04. November 2011 | Dipl.-Met. Andreas Friedrich
Föhn - Rekordwärme für November im Harz - extremer Regen südlich der Alpen
Fällt das Wort Föhn in den Wetterberichten, denkt man natürlich
zunächst an die Alpen. Dort ist der Föhn am ausgeprägtesten und sorgt
dann für große Wetterunterschiede zwischen Alpensüd- und -nordseite.
Das gilt auch für die nächsten Tage. Dazu später noch einige
Informationen.
Eine Föhnwetterlage ist dadurch gekennzeichnet, dass eine Luftmasse
einen Bergzug überströmt. An der sog. Luvseite, d.h. an der Seite des
Gebirges wo die Luft gegen die Bergkette strömt, muss die Luft
aufsteigen. Dadurch kühlt sie sich ab, es bilden sich Wolken und es
kann dann teilweise kräftig regnen. In extremer Form passiert dies in
den nächsten Tagen in den Südalpen. Auf der Wind abgewandten Seite,
im Lee des Gebirges, sinkt die Luft ab. Dabei trocknet sie schnell
aus und kann sich stärker erwärmen, als sie sich auf der Luvseite
abkühlen konnte. Wenn die Luft aus südlicher Richtung vom Mittelmeer
gegen die Alpen strömt, ist sie vom Ursprung her bereits meist für
die Jahreszeit mild. Fällt diese Luft nördlich der Alpen dann in die
Täler ab, erwärmt sie sich wie beschrieben noch zusätzlich. Dies kann
zu extrem warmen Temperaturen am Alpennordrand führen. So kam auch
der deutsche Wärmerekord für November zu Stande. Am 6. November 1997
wurden bei einer Föhnlage in Rosenheim 25,9 Grad gemessen. Also ein
Sommertag im November!
In abgeschwächter Form findet man föhnige Effekte auch in den
Mittelgebirgen. Da sie sich nicht so hoch erheben wie die Alpen, sind
die Wetterunterschiede dort aber nicht so extrem. Trotzdem hat dies
am Donnerstag zu neuen Temperaturrekorden für November am Nordostrand
des Harzes geführt. In Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) wurde eine
Höchsttemperatur von 22,1 Grad gemessen. Damit wurde der bisherige
Rekordwert für November, 19,7 Grad am 20. November 2009 klar
überboten. In Wernigerode wurde mit 21,1 Grad der alte Rekord vom 1.
November 1968 knapp um ein Zehntel Grad geknackt. In Bad Harzburg
langte derselbe Wert für die Einstellung des alten Rekordwertes. Auch
im Thüringer Wald führte diese Wetterlage zu neuen Temperaturrekorden
im November. In Waltershausen stehen jetzt 19,3 Grad, statt 17,8 Grad
(16. November 2006) in den Rekordbüchern.
Nachfolgend eine Grafik, die die Temperaturverhältnisse in Deutschland in der Nacht zum Samstag zeigt:
Deutlich zeichnen sich die warmen Berglagen (gelbliche
Einfärbung - siehe Temperaturskala) ab. Diese Umkehr der
normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturen nennt man in der
Meteorologie eine Inversionswetterlage.
Wie bereits angedeutet, gibt es bis zum Wochenende eine ausgeprägte
Föhnsituation in den Alpen. Dabei strömt für die Jahreszeit sehr
milde Luft von Süden her gegen die Alpen. Diese Luftmasse konnte sich
über dem Mittelmeer mit viel Feuchtigkeit vollsaugen. Beim
erzwungenen Aufsteigen dieser Luft werden die regenschwangeren Wolken
über Norditalien und im Südalpenbereich quasi wie ein Schwamm
ausgepresst und es sollen sich extreme Niederschläge über diesen
Gebieten ergießen. Über die genauen Niederschlagsmengen sind sich die
verschiedenen Wettervorhersagemodelle noch nicht einig. Man muss aber
in der Spitze mit Tagessummen von über 100 Liter pro Quadratmeter
rechnen und das Ereignis kann über mehrere Tage bis Anfang nächster
Woche andauern. In der Region muss man sich daher auf ein extremes
Wetterereignis mit katastrophalen Auswirkungen einstellen.
© Deutscher Wetterdienst
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