hauptakteure. Nummer Eins: Ein kräftiges Tief auf dem Atlantik, dessen Frontensystem bis nach Schottland reichte. Nummer 2: Ein ebenso kräftiges Hochdruckgebiet über Südwesteuropa. Beide zusammen sorgten für eine starke Strömung um das Hochdruckgebiet herum Richtung Schottland, wo die Luftmassen sich abregnen konnten. An dieser Stelle kommt noch ein dritter Faktor ins Spiel: Die Feuchte. Kräftiger Dauerregen ist nur mit ausreichend großer Zufuhr von Luftfeuchtigkeit möglich, und genau diese fand hier statt. Das Atlantiktief war nämlich in der Lage, subtropische Luftmassen über dem Meer anzuzapfen und bis in die mittleren Breiten zu transportieren. Im Zusammenspiel mit dem südwesteuropäischen Hochdruckblock griffen also die Zahnräder ineinander, sodass sehr viel Luftfeuchtigkeit aus südlichen Breiten bis nach Schottland und darüber hinaus gelangen konnte. Abbildung 1 zeigt den Transport von hohen Feuchtigkeitsmengen („Integrated Water Vapor”) nach Europa, wobei die Mengen über Schottland lokal betrachtet ein Maximum erreichen.
Solche Transport- oder Förderbänder von viel Luftfeuchtigkeit über hohe räumliche Distanzen kommen hin und wieder vor. Sie sorgen beim Auftreffen auf Land oft für heftige Niederschläge und Überflutungen. Ein klassisches Beispiel dafür sind derartige Wetterlagen, die oftmals zu Überschwemmungen in Kalifornien führen. Aufgrund der großen räumlichen Ausdehnung und der Menge an transportiertem Wasserdampf heißen diese atmosphärischen Förderbänder im englischen „Atmospheric River”, also „Atmosphärischer Fluss”, wobei sich der Fluss hier tatsächlich auf das Fließgewässer bezieht (es gibt auch noch den „Fluss” als physikalischen Prozess, dieser heißt im englischen allerdings „flux”).
Geregnet hat es am Ende eine Menge. Teilweise kamen Monatssummen innerhalb eines Tages zusammen. Bereits am vergangenen Freitag kamen schon verbreitet um 30 mm Niederschlag zusammen. Auf die dadurch bereits gesättigten Böden fiel dann am Folgetag nochmals die doppelte Menge. Die uns zur Verfügung stehenden Messwerte zeigen 24-stündige Summen von bis zu 65 mm. Allerdings ist aufgrund der Beschaffenheit der schottischen Gebirgslandschaft davon auszugehen, dass an einigen Stellen noch deutlich mehr gefallen ist, auch wenn aufgrund der dafür verantwortlichen Aufgleitvorgänge die Orografie nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben dürfte.
Gehört hat man von diesem Ereignis hierzulande zwar nicht allzu viel, aber der ein oder andere Zeitungsartikel lässt sich durchaus finden. Zum Beispiel berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung(siehe weitere Informationen zum Thema) via Agenturmeldung über das Hochwasser.