Facebook Twitter
Drucken
13. Juni 2021 | Dipl.-Met. Marcel Schmid

Streuselkuchenwetter in der letzten Woche

Streuselkuchenwetter in der letzten Woche

Datum 13.06.2021

Die "sumpfige" Gewitterlage ist vorbei. Lokal fiel dabei in der vergangenen Woche durch starke Gewitter einiges an Niederschlag, häufig in kurzer Zeit. Doch wie war die Niederschlagsverteilung? Dies erfahren Sie im heutigen Thema des Tages.

Bilder von vollgelaufenen Kellern, überfluteten Straßen und Unterführungen prägten die Medien in den vergangenen Tagen. Schuld daran waren schwere Gewitter, die sich gar nicht oder nur sehr langsam von Ort und Stelle bewegten. Teils mussten die Feuerwehren in einem Ort Keller auspumpen, weil sich beispielsweise kleine Bäche in reißende Ströme verwandelten, während man es im Nachbarort zwar donnern hörte, aber es kaum regnete. Verantwortlich hierfür waren die Tiefdruckgebiete "Peter" und "Olger". Sie führten warme und sehr feuchte Luftmassen nach Deutschland. In der kräftigen Junisonne konnten dann vor allem tagsüber rasch Quellwolken in die Höhe schießen, die sich schnell zu ausgewachsenen Gewittern formierten. Dadurch, dass in der Höhe kaum Wind herrschte (teils unter 20 km/h), verlagerten sich diese Gewitter nur sehr langsam und brachten lokal hohe Niederschlagssummen.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Am 5.6.2021 fielen beispielsweise in Wertingen in Bayern 138 l/qm, davon 71 l/qm innerhalb von nur einer Stunde. Wenn man bedenkt, dass in etwa 100 l/qm der mittlere Monatsniederschlag im ganzen Juni für diese Gegend ist, dann wird einem sehr schnell klar, wie stark die Regenfälle in kurzer Zeit tatsächlich gewesen sind. Auch in Dillingen an der Donau, ebenfalls in Bayern, regnete es am selben Tag heftig. Hier prasselten rund 100 l/qm vom Himmel. In etwa die Hälfte fiel davon innerhalb von zwei Stunden. In Niederstetten (Baden-Württemberg), Waltershausen (Thüringen) und Bautzen (Sachsen) trat vor allem zur Wochenmitte heftiger Starkregen auf. Dort kamen in kurzer Zeit zwischen 40 und 50 l/qm zusammen.

Dies waren exemplarisch nur wenige Orte, an denen tatsächlich auch offiziell anerkannte Messstellen des Deutschen Wetterdienstes stehen. Lokal kann durchaus auch noch mehr Niederschlag gefallen sein. Selten halten sich nämlich die Niederschläge genau an die Messstandorte. Um eine Abschätzung in der Fläche tätigen zu können, gibt es jedoch ein Radarprodukt, mit dem man aus Radarmessungen, die an Messstationen angeeicht sind, Niederschlagssummen berechnen kann. In der Grafik sind dabei die Niederschlagssummen vom 04.06, 06 UTC bis 11.06, 06 UTC dargestellt. Besonders im Süden und Teilen der östlichen Mitte sind einige Hotspots auszumachen. Rein aus dem Radarprodukt fielen hierbei bis zu 170 l/qm innerhalb einer Woche. Das Muster, das einem Streuselkuchen ähnelt, zeigt aber auch teilweise die Kleinräumigkeit der Schauer und Gewitter auf. Besonders deutlich wird dies im Nordosten Baden-Württembergs oder an der Grenze zwischen Hessen und Thüringen (jeweils in der Grafik rot eingekreist), wo es innerhalb von 30 km Unterschiede von 90 l/qm gibt. Im Nordosten des Landes und in einigen Gebieten im Westen gab es kaum Niederschläge in den vergangenen Tagen. Dort herrscht also eine größere Trockenheit. Wer sich ein Bild über die aktuelle Bodenfeuchte machen will, der wird unter: https://bit.ly/3iDOmuS fündig. In den kommenden Tagen bleibt es landesweit trocken und es wird zunehmend heiß. Im Süden können die Pflanzen dabei noch von den gefallenen Niederschlägen profitieren, während sie besonders im Nordosten unter zunehmendem Trockenstress leiden werden.



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

03.12. - Deutschlandwetter im Herbst 2025

02.12. - Deutschlandwetter im November 2025

01.12. - Nebel im Winterhalbjahr

30.11. - Milder Winterstart

29.11. - Die atlantische Hurrikansaison 2025 - Ein Rückblick

28.11. - Glatteisgefahr im Südosten Deutschlands

27.11. - Wenn natürlich nicht mehr ausreicht: Die Kunstschneeproduktion

26.11. - Vom Kaltlufteinbruch bis zur Westdrift – Wie sich das Wetter zu Beginn der Weihnachtszeit in den letzten zehn Jahren präsentierte.

25.11. - In Gummistiefeln durch das Winterwetter

24.11. - Vor 20 Jahren: Das Münsterländer Schneechaos

23.11. - Erste Glatteislage der Saison

22.11. - Die Kugel der Mitte

21.11. - Lesen bildet

20.11. - Eisige Nächte am Wochenende

19.11. - Wenn es so kräftig regnet, dass es schneit: Die Niederschlagsabkühlung!

18.11. - Wintereinbruch – oder doch nur spätherbstliches „Geflöckel“?

17.11. - Begrifflichkeiten und Geografie im Wetterbericht

16.11. - Ein gestörter Polarwirbel ist nicht alles

15.11. - Nasser Norden

14.11. - Polarluft versus Warmluft

13.11. - Die Deckenkugel

12.11. - Magische Nächte?

11.11. - Die Europäische Unwetterkonferenz und das Europäische Unwetterlabor

10.11. - Es geht schon wieder los!

09.11. - Das Herbstwetter mit Blick durch die Ensemble-Brille

08.11. - Perfektes Wochenende

07.11. - Wetter in der Musik

06.11. - Wenn die Küstengebiete in den Schneemassen versinken

05.11. - Viel Niederschlag im Mittelmeerraum

04.11. - November: Grau oder sonnig? - Mal so, mal so!