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20. Dezember 2019 | Dipl.-Met. Christian Herold

Wetterextreme 2019 Teil 1

Wetterextreme 2019 Teil 1

Datum 20.12.2019

Das heutige Thema des Tages behandelt den ersten Teil der Zusammenfassung des Wetterjahres 2019 mit Schwerpunkt auf extreme Wetterereignisse.

Januar - Die "Schneekatastrophe" in den Alpen

Zu Beginn des Jahres stellte sich eine länger andauernde Nordwestwetterlage ein. Dabei wurde mit nordwestlicher Strömung immer wieder feuchte und mäßig kalte Meeresluft herangeführt. An den Alpen und an den Nordrändern der östlichen Mittelgebirge stellte sich eine intensive Staulage ein. Dadurch haben sich beträchtliche Schneemengen akkumuliert, sodass in den Alpentälern verbreitet über ein Meter Schnee lag. In den bayerischen Alpen galt die zweithöchste Lawinenwarnstufe und die Bundeswehr wurde zum Abschaufeln der Dächer eingesetzt. Sehr außergewöhnlich war die Lage jedoch nicht. Solche heftigen Schneefälle kamen in den Alpen in der Vergangenheit schon öfter vor. Aufgrund der schneearmen Winter der vergangenen Jahre geriet dies offensichtlich in Vergessenheit, sodass das Ereignis als Schneekatastrophe "gehypt" wurde. In tieferen Lagen war es allerdings zu warm, sodass dort nur zeitweise etwas Schnee fiel. Insgesamt verlief der Januar auch aufgrund des Fehlens von klaren, kalten Nächten etwas zu warm und deutlich zu nass. Eine längere wolkenarme Hochdruckphase gegen Ende des Monats brachte die Sonnenscheindauer dann trotzdem auf ein normales Maß.


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Februar - Der erste Frühlingsmonat

Nach einer windigen und nassen Westwetterepisode mit weiteren Schneefällen im Bergland, stellte sich die Zirkulation ab der 2. Februarwoche komplett um. Ein blockierendes Hochdruckgebiet setzte sich über Mitteleuropa fest und hielt die Tiefdruckgebiete von Deutschland fern. Dabei floss für die Jahreszeit ungewöhnlich warme Luft ein. Auch wenn die Nächte noch frostig waren, stieg die Temperatur tagsüber verbreitet über 15 °C. Gegen Ende des Monates wurde im Westen sogar verbreitet die 20 Grad-Marke geknackt. So war der Februar deutlich zu warm, zu sonnenscheinreich und zu trocken.

März - Stürmische Westwetterlage

Pünktlich zum Monatsbeginn meldete sich die Westwetterlage zurück. Sturmtief "Bennet" hielt am 04.03. die Rosenmontagszüge in Atem. An der Kaltfront kam es vermehrt zu schweren Sturmböen, größere Schäden blieben allerdings aus. Anders war dies am 11.03., als Sturmtief "Eberhard" über Deutschland fegte. Die stärksten Böen traten nur in einem schmalen Streifen von Nordrhein-Westfalen über Nordhessen, Thüringen, dem südlichen Sachsen-Anhalt bis nach Sachsen auf. In diesem Streifen wurden Orkanböen über 120 km/h gemessen. Damit sollte Eberhard der stärkste Sturm im Jahr 2019 sein. Von der Stärke her blieb er aber deutlich hinter den großen Stürmen der vergangenen 10 Jahre, wie z. B. Kyrill oder Christian, zurück. Das letzte Märzdrittel war dann von Hochdruckwetterlagen geprägt. In der Gesamtbilanz viel der März deutlich zu warm und zu nass aus.

April - Die Trockenheit ist zurück.

Anfang April lag eine ausgeprägte Luftmassengrenze über Deutschland. Während am 04.04. im Schwarzwald bei Höchstwerten von 1 °C Schnee fiel, wurde es in Regensburg mit 24 °C fast sommerlich. Die Großwetterlage änderte sich allerdings im weiteren Verlauf. So war ein Großteil des Monats von einem Hochdruckgebiet über Skandinavien geprägt, das sich nach Osteuropa verlagerte. Dies nennt man auch eine "Omegalage", die im Allgemeinen als sehr stabil gilt. So blieb es die meiste Zeit des Monats zu warm und sehr trocken. Gegen Mitte des Monats wurde mit einer östlichen Strömung noch kühle Polarluft herangeführt. Mäßige Nachtfröste mit Temperaturen von bis zu -10 °C führten zu Frostschäden an der bereits fortgeschrittenen Vegetation. Im letzten Drittel des Monats setzte dann eine deutliche Erwärmung ein. Eine Kaltfront brachte am 24.04. die erste schwere Gewitterlage des Jahres. Gewitter mit schweren Sturmböen und eine nachfolgende Sturmfront sorgten für Windbruch. Besonders betroffen war der Taunus, wo durch Kanalisationseffekte orkanartige Böen erzeugt wurden.

Mai - Die Rückkehr des Winters

Die bereits erwähnte Kaltfront leitete einen längeren, kalten Witterungsabschnitt ein. Eine Nordlage führte im ersten Maidrittel arktische Kaltluft heran, die zu wiederholten Spätfrösten führte. In den Mittelgebirgen und an den Alpen fiel sogar etwas Schnee. Die Kälte hielt sich bis Mitte des Monats. Dann setzte eine deutliche Erwärmung ein. Ziemlich spät gab es in diesem Jahr die ersten Sommertage. Trotz der Erwärmung setzte sich immer wieder tiefer Luftdruck über Mitteleuropa fest, was zu kräftigem Regen und Gewittern führte. An den Alpen gab es Hochwasser und auch sonst kam es zu zahlreichen Überflutungen durch Starkregen. Aufgrund der häufigen Niederschläge in den Alpen, die in den Gipfellagen noch als Schnee fielen, wurde Ende Mai auf der Zugspitze mit 6,45 m die höchste Schneehöhe seit fast 40 Jahren registriert. Die Bilanz des Monats: Einer der kältesten Maimonate der vergangenen 30 Jahre.

Juni - Schwere Gewitter und Hitze

Im Juni setzte sich tiefer Luftdruck über dem Ostatlantik fest. Vorderseitig dieses Tiefs wurde schwüle und heiße Luft nach Mitteleuropa geführt. So gab es am Anfang des Monats die erste kleine Hitzewelle, die mit kräftigen Gewittern am 07.06. beendet wurde. Mit einer Luftmassengrenze, die sich immer wieder über Deutschland regenerierte, kam es im Folgenden zu sehr dynamischen Gewitterlagen, die ihren Höhepunkt an Pfingsten fanden. Zu erwähnen ist eine Superzelle (rotierendes Gewitter), die vom Allgäu bis nach Regensburg zog. Sie erfasste dabei unter anderem den Münchner Nordosten, wo es einen Hagelsturm mit Korndurchmessern von bis zu 5 cm gab. Zahlreiche Autos und Fassaden wurden beschädigt. Dabei wurden Erinnerungen an den Hagelsturm von 1984 wach. Eine zweite, länger andauernde Hitzewelle kam dann am Ende des Monats. Verbreitet wurde es über 35 °C heiß. Der Allzeitrekord wurde aber nur knapp verfehlt. Der Juni 2019 sollte als einer der wärmsten seit den Aufzeichnungen in die Geschichte eingehen. Zwar gab es viele Gewitter, die aber in der Fläche kaum Regen brachten. So war der Juni deutlich zu trocken.



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