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27. Dezember 2025 | M.Sc. Meteorologe Thore Hansen

Nicht aufs Glatteis führen lassen

Nicht aufs Glatteis führen lassen

Datum 27.12.2025

In der Nacht zum Samstag gab es im Norden Deutschlands örtlich Glatteis durch gefrierenden Sprühregen. Wir erklären, wie es unter Hochdruckeinfluss dazu kommen konnte und warum diese Prognose für uns Meteorologen schwierig ist.

Ab dem späten Nachmittag bzw. frühen Abend des gestrigen Freitags kam es in einem breiten Streifen in etwa von der Elbmündung über Hamburg nach Berlin und weiter Richtung Frankfurt (Oder) zu einer tückischen Kombination. Aus einer tiefen, aber nicht besonders mächtigen Wolkendecke fiel Sprühregen bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt.

Exemplarisch für die meteorologische Situation in den untersten hundert Metern der Troposphäre soll der Radiosondenaufstieg von Lindenberg, südöstlich von Berlin vom Samstag, den 27.12.2025 um 7 Uhr stehen. Sehr ähnliche Bedingungen gab es in der Nacht auch weiter nördlich und nordwestlich in dem angesprochenen Streifen. Der Radiosondenaufstieg zeigt am Boden eine Temperatur von etwa -2 Grad, bis etwa 570 m Höhe nimmt diese auf rund -4 Grad ab, bei praktisch vollständig gesättigter Luft (Taupunkt=Temperatur). Ein völlig anderes Bild ergibt sich in 710 Meter Höhe, dort war die Luft etwa +5 Grad "warm" zugleich war die Luft zwar absolut feuchter, relativ gesehen deutlich trockener als in tieferen Schichten. Dies zeigt sich an der Differenz von Taupunkt und Temperatur, die deutlich zugenommen hat und in höheren Luftschichten noch markanter wird. An dieser Grenzschicht bzw. Inversion zwischen 600 und 700 Meter lag die Obergrenze der Wolken. Die Niederschlagsbildung fand also darunter statt.

Radiosondenaufstieg von Lindenberg vom 27.12.2025 07 Uhr
Radiosondenaufstieg von Lindenberg vom 27.12.2025 07 Uhr




Bei Temperaturen unter -10 Grad finden sich in Wolken in aller Regel unterkühlte Wassertröpfchen und erst bei niedrigeren Temperaturen findet allmählich ein Übergang zu Eiskristallen statt. Im betrachteten Fall gab es nur unterkühlte Wassertröpfchen. Diese werden aber erst zum Problem, wenn diese auch aus der Wolke herausfallen und den kalten Boden erreichen. Dies war ab dem Freitagabend der Fall. Wahrscheinlich, weil die feuchte Schicht nun besonders feucht und ausreichend dick war, um Tröpfchen zu generieren, die schwer genug waren herauszufallen. Am Boden bildete sich als Folge eine dünne Eisschicht, Glatteis.

Der Meteorologe kann das Potenzial für Glatteis aus den Daten der Wettermodelle und aktuellen Messungen abschätzen. Die konkrete Glättesituation vor Ort bei Entstehen des Glatteises ist dann aus der Entfernung häufig schwierig zu beurteilen. Denn für Glatteis reichen geringste Mengen an Niederschlag, teilweise zu wenig, um von den Messstationen detektiert zu werden. Zudem ist bei Temperaturen um 0 Grad am Boden die Grenze zwischen gefrierendem Sprühregen und "normalem" Sprühregen sehr eng.


Hilfreich sind für uns die Meldungen der Nutzer der WarnWetter-App. Diese können den Wetterzustand und auch mögliche Glätte melden. Besonders hilfreich sind mit Bildern versehene Glätte-Meldungen, damit wir uns im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von der Lage machen können. In der folgenden Animation erkennt man den Verlauf der Meldungen vom 26.12.2025 16 Uhr bis zum 27.12.2025 10 Uhr. Pro Bild sind jeweils die Meldungen der vergangenen 60 Minuten dargestellt. Zu beachten ist, dass die Dichte der Meldungen stark abhängig von der Bevölkerungsdichte ist und somit Hamburg und Berlin besonders hervorstechen, die Gebiete dazwischen, aber nicht weniger von Glätte betroffen sein müssen. Auch ein Tagesgang der Meldungen wird sichtbar. Leicht verständlich gehen um 3 Uhr in der Nacht weniger Meldungen ein als um 9 Uhr am Vormittag.

Glätte-Meldungen der Nutzer der WarnWetter-App
Glätte-Meldungen der Nutzer der WarnWetter-App


Doch genug des Rückblicks wenden wir uns der Wetterprognose zu. Heute tagsüber hat sich die Glättesituation entspannt, dennoch kann es örtlich zur Kombination von Sprühregen und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt kommen. Kritischer wird es in der Nacht zum Sonntag. Dann bestehen in einem Streifen von der Eifel über den nördlichen und zentralen Mittelgebirgsraum bis nach Sachsen und Südbrandenburg ähnliche Bedingungen wie in der vergangenen Nacht im Norden. Besonders in der östlichen Mitte muss mit gefrierenden Sprühregen und in der Folge mit Glatteis gerechnet werden. Die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes werden für die am meisten gefährdetsten Regionen entsprechende Warnungen vor Glätte herausgeben. Erfahrungsgemäß werden im Laufe der Nacht aber Anpassungen nötig werden. Neben Messwerten werden dann auch die von Ihnen abgegebenen Meldungen genutzt. Vielen Dank dafür!


Gebiete in orange mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für Glatteis in der Nacht zum 28.12.2025
Gebiete in orange mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für Glatteis in der Nacht zum 28.12.2025




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