10. Juli 2015 | Dipl.-Met. Johanna Anger
Tief Thompson und Hoch Clara
Nachdem eine Hitzewelle in den ersten Julitagen nicht nur für schweißtreibende Temperaturen sondern auch für teils schwere Gewitter sorgte, erweckte der gestrige Donnerstag schon fast einen frühherbstlichen Eindruck.
So lagen die Höchstwerte vor allem in der Nordhälfte Deutschlands verbreitet unter 20 Grad. Dazu wehte ein starker bis stürmischer West- bis Nordwestwind, der vor allem an den Küsten von Nord- und Ostsee deutlich zu spüren war. Etwas wärmer und weniger windig blieb es in der Südhälfte, wo die Temperatur meist auf Werte zwischen 19 und 23 Grad anstieg.
Wenn der Wind über die Stoppeln geht wird es Herbst - sagte meine Mutter immer. Hoffentlich hat sie unrecht. pic.twitter.com/LMtwaRwhKX
— Ronald Dempfel (@Heimatfotos) 9. Juli 2015
Auslöser für die Zufuhr der kühleren Luftmasse war Tief Thompson,
übrigens das gleiche Tief, das am vergangenen Dienstag nochmal für
einen kurzen, aber kräftigen Warmluftschub gesorgt hatte. Doch wie
kommen diese Temperatursprünge zustande?
Noch am Dienstag befand sich Tief Thompson mit seinem Kern über
Schottland. Da ein Tief auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn
umströmt wird, wurden auf der Ostflanke des Tiefs die warmen
beziehungsweise heißen Luftmassen mit einem südwestlichen Wind von
der Iberischen Halbinsel zu uns geführt. Am Mittwoch zog das Tief
schließlich über die Nordsee hinweg Richtung Südskandinavien und lag
am gestrigen Donnerstag mit seinem Kern über Schweden beziehungsweise
über der Ostsee. Dadurch gelangte Deutschland auf die Südwestflanke
des Tiefs, was mit einer Winddrehung zunächst auf West und
schließlich auf Nordwest einherging. Die Luft kam nun also nicht mehr
aus dem Süden, sondern aus dem Nordwesten und Norden Europas zu uns.
Die ist auch zu dieser Jahreszeit relativ kühl und auf dem Weg über
die Nordsee mit Wassertemperaturen zwischen 14 und 17 Grad kann sie
auch nicht viel Wärme aufnehmen.


Die Zufuhr der kühleren Luft hielt auch in der vergangenen Nacht noch
weiter an. So war es wenig verwunderlich, dass die Nachttemperaturen
mit nur wenigen Ausnahmen unter 10 Grad lagen. Die tiefsten
Temperaturen mit Werten um 4 Grad wurden in den westlichen
Mittelgebirgen erreicht.
Am heutigen Freitag verbleibt Tief Thompson zunächst noch über der
nördlichen Ostsee. Von Westen folgt aber schon Hoch Clara, das heute
Mittag mit seinem Schwerpunkt bereits über dem Westen Deutschlands
liegen wird. Da ein Hoch im Uhrzeigersinn umströmt wird, bedeutet
das, dass der teils kräftige Nordwestwind im Norden und Nordosten
heute zunächst noch anhält. Sonst dreht der Wind bereits auf östliche
Richtungen beziehungsweise später auf Südost, so dass die
Temperaturen im Süden und Westen mit Unterstützung der Sonne wieder
leicht ansteigen werden. Am morgigen Samstag verlagert sich das Hoch
voraussichtlich in den Nordosten Deutschlands. Mit einer Winddrehung
ist dort zwar noch nicht zu rechnen, der Wind lässt aber deutlich
nach und unter Hochdruckeinfluss kann sich die Luft wieder auf Werte
über 20 Grad erwärmen. In die anderen Regionen Deutschlands gelangt
auf der Westseite des Hochs mit einer auf Süd drehenden Strömung
deutlich wärmere Luft. Im Südwesten werden erneut Höchsttemperaturen
über 30 Grad erwartet, örtlich sind bis zu 33 Grad möglich.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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