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09. September 2017 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Wirbelstürme und volkswirtschaftliche Schäden

Wirbelstürme und volkswirtschaftliche Schäden

Datum 09.09.2017

Wirbelstürme sind nicht nur meteorologische Ereignisse, sondern führen auch zu menschlichen Tragödien und physikalischen Folgen. Über die physikalischen Folgen, nämlich die berechenbaren volkswirtschaftlichen Schäden, schreiben wir heute im Thema des Tages.

Über die meteorologischen Aspekte der Hurrikans haben wir an dieser Stelle schon öfters berichtet. Zur aktuellen Lage gab es bereits mehrere Themen des Tages und den weiteren vorhergesagten Sturmverlauf können Sie in den Medien, unter anderem auch auf unseren SocialMedia Kanäle bei Facebook und Twitter, verfolgen. Heute wollen wir uns den volkswirtschaftlichen Folgen solcher Ereignisse widmen. Harvey soll einen Rekordschaden von 150 bis zu 180 Milliarden US$ angerichtet haben, also wesentlich mehr als alle anderen Wirbelstürme davor. Das hört sich einerseits sehr rekordverdächtig an, andererseits gilt es im Vergleich zu früheren Schäden folgende Entwicklungen zu berücksichtigen:



1. Die Inflation Sie betrug in Bezug auf den Lebenshaltungsindex während der letzten 10 Jahre in Amerika knapp 25%. Die 125 Mrd US$ Schäden von Katrina entsprechen damit schon 152 Mrd US$ auf heutigem Preisniveau, liegen also im Bereich der eingeschätzten Schäden von Harvey. 2. Wertvolleres Eigentum Die Gegenstände oder auch Häuser, die sich die Leute anschaffen, werden immer wertvoller. Auch dadurch steigen die Schäden an. 3. Meteorologisch ungeeignete Besiedlungsflächen Es werden immer mehr Gegenden besiedelt, die man früher genau wegen solcher zu erwartenden Katastrophen mied. Das und die damit einhergehende Versiegelung der Landschaft mit den sich daraus ergebenden Überschwemmungen lassenb steigt die Schadenssumme weiter steigen.

Man sieht also, dass immer neuen Rekordschäden ganz "natürliche" Ursachen zu Grunde liegen können und dass man deswegen nicht auf immer schlimmere meteorologische Ereignisse schließen muss. Gegenrechnen muss man allerdings die immer effektiveren Schutzmaßnahmen, die zur Schadensvermeidung und Minimierung der Versicherungsbeiträge ergriffen werden.

Damit wären wir nun bei den vesicherungswirtschaftlichen Betrachtungen und fragen uns, wie es von Seiten der Versicherungen, die sich mit diesen Schäden arrangieren müssen, aussieht. Im Regelfall landen diese großen Elementarschäden bei Rückversicherern, die daher eigene Abteilungen für die Einschätzungen dieser Elementarschäden haben. Deren Untersuchungen ergaben folgendes Bild:

Weltweit betrachtet gibt es die meisten versicherten Schäden (ca.70%) durch Sturmereignisse in der Ausdehnung zwischen Tornado mit Schneisen von ca. 100 m * 10er Kilometer und Hurrikan (Taifun, Zyklon, Willy-Willy) mit Durchmessern bis zu 1500 km und Zugbahnen im 1000er Kilometerbereich. Insbesondere die Zugbahnen der Hurrikane (über dem Atlantik) sind versicherungsrelevant, denn sie überqueren Industriestaaten, in denen ein größerer Teil der Schäden versichert sind. Weltweit steigen die relevanten Schadensereignisse seit den 80er Jahren an; von gut 200 auf 700 im Jahre 2015. Während es bei Erdbeben und klimatologischen Ereignissen (Dürren, Waldbrände) kaum Änderungen gibt, steigen die Fallzahlen bei Stürmen bzw. Überschwemmungen auf etwa das doppelte an. Die mit den obigen Bedingungen gewichteten, bis zu etwa 350 Mrd $ jährlichen Gesamtschäden, die zum überwiegenden, aber immer geringeren Teil nicht versichert sind, zeigen diesen Anstieg aber nicht.

Wir sehen also: Die von den Stürmen angerichteten materiellen Schäden sind zwar immens, die nominal steigenden Schäden müssen aber immer unter Berücksichtigung sich ändernden Bedingungen betrachtet werden.*



© Deutscher Wetterdienst

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