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31. Januar 2021 | Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Die Glätte

Die Glätte

Datum 31.01.2021

Es ist Ende Januar und somit Winter. Ein täglicher Geselle sowohl im Leben als auch in den Warnungen ist die Glätte. Wir schauen uns heute die 4 Arten und ihre Entstehung an.

Im Winter ist es eigentlich normal, dass es glatt wird. Jedoch haben die Winter der letzten Jahre dafür gesorgt, dass man sich der Glätte entwöhnt. In diesem Winter sind wir mit wiederholten Niederschlägen und Temperaturen teils auch tagsüber im Frostbereich besonders glättegeplagt. Fast jeden Tag warnt der Deutsche Wetterdienst vor Glätte, sei es durch Schnee, Reif oder überfrierende Nässe. An einzelnen Tagen gab es sogar Glatteis, also Eisbildung durch auf kalten Böden gefrorenen Regen.


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Am einfachsten zu erkennen ist die Schneeglätte. Sie bildet sich, wenn der gefallene Schnee zusammengepresst wird, sich dadurch kurz verflüssigt und diese Flüssigkeit (Wasser) wieder an der Oberfläche gefriert. Besonders häufig lässt sich diese Schneeglätte bei altem Schnee finden. Diese Glätteart ist im Allgemeinen gut vorhersagbar und aufgrund ihrer Offensichtlichkeit auch leicht zu umgehen.

Schon etwas weniger deutlich zu erkennen und nur großflächig vorhersagbar ist Reifglätte. Das Prinzip ist ähnlich der Schneeglätte. Der Reif wird durch Kompression kurz verflüssigt und friert dann an Oberflächen fest. Tückisch ist die Reifglätte, weil sie oft nicht so flächig auftritt. Zudem entscheiden die Belagsart sowie der Randbewuchs an Straßen und Wegen über die Glättebedingungen und können so auf relativ kurzen Wegen zu verschiedenen Glättesituationen führen.

Reif selbst entsteht auf zwei Arten: durch Strahlung und durch Advektion. Strahlungsreif tritt nachts bei wolkenlosem oder wolkenarmem Himmel auf, also bei nahezu ungehinderter langwelliger Ausstrahlung. Dabei kühlt die Temperatur am Boden oder in Bodennähe unter den Gefrierpunkt ab. Der in der Luft enthaltene Wasserdampf lagert sich in Form von Eisnadeln an der Oberfläche ab. Beim Advektionsreif wird feuchte und verhältnismäßig milde Luft über Flächen geführt, die sich bereits unter den Gefrierpunkt abgekühlt haben. An der Grenzfläche setzt sich dann der Wasserdampf als Eis ab.

Glatteis zählt zu den gefährlichsten Glättearten und ist meist nur sehr kurzfristig vorhersagbar. Es entsteht durch spontanes Gefrieren von Regen oder Sprühregen am Erdboden oder an Gegenständen. Dabei muss zumindest entweder der Niederschlag oder aber die Oberfläche unterkühlt sein, damit sich beim Zusammentreffen Eis bilden kann. Ist der Regen verhältnismäßig warm und "nur" die Oberfläche unterkühlt, taut der weiter fallende Regen die Eisschicht oft schnell wieder auf und die Glätte ist nur von kurzer Dauer. Beim Fallen von unterkühltem Regen, also Regen mit einer Wassertemperatur unter 0 Grad, kann sich jedoch auf dem Erdboden eine dickere Eisschicht bilden, die dann längere Zeit für glatte Straßenverhältnisse sorgt.

Die wohl gefährlichste Glätteart, und nicht zu verwechseln mit Glatteis, ist die Eisglätte. Sie lässt sich schwer vorhersagen und es muss auch nicht unmittelbar vorher Regen gefallen sein. Eisglätte entsteht, wenn Wasser auf Straßen und Wegen gefriert. Dabei muss sich die Oberfläche unter den Gefrierpunkt abkühlen, was durch nächtliche Ausstrahlung oder Zufuhr deutlich kälterer Luft geschieht. Oft rechnet man nicht mit Eisglätte. Sie tritt nicht verbreitet auf und hängt von der Art und Menge des Wassers ab. Nicht selten bildet sich eine ordentliche Eisschicht, die unter Umständen auch nur schwer wieder taut.

Egal welche Art von Glätte, die Folgen können schmerzhaft und teuer sein. Daher ist ein Blick in den Wetterbericht oder auch die Warnlage nicht verkehrt. Eine angepasste Verhaltensweise sowie eine funktionale Winterausrüstung können vor unangenehmen Überraschungen schützen.



© Deutscher Wetterdienst