Facebook Twitter
Drucken
14. August 2018 | Dipl.-Met. Robert Hausen

Ein Paradies für Wespen

Ein Paradies für Wespen

Datum 14.08.2018

Ganz klar - dieses Jahr ist ein Wespenjahr! Stimmt das wirklich?

Was für ein Sommer! An dieser Stelle haben wir in den vergangene Tagen und Wochen bereits mehrfach auf die außergewöhnlich heiße und trockene Witterung in weiten Teilen Deutschlands hingewiesen (siehe zum Beispiel Thema des Tages vom 06.08.2018). Gerade im Zuge verstärkter Freizeitaktivitäten hat man mittlerweile aber mehr "Begleiter" um sich herum als einem lieb ist. Die Rede ist vom derzeitigen "Ansturm" der Wespen.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Egal ob beim gemütlichen Grillfest mit der Familie, im Freibad mit Freunden oder beim Gassi gehen mit dem Hund, die Plagegeister sind überall - und damit sind nicht die eigenen Kinder gemeint ;)! Da spielen gefühlt weder die Tageszeit noch die Frage ob pralle Sonne und komfortabler Schatten eine Rolle - sie kreisen bereits hartnäckig um ihr Objekt der Begierde. Da die Wespe tagaktiv ist, gibt es in den frühen Morgen- und späten Abendstunden allerdings schon ein Minimum des surrenden Flugverkehrs. Dabei sind nur wenige Unterarten (Deutsche und Gemeine Wespe) Menschen gegenüber aufdringlich und aggressiv - die meisten leben "friedlich" in Wäldern und auf Wiesen und ernähren sich von Nektar und zuckerhaltigen Pflanzensäften. So verwundert es nicht, dass auch die penetranten Vertreter vor allem Jagd auf zuckerhaltige Lebensmittel machen - die Klassiker schlechthin sind süße Limonaden und Obstkuchen (Apfel, Birne, Zwetschgen). Aber auch Deftiges wie Bratwürste und Pommes stehen auf der Speisekarte ganz oben. Sie folgen also lediglich ihrem Instinkt.

Doch lässt sich statistisch überhaupt belegen, dass wir es in diesem Jahr mit einer besonders hohen Wespenpopulation zu tun haben? Nein. Eine Wespenzählung oder zumindest grobe Schätzung wäre aufgrund der Vielzahl und Verbreitung der Nervensägen viel zu aufwändig und ungenau. Daher muss die subjektive Wahrnehmung herhalten, die naturgemäß sehr unterschiedlich sein kann. Schädlingsbekämpfer vermelden allerdings volle Auftragsbücher und kommen teilweise kaum hinterher - zumindest ein Indiz. Widmen wir uns im Folgenden einmal unserer Hauptexpertise. Waren denn die meteorologischen Bedingungen in den vergangenen Monaten förderlich für die Wespenvölker? Die Insekten lieben Wärme und Trockenheit, am besten schon während des Larvenstadiums im Frühjahr.

Zur Erinnerung: Der April 2018 war der wärmste seit Beginn der Temperaturmessungen. Ende Mai folgte die erste Hitzewelle des Jahres. Im gesamten Frühjahr fielen landesweit nur rund 75% der im klimatologischen Mittel üblichen Regenmengen. Gleichzeitig schien in den Monaten März, April und Mai im Schnitt mehr als 600 Stunden die Sonne. Damit gehörte der Frühling 2018 zu den vier sonnigsten seit Messbeginn 1951. Die Sommermonate führten diesem Trend bisher nahtlos fort - noch Fragen?

Fällt zu viel Regen, schimmeln die Nester und die Völker sterben. Den eigenen Flüssigkeitsbedarf ziehen sie aus ihrer Nahrung. Wasser benötigen sie eigentlich nur für ihre Nester: Zum Bau (Papiernester aus Zellulosefasern) sowie zur Kühlung (siehe DWD Wetterlexikon "Verdunstung"). Mit den tieferen Temperaturen im Herbst - spätestens mit den ersten Nachtfrösten - sterben die Völker. Nur die Königin überlebt, überwintert und gründet im Frühjahr ein neues Wespenvolk. Etwa ab Mai bauen sie ihre Nester und schwärmen wieder aus. Dann beginnt die Jagd auf ein leckeres Stück Kuchen und einen Schluck Limo aufs Neue.

Bei allem Groll soll aber dringend darauf hingewiesen werden, dass Wespen unter Artenschutz stehen (nicht jedoch Deutsche und Gemeine Wespe!) und in der Natur wichtige Aufgaben übernehmen - wie die Beseitigung von faulem Obst, morschem Holz und toten Insekten. Ziehen Sie demzufolge im Falle eines ortsnahen Wespennestes immer einen Experten zu Rate, damit Sie den Rest des Sommers entspannt genießen können.



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

15.12. - Was tun an grauen Tagen?

14.12. - Von Meteoren, Hochnebel, Inversionen und optimaler Himmelssicht

13.12. - Novembergrau oder Dezembergrau?

12.12. - Extreme Dezember: 2010 und 2015 im Vergleich

11.12. - Hoch ELLINOR bringt graue Tristesse

10.12. - Ein erster Griff in die Spekulatiuskiste

09.12. - Die heiße Kugel

08.12. - Vom Winter keine Spur!

07.12. - Ein Sonntag mit Film und Fernsehen

06.12. - Jahresrückblick 2025 | Teil 2

05.12. - Jahresrückblick 2025 | Teil 1

04.12. - Tiefdruckeinfluss über dem östlichen Mittelmeer

03.12. - Deutschlandwetter im Herbst 2025

02.12. - Deutschlandwetter im November 2025

01.12. - Nebel im Winterhalbjahr

30.11. - Milder Winterstart

29.11. - Die atlantische Hurrikansaison 2025 - Ein Rückblick

28.11. - Glatteisgefahr im Südosten Deutschlands

27.11. - Wenn natürlich nicht mehr ausreicht: Die Kunstschneeproduktion

26.11. - Vom Kaltlufteinbruch bis zur Westdrift – Wie sich das Wetter zu Beginn der Weihnachtszeit in den letzten zehn Jahren präsentierte.

25.11. - In Gummistiefeln durch das Winterwetter

24.11. - Vor 20 Jahren: Das Münsterländer Schneechaos

23.11. - Erste Glatteislage der Saison

22.11. - Die Kugel der Mitte

21.11. - Lesen bildet

20.11. - Eisige Nächte am Wochenende

19.11. - Wenn es so kräftig regnet, dass es schneit: Die Niederschlagsabkühlung!

18.11. - Wintereinbruch – oder doch nur spätherbstliches „Geflöckel“?

17.11. - Begrifflichkeiten und Geografie im Wetterbericht

16.11. - Ein gestörter Polarwirbel ist nicht alles