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10. Januar 2012 | Dipl.-Met. Christian Herold

Die Nordatlantische Oszillation und ihr Einfluss auf den Winter

Wer erinnert sich noch an den Dezember 2010? Verbreitet gab es
strengen Frost bis teils unter -20 °C. Starke Schneefälle sorgten für
Verkehrsbehinderungen, Weihnachten war seit Langem in ganz
Deutschland weiß. Ganz anders gestaltete sich der vergangene
Dezember. Es war überall sehr mild. Nachtfrost war eine Seltenheit
und strenge Nachtfröste blieben gar ganz aus. Schnee war meist nur in
den Alpen und den Gipfellagen der Mittelgebirge zu finden.

Nun stellt sich die Frage, wodurch solche gegensätzlichen
Winterverläufe hervorgerufen werden. Entscheidend für einen kühlen
oder milden Witterungsabschnitt im Winter ist in den meisten Fällen
die Druckverteilung über dem Atlantik. Dort gibt es zwei dominierende
Druckgebilde, die das Wettergeschehen bestimmen: Das Islandtief und
das Azorenhoch. Als Nordatlantische Oszillation (NAO) bezeichnet man
die Schwankung der Druckverhältnisse zwischen diesen beiden
Druckgebilden. Der NAO-Index wird dabei aus der Differenz der
Druckabweichung vom mittleren Druckwert des Islandtiefs und des
Azorenhochs gebildet. Dieser NAO-Index spielt besonders für das
mitteleuropäische Winterwetter eine wichtige Rolle.

NAO-Index der letzten 100 Jahre
NAO-Index der letzten 100 Jahre



Ein positiver NAO-Index bedeutet, dass Islandtief und Azorenhoch sehr
kräftig sind, sodass sich zwischen diesen Druckgebilden eine kräftige
westliche Strömung einstellt. Mit ihr gelangt sehr milde und feuchte
Meeresluft vom relativ warmen Atlantik nach Europa. Somit gestaltet
sich das Wetter dann meist auch sehr niederschlagsreich. Zudem bilden
sich wegen des starken Luftdruckgegensatzes häufiger Stürme. Die
sturmreichen Winter in den 90iger Jahren waren geprägt von einem
positivem NAO-Index.

Bei einem negativen NAO-Index sind Islandtief und Azorenhoch stark
abgeschwächt. Die westliche Strömung wird oft unterbrochen, sodass in
Wintern mit größtenteils negativem NAO-Index weniger häufig warme
Meeresluft nach Mitteleuropa gelangt und es öfters zu
Kaltlufteinbrüchen aus Nordosten kommen kann. Die kalten und
schneereichen Winter der vergangenen Jahre waren von einem
überwiegend negativen NAO-Index geprägt.

Bei stark negativem NAO-Index hat das Azorenhoch meist den Platz des
Islandtiefs eingenommen, wodurch häufig der Weg für kontinentale
Kaltluft aus Sibirien nach Mitteleuropa geebnet wird. Dann wird es
bei uns besonders kalt. Dies kam auch im eisigen Dezember 2010 vor.

In diesem Winter blieb der NAO-Index bisher stets positiv. Doch dies
wird sich am kommenden Wochenende ändern. Die Modelle zeigen, dass
der NAO-Index ab Ende der Woche ins negative geht und zumindest
vorübergehend arktische Polarluft herangeführt wird. Ob dieser
kühlere Witterungsabschnitt nur eine kurze Episode bleibt und sich
dann das stürmische und milde Westwindwetter fortsetzt, oder ob sich
die Wetterlage dann grundlegend umstellt und der bisher noch zahnlose
Winter dann doch noch seine Zähne zeigt, ist derzeit noch unsicher.




© Deutscher Wetterdienst

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