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12. Mai 2021 | Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz

Kommt im Mai noch der Frühsommer?

Kommt im Mai noch der Frühsommer?

Datum 12.05.2021

Das derzeit wechselhafte und relativ kühle Maiwetter könnte sich laut einschlägiger Prognosen bis Ende nächster Woche hinziehen. Ob danach noch eine Chance auf mehr Sonne und deutlich höhere Temperaturen besteht, soll kurz beleuchtet werden.

Die derzeitige Wetterlage hat sich ja bereits Ende April/ Anfang Mai (mit kurzer Unterbrechung am vergangen Wochenende und zu Wochenbeginn, 08. bis 11.05.) eingestellt. Der Unterschied zum doch meist zu trockenen und deutlich zu kühlen April mit häufiger Blockierung (hoher Luftdruck) über dem nahen Ostatlantik und entsprechend überwiegend nördlichen Strömungsverhältnissen in Mitteleuropa zur jetzigen Wetterlage besteht darin, dass sich nun vorwiegend tiefer Luftdruck über dem Nordatlantik bis nach Westeuropa etabliert hat.


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Dem tiefen Luftdruck über dem Nordatlantik steht aktuell hoher Luftdruck über dem mittleren Atlantik (Stichwort Azorenhoch) gegenüber. Damit entspräche die derzeitige Großwetterlage über dem atlantisch-europäischen Raum normalerweise dem Wetterregime NAO positiv (Nordatlantische Oszillation, siehe Wetterlexikon unter NAO-Index: https://www.dwd.de/DE/service/lexikon). Positiv deshalb, weil hohem Luftdruck über den Azoren entsprechend tiefer Luftdruck bei Island gegenüberstünde. Dem ist aktuell allerdings nicht ganz so, weil wir über Grönland derzeit ebenfalls hohen Luftdruck vorfinden. Deshalb ist der NAO-Index aktuell sogar leicht negativ mit Tendenz zu eher neutralen Werten(siehe Analyse und Vorhersage hier: https://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/precip/CWlink/pna/nao.shtml).

Diese Großwetterlage entspricht im Prinzip der Konstellation hoher Luftdruck ganz im Norden über tiefem Luftdruck im Bereich des Nord- und Ostatlantiks, im Verlauf auch über Skandinavien. Solch eine synoptische Konstellation erweist sich oft als ziemlich stabil. Noch dazu kommt, dass sich weiter im Osten (Russland, teils bis in die Arktis) hoher Luftdruck immer wieder regeneriert und damit die Verlagerung der Tiefdruckgebiete nach Osten mehr oder weniger blockiert ist.

Damit wird relativ schnell klar, warum uns die aktuelle Wetterlage voraussichtlich noch bis Ende der kommenden Woche (21./22.Mai) erhalten bleiben könnte. Danach nehmen die Prognoseunsicherheiten naturgemäß deutlich zu, allerdings deutet sich dann auch eine Wetterumstellung an. Es könnte sein, dass sich in der letzten Maidekade hoher Luftdruck über Mittel- und Nordeuropa etabliert, wodurch die Temperatur ansteigt und die Niederschlagsneigung nachlassen sollte. Ein gutes Indiz dafür sind die so genannten Wetterregime, hier vom EZMWF in Reading gerechnet (siehe Grafik vom 10.05.21, einschließlich Erläuterungen). Hier sind vier typische Großwetterlagen für den atlantisch-europäischen Raum dargestellt: NAO positiv, NAO negativ (siehe weiter oben), Atlantischer Rücken (ATR, hoher Luftdruck über dem nahen Nordatlantik/ Nordmeer) und Blocking (hoher Luftdruck über Skandinavien/ Mitteleuropa). Gemäß dieser Grafik ist der beschriebene Trend hin zu Blocking auszumachen, aber wie gesagt noch mit größeren Unsicherheiten behaftet. Finden sich doch ab dem genannten Zeitpunkt auch andere mögliche Wetterregime wieder. Berücksichtigt ist in dieser Grafik auch nicht die mögliche Kleinskaligkeit regionaler Wetterlagen.

Ein weiteres Indiz für eine mittelfristige Wetteränderung sind auch zunehmende Wellenflüsse (meridionale und vertikale Wärmeflüsse) in den mittleren Breiten ab etwa dem 20.Mai, die in der mittleren und oberen Troposphäre grob gesagt für eine Erwärmung sorgen und damit den Tiefdruckeinfluss vom Atlantik her abschwächen könnten.

Diese Wellenflüsse sind das Ergebnis meridionaler Temperatur- und Windflüsse, die teils auch durch die Druckgebilde (Hoch- und Tiefdruckgebiete) selbst generiert werden. Andere Ursachen können im Sommerhalbjahr selten auch Gebiete mit starker Konvektion in den Tropen (Wärmequelle) oder auch meridionale Wärmevorstöße aus den Subtropen bis in die mittleren Breiten sein.

Die mittelfristige Entwicklung der Großwetterlage bleibt auf jeden Fall spannend und wir halten Sie auf dem Laufenden!



© Deutscher Wetterdienst

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