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19. Juli 2022 | Dipl.-Met. Sabine Krüger

Sommer, Sonne, Sonnenschein = Trockenheit, Dürre, Wassermangel?

Sommer, Sonne, Sonnenschein = Trockenheit, Dürre, Wassermangel?

Datum 19.07.2022

Die aktuelle Hitzewelle ist in aller Munde, schaut man etwas über den Tellerrand kommt man relativ schnell zu Themen wie Trockenheit und Dürre oder noch allgemeiner Wassermangel. Das Niederschlagsdefizit beschäftigt uns zumindest in Teilen des Landes bereits seit einigen Jahren und nicht nur in den Sommermonaten. Im heutigen Thema des Tages soll es daher um die aktuelle Niederschlags- und Dürresituation in Deutschland gehen.

Nicht nur in Südeuropa herrscht eine extreme Dürresituation, auch in Deutschland ist relativ verbreitet eine schwere oder gar außergewöhnliche Dürre zu verzeichnen. Dazu veröffentlich das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig auf seiner Homepage Darstellungen des sogenannten Dürremonitors oder auch des pflanzenverfügbaren Wassers, die beispielhaft in der Abbildung zum Thema des Tages zu sehen sind. Insbesondere beim pflanzenverfügbaren Wasser wird deutlich, dass mit Ausnahme der meisten Küstenregionen und einiger Gebiete am Alpenrand und am Bayerischen Wald weniger als 10 bis 20 % der nutzbaren Feldkapazität (nFK) aufweist und somit das Pflanzenwachstum stark bedroht ist. Die nutzbare Feldkapazität ist ein Maß für den Wassergehalt des Bodens, der von der Bodenbeschaffenheit abhängig ist und dem entsprechenden Bodenwassergehalt (detaillierte Beschreibung siehe Homepage des UFZ). Der Bodenwassergehalt ist natürlich wesentlich von den gefallenen Niederschlägen, aber auch vom Verhältnis Niederschlag/Verdunstung abhängig und daher folgt nun ein kurzer Blick auf die Niederschläge seit Beginn der diesjährigen Vegetationsperiode ab etwa März. Und seit März dieses Jahres herrscht im Prinzip ein Niederschlagsdefizit, so dass dementsprechend auch das Defizit aus den Vorjahren natürlich nicht ausgeglichen werden konnte. Besonders trocken war der März 2022, in dem vor allem im Norden und Nordosten verbreitet weniger als 25 % des langjährigen Mittelwertes an Regen registriert wurde. Und auch in den Folgemonaten von April bis Juni gab es nur wenige Gebiete (siehe Abbildung zum Thema des Tages unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/7/19.html), in denen das Monatssoll an Regen erfüllt wurde. Und dieser Tatbestand des verbreitet fehlenden Niederschlags tritt dann auch noch in Kombination mit viel Sonnenschein, immer wieder auch recht windigen Verhältnissen und dementsprechend hoher Verdunstung auf.


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Und auch der aktuelle Monat reiht sich zumindest bisher in die Reihe zu trockener und zumindest gebietsweise sehr sonnenscheinreicher Monate ein: Im Südwesten sind nach etwas mehr als der Hälfte des Monats schon 90 bis fast 100 % des "Sonnenscheinsolls" erreicht worden. Spitzenreiter ist hier Elzach-Fisnacht mit bereits knapp 98 % des vieljährigen Mittelwertes an Sonnenstunden für Juli. Bisher sind im Juli im Deutschlandmittel 16,8 Liter Regen pro Quadratmeter (l/qm) gefallen, je nach betrachteter Referenzmethode liegt der Mittelwert für den Monat Juli bei 77 bis 87 l/qm (mit kontinuierlichen Anstieg in den Refenrenzperioden). Der aktuelle Monat hat daher Chancen auf die Spitzenreiterposition hinsichtlich des regenärmsten Julis seit Aufzeichnungsbeginn. In der beigefügten Abbildung (unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/7/19.html) zur bisher registrierten Regenmenge mittels Radar ist zu sehen, dass die Verteilung natürlich regional unterschiedlich ist. In Teilen des Westens und Südwestens fiel bisher im Prinzip noch überhaupt kein Regen.

Dieser anhaltende Wassermangel führt zu der angesprochenen Trockenheit, die sich zum einen natürlich direkt an der Vegetation erkennen lässt: Ernteeinbußen bei Feldfrüchten wie Getreide und Mais, Notbelaubung von Laubbäumen, Fehlformen bzw. Kleinwuchs bei Feldfrüchten wie Kohl oder Fenchel - um nur ein paar Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu nennen. Abgesehen von den relativ direkt ersichtlichen Folgen des Wassermangels, zeigen sich auch zunehmend Auswirkungen auf die Fluss- und Seepegel - die ersten Flüsse melden für die Jahreszeit bereits sehr niedrige Pegelstände, die z. B. auf der Seite der Bundesanstalt für Gewässerkunde (www.pegelonline.de) veröffentlicht werden. Und auch die Grundwasserstände geben zumindest regional bereits Anlass zur Sorge... aber darauf soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden.



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