06:27 MESZ | 19.06.2025 Profi-Wetter| Mobile Seite| Kontakt| Impressum| Datenschutz
Facebook Twitter
Drucken
30. September 2015 | M.Sc. Met. Stefan Bach

Größtes antarktisches Ozonloch seit 2008

Größtes antarktisches Ozonloch seit 2008

Datum 30.09.2015

Das antarktische Ozonloch war in den Jahren 2012 und 2013 sowohl in Größe und Andauer begrenzt, was Hoffnungen auf eine Erholung der Ozonschicht weckte. Das diesjährige Ozonloch ist nun aber das größte seit 2008.

Für gewöhnlich kommt es jedes Jahr über der Antarktis ab August zu einer schnellen und kräftigen Abnahme der Ozonschicht. Dieses Phänomen wird antarktisches Ozonloch genannt. Zum Jahresende hin füllt sich dieses Loch aber wieder auf.

Was aber ist Ozon überhaupt und warum bilden sich Löcher?

Ozon ist ein aus drei Sauerstoffatomen bestehendes Molekül. Dieses bei Zimmertemperatur und normalem Luftdruck farblose Gas hat zwei Gesichter: Am Boden ist es aufgrund seiner oxidierenden Wirkung für Menschen, Tiere und Pflanzen schädlich, aber in der Stratosphäre (das ist diejenige Schicht der Atmosphäre, die sich etwa zwischen 11 und 50 km Höhe befindet) schützt das dort befindliche Ozon vor der schädlichen UV-Strahlung der Sonne. Die höchste Ozonkonzentration findet man in einer Höhe von 32 Kilometern. Gemessen wird der Gehalt an Ozon in sogenannten Dobson-Einheiten (Dobson Unit - DU). Wenn man das gesamte Ozon aus einer vom Erdboden bis ins Weltall reichenden Luftsäule nehmen und auf eine Temperatur von 0 °C und einen Druck von 1013,25 hPa (1 atm), also den Normaldruck auf der Erde, bringen würde, wäre diese Säule etwa 0,3 cm (oder auch 0,3 atm-cm) dick. Aus praktischen Gründen definierte man eine Dobson Unit als 0,001 atm-cm. Daher entspricht eine Säule von 0,3 atm-cm 300 DU. Von einem Ozonloch spricht man, wenn der Wert von 220 DU unterschritten wird. Diese Zahl wurde als Grenzwert festgelegt, da sich in historischen Beobachtungen von 1930 bis 1979 keine niedrigeren Werte finden lassen.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Der Abbau des Ozons in der Stratosphäre wird neben natürlichen Quellen (wie zum Beispiel Vulkanausbrüche) hauptsächlich durch gasförmige Halogenverbindungen verursacht, die über einen langen Zeitraum in höhere Atmosphärenschichten transportiert werden. Vorrangig sind hier die in früherer Zeit durch den Menschen in die Atmosphäre eingebrachten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) zu nennen. Mittlerweile hat Lachgas (Distickstoffmonoxid), das unter anderem durch Stickstoffdüngung der Böden in die Atmosphäre eingebracht wird, deren Rolle als bedeutendste Quelle ozonschädlicher Emissionen übernommen. Diese Stoffe sammeln sich aufgrund getrennter Temperatur- und Strömungsverhältnisse in der Stratosphäre und können von dort nicht mehr so einfach verschwinden. Sie dienen als Katalysator für die Reaktion von Ozon zu gewöhnlichem Sauerstoff. Die Abnahme der Ozonschicht hat negative Folgen sowohl für den Menschen als auch für seine Umwelt, da mehr UV-B-Strahlung auf die Erdoberfläche gelangt. Sofern man sich nicht dagegen schützt, kann das beim Menschen zu Hautschäden bis hin zum Hautkrebs führen. Aus diesem Grund beschloss man 1987 im "Montreal-Protokoll" das Verbot der Emission von FCKW in die Atmosphäre.

Für das ausgeprägte Ozonloch im antarktischen Frühjahr ist unter anderem auch die Bildung polarer Stratosphärenwolken (PSC) verantwortlich. Für gewöhnlich gibt es in der Stratosphäre aufgrund der dort herrschenden Trockenheit keine Wolken. Wenn aber während der südlichen Polarnacht die Temperaturen besonders tief sind, können Reste von Wasserdampf zusammen mit Salpetersäure (Sauerstoffsäure des Stickstoffs) gefrieren und so die PSCs bilden. Wenn sich die Dunkelheit in der Polarnacht dem Ende zuneigt, können nun bei Sonnenaufgang (je höher man in der Atmosphäre ist, desto eher geht die Sonne während der Polarnacht wieder auf) durch chemische Reaktionen sehr viele Ozon zerstörende Radikale frei werden. Dass das Ozonloch auf der Südhalbkugel viel ausgeprägter ist als auf der Nordhalbkugel, liegt in der Form des antarktischen Kontinents begründet. Während der Polarnacht entstehen großräumige Höhentiefs, die sogenannten Polarwirbel. Diese behindern den Zufluss von Luft aus den tropischen Ozon-Entstehungsgebieten, wo durch die starke Sonneneinstrahlung die meisten zweiatomigen Sauerstoffmoleküle zu dreiatomigem Ozon umgewandelt werden, zu den Polen. Findet dieser Zufluss statt, nennt man dies die Brewer-Dobson-Zirkulation. Aufgrund der großen Eisflächen und der im Wesentlichen runden Form des antarktischen Kontinents ist dort der Polarwirbel an seinen Rändern wenig gestört und es können sehr tiefe Temperaturen bis -85 °C erreicht werden. Auf der Nordhalbkugel aber stören die Gebirge der hohen Breiten und Meeresströmungen eine solche starke Ausprägung des Polarwirbels, wodurch wärmere Luft eingemischt wird. In der Folge können bei nicht so tief absinkenden Temperaturen keine PSCs entstehen, was zu einer Dämpfung des Ozonabbaus führt.

Gegen Ende jedes Jahres wird die Ozonschicht am Südpol durch das Verschwinden des Polarwirbels und den resultierenden Zustrom ozonreicher Luft aus Richtung Äquator wieder aufgefüllt.

Wie Sie dem Diagramm entnehmen können, ließ sich, verglichen mit den Vorjahren, in diesem Jahr (schwarze Linie) zwar recht spät ein Ozonloch beobachten. Dafür gewann es aber rasch an Größe und erreichte bereits am 17. September eine Größe von über 25 Millionen Quadratkilometern (km²). Zwei Tage später hatte es mit 26,66 Millionen km² seine bisher größte Ausdehnung. Damit ist es das größte Ozonloch seit 2008. Damals hatte das Ozonloch am 12. September eine Größe von 27 Millionen km². Mit 29,86 Millionen km² erreichte das antarktische Ozonloch am 9. September 2000 seine historisch maximale Ausdehnung. Diese riesigen Flächenangaben kann man sich vielleicht besser vorstellen, wenn man die Fläche des größten Landes der Erde, nämlich Russlands, gegenüberstellt. Diese beträgt "nur" ungefähr 17 Millionen km².

Nach aktuellen Trends soll das Ozonloch noch etwas anwachsen und könnte somit das größte seit 2006 (29,6 Mio. km²) werden. Dennoch lässt eine globale Verringerung des Ozonabbaus auf eine allmähliche Erholung der Ozonschicht hoffen.



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

18.06. - Der Schlüssel zur Klimageschichte: Klimaproxys – Teil 2

17.06. - ICON-RUC – Wetterupdate im Stundentakt

16.06. - Rückblick auf die Gewitterlage vom vergangenen Wochenende

15.06. - Erste Tornadozwischenbilanz 2025

14.06. - Gewitterlage mit (großen) Unsicherheiten

13.06. - Hitzewarnsystem des DWD

12.06. - Der Schlüssel zur Klimageschichte: Klimaproxys – Teil 1

11.06. - Abkühlung in Sicht!

10.06. - Kanadischer Rauch trübt Sonnenschein in Europa

09.06. - Erste Hitzewelle des Jahres?

08.06. - Das Weltwetter im Fokus! Wo wird es extrem?

07.06. - Durchwachsene Pfingsten, danach Weichenstellung auf Sommer!

06.06. - Wie entsteht großer Hagel?

05.06. - Schwere Gewitter in Süddeutschland - Ein Rückblick

04.06. - Schwere Gewitterlage

03.06. - Deutschlandwetter im Frühjahr 2025

02.06. - Deutschlandwetter im Mai 2025

01.06. - Gewitternachlese

31.05. - Der Bergsturz von Blatten – Wenn die Alpen ins Rutschen geraten

30.05. - Starkregen, Hagel und einzelne Tornados: Ein Rückblick auf letzten Mittwoch

29.05. - Unwettergefahr am Wochenende

28.05. - Ausflug ins Weltraumwetter – Der aktuelle Sonnenzyklus 25

27.05. - Der Himmel ist bunt – Der Regenbogen

26.05. - Früher Monsun in Indien

25.05. - Vater(Männer)tag in Regenjacke?

24.05. - Unbeständige Witterungsphase

23.05. - Klimadiagramme

22.05. - Eröffnung eines Infopavillons am Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg

21.05. - Der Wetterhahn

20.05. - Vor 12 Jahren: EF5-Tornado in Moore - der letzte seit mehr als einem Jahrzehnt