21. Dezember 2011 | Dipl.-Met. Stefan Külzer
Wintersonnenwende - Beginn des Winters?
Morgen, am 22. Dezember 2011, um 06:30 Uhr
Mitteleuropäischer Zeit (MEZ), erreicht die Sonne auf ihrer
scheinbaren Bahn durch den Tierkreis (Ekliptik) im Verlaufe des
Jahres ihren südlichsten Punkt gegenüber dem Himmelsäquator.
Das ist der Astronomische Winterbeginn auf der Nordhalbkugel,
die Sonne hat mit ca. -23.5° ihre größte südliche Deklination.
Sie steht an diesem Tage senkrecht über dem Wendekreis des
Steinbocks auf der Südhalbkugel, dort ist Sommeranfang.
Im Vergleich zum gestirnten Hintergrund auf der scheinbaren
Himmelskugel steht die Sonne bei einer Rektaszension von 270°
im sog. Winterpunkt, jenem Punkt der Ekliptik, der genau 90°
vom Frühlingspunkt (Rektaszension = 0°) entfernt ist. Der
Winterpunkt liegt derzeit im Sternbild Schütze (lat.
Sagittarius).
Wegen der durch die Kreiselbewegung des Erdkörpers
hervorgerufenen Präzession der Erdachse wandert der Winterpunkt
im Laufe von ca. 25780 Jahren einmal durch den gesamten
Tierkreis (sog. Platonisches Jahr). So lag er während der
Antike noch im Sternbild des Steinbocks (lat. Capricornus). Aus
dieser Zeit stammt auch die Bezeichnung "Wendekreis des
Steinbocks" für den südlichen Wendekreis. In den nächsten 300
Jahren wird sich der Winterpunkt ins Sternbild Schlangenträger
(lat. Ophiuchus) verschieben.
Auf der Nordhalbkugel herrschen am Donnerstag der kürzeste Tag und
die längste Nacht des Jahres, weil der größte Teil der
täglichen Sonnenbahn unterhalb des Horizontes verläuft. In
Frankfurt am Main (auf ca. 50° nördl. Breite, ca. 8.5°
östlicher Länge) geht die Sonne um 08:21 Uhr auf und um 16:26
Uhr unter, der lichte Tag dauert also 8 h und 5 min und die
Sonne erreicht mit ca. 16.5° ihre kleinste jährliche
Mittagshöhe über dem Horizont. In der Nähe des nördlichen
Polarkreises
gibt es zur Wintersonnenwende einen Tag ohne Sonnenaufgang,
weiter polwärts herrscht bereits Polarnacht.
Wenn auch kalendarisch noch lange Winter ist, nach der
Sonnenwende werden die Tage wieder länger und allmählich kehrt
die Sonne zu uns zurück.
Hält sich nun das Wetter in Deutschland auch an den kalendarisch
verordneten Beginn des Winters?
Ein Blick auf die Wettermodelle zeigt da doch eher ein
differenziertes Bild. Statt einer weiteren Abkühlung mit einer
Einwinterung auch im Flachland soll sich in den nächsten Tagen eher
eine Westströmung durchsetzen, so dass im Wesentlichen feucht-milde
Luft vom Atlantik zu uns herantransportiert wird.
Dadurch gehen die Niederschläge, die heute noch teilweise als Schnee
fallen werden bzw. gefallen sind, morgen in Lagen unterhalb von rund
1000 m allmählich in Regen über und bei Temperaturen von 2 Grad am
Alpenrand und bis zu 10 Grad am Niederrhein setzt sich auch in den
Mittelgebirgen Tauwetter durch. Dieses Tauwetter wird sich am Freitag
noch verstärken, wenn die Schneefallgrenze sogar bis auf 1500 m Höhe
steigen dürfte und die Temperaturspanne sich zwischen 5 Grad im
Südosten Bayerns sowie 11 Grad an Ems und Rhein bewegen wird. Dazu
fällt bei überwiegend starker Bewölkung hin und wieder etwas Regen.
An Heilig Abend wird es dann allerdings wieder etwas kälter, da die
Strömung vorübergehend auf nordwestlichen Richtungen drehen und ein
Schwall kälterer Meeresluft zu uns vorstoßen soll. So wird die
Schneefallgrenze im Tagesverlauf allmählich wieder auf etwa 500 m
absinken, aber in den Niederungen bleibt es bei Temperaturen zwischen
3 und 8 Grad bei Regen, der zum Abend hin nachlässt.
Die Chancen auf weiße Weihnacht sind somit in den Niederungen sehr
gering, in den mittleren Lagen der Mittelgebirge mäßig, in den
Hochlagen der Mittelgebirge bei rund 800 m und darüber dagegen hoch.
© Deutscher Wetterdienst
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