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20. Dezember 2014 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Rückblick: 26. Dezember 2004 - Tsunami vor Sumatra

Am zweiten Weihnachtstag jährt sich zum zehnten Mal die Tsunamikatastrophe infolge des Erdbebens im Indischen Ozean. Der ausgelöste Tsunami verwüstete die Küsten der östlichen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans und forderte etwa 230000 Tote (darunter 537 Deutsche), 110000 Schwerverletzte und 1.7 Millionen Obdachlose.


Auch die ökologischen, kulturellen und materiellen Schäden sind unermesslich. Als Tsunami (jap. "Hafenwelle") bezeichnet man eine sich rasch fortpflanzende Meereswoge, die durch ein Erdbeben auf dem Meeresgrund (Seebeben) ausgelöst wird. Ihre Entstehung hat nichts mit den interdiurnen Wechseln zwischen Ebbe und Flut (Gezeiten) zu tun, ebenso wenig spielt der Wind eine Rolle. Weiterhin dürfen sie nicht mit den sog. "Monsterwellen" (auch als Riesenwellen, Kaventsmänner oder engl. Freakwaves bezeichnet) verwechselt werden, welche selten auftretende Teilkomponenten des sich aus Wellen unterschiedlicher Länge (und damit Ausbreitungsgeschwindigkeit) sowie Richtung zusammensetzenden Seeganges sind. Tsunamis haben ihre Ursache meistens in Hebungen und Senkungen des Meeresbodens nach Seebeben, ein weitaus geringerer Teil infolge von Vulkanausbrüchen, küstennahen oder unterseeischen Bergstürzen und Meteoriteneinschlägen.

Dem am 26.12.2004 die Küsten vieler Anrainerstaaten des Indischen
Ozeans verheerenden Tsunami ging um 00:58:53 UTC, also morgens kurz
vor 8 Uhr Ortszeit, ein Seebeben mit Schwerpunkt bei 3.3°N und 95.9°E
in etwa 30 km Tiefe voraus. An der Subduktionszone zwischen
Eurasischer und Indo-Australischer Platte, die mit einer
Geschwindigkeit von ca. 6 bis 8.5 cm pro Jahr aneinander
vorbeidriften, entluden sich die durch Scherung aufgebauten
Spannungen in einem Beben der Stärke 9.1 auf der nach oben offenen
Richter-Skala. Spätere Untersuchungen lassen auf eine ca. 1600 km
lange Zone entlang des nördlichen Sunda-Grabens als Epizentrum
schließen. Nach Modellexperimenten hätte eine punktförmige Quelle
niemals eine derartige Zerstörungskraft entfalten können. Die frei
gewordene Energie entsprach einem Äquivalent von 32 Gigatonnen TNT
bzw. der Hälfte des jährlichen Energieverbrauches der USA. Damit war
das sog. Sumatra-Andamanen-Beben das zweitstärkste seit Beginn
seismischer Messungen, in der Folgezeit registrierte man noch mehrere
z.T. heftige Nachbeben.

Die Primärwellen des Bebens breiteten sich longitudinal, also in
Schwingungsrichtung, mit einer Geschwindigkeit von ca. 10 km/sec aus
und erreichten europäische Seismographen nach etwa 12 Minuten. Die
transversal, also quer zur Ausbreitungsrichtung schwingenden
Sekundärwellen benötigten für die gut 7000 km nach Europa eine
Laufzeit von ca. 42 Minuten. Demgegenüber bewegte sich die durch
ruckartige Versetzung ins Schwingen geratene, gigantische Wassermasse
deutlich langsamer, der entstandene Tsunami breitete sich mit etwa
700 km/h aus, andere Schätzungen sprechen von 900 km/h. Dabei traf in
vielen Gebieten zunächst ein Wellental die Küste, das erklärt die
vielen Augenzeugenberichte vom zurückweichenden Meer. Anderswo
erreichten bis zu sechs Flutwellen mit steigender Wellenhöhe die
Küsten und drangen unter teilweise großer Zerstörungswirkung ins
Landesinnere vor. Beispielsweise in Banda Aceh, einer Stadt auf der
indonesischen Insel Sumatra, beobachtete man unmittelbar am Strand
Wellen von circa 10 m Höhe, weiter stadteinwärts immer noch von 3 m
Mächtigkeit. Die unmittelbar an der Küste gelegenen, nördlichen
Stadtteile wurden nahezu vollständig vernichtet. Wahrscheinlich gab
es allein in Banda Aceh fast 60.000 Tote.


Zahlenangaben: United States Geological Survey; Wikipedia


© Deutscher Wetterdienst

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