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29. Juni 2016 | Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Wetter schreibt Geschichte

Wetter schreibt Geschichte

Datum 29.06.2016

Das Wetter wird ja für so einiges verantwortlich gemacht: Für Missernten, ausgefallene Flüge, hohe Strompreise oder einfach nur für schlechte Laune... Aber Hitze und Kälte, Regen und Trockenheit haben mitunter auch Einfluss auf den Lauf der Weltgeschichte.

Die Liste bedeutender Wetterkapriolen ist lang. Die vielleicht erste und bekannteste wetterbedingte Katastrophe ist die Sintflut, die nicht nur in der Bibel und im Koran geschildert wird, sondern von vielen unterschiedlichen Völkern überliefert wurde. Die Ursache ist zwar noch nicht endgültig geklärt, die derzeit wahrscheinlichste Erklärung stützt sich aber auf eine warme Klimaperiode und das Abschmelzen der Gletscher nach der Eiszeit, wodurch zahlreiche Dämme brachen und die Meere weltweit innerhalb weniger Monate um gigantische 120 Meter anstiegen.


Gemälde Die Sintflut von Francis Danby 1840
Gemälde Die Sintflut von Francis Danby 1840


Mehrere tausend Jahre später, nämlich Anfang des 15. Jahrhunderts brach die Kleine Eiszeit an. Die Sommer waren meist nass und kalt, die Winter extrem lang - eine Katastrophe für Landwirte und Fischer, Winzer und Viehbauern. Die Folge: Missernten, steigende Lebensmittelpreise, Hungersnöte und Seuchen; was letztlich soziale Spannungen in der Bevölkerung verschärfte und sowohl den Dreißigjährigen Krieg als auch die Französische Revolution mitverursachte. Denn die einfache Land- und Stadtbevölkerung litt unter der Nahrungsmittelknappheit als Folge der Klimaverschlechterung am deutlichsten und so waren es die hungernden Massen, die den beiden Kriegen zu ihrem Durchbruch verhalfen.

Auch Napoleon bekam die Folgen der Kälte unmittelbar zu spüren: Im bitterkalten Winter 1812 verlor er bei seiner Russland-Invasion den Großteil seiner bis dahin eh schon stark reduzierten Armee und damit den Feldzug; ein entscheidendes Ereignis für die weitere geschichtliche Entwicklung.

Manch einer hat vielleicht auch schon vom "Jahr ohne Sommer" gehört. Im Jahre 1815 brach der indonesische Vulkan Tambora aus und schleuderte etwa 100 Kubikkilometer Asche in die Atmosphäre. Danach sanken in Europa die Durchschnittstemperaturen um etwa 1 °C, weshalb 1816 als "sommerloses Jahr" in die Annalen einging.

Aber auch andere Wetterelemente beeinflussten das Weltgeschehen: Am 3. August 1945 sollte die erste Atombombe auf Japan fallen. Als Ziel in Frage kamen Hiroshima, Kokura, Nigata und Nagasaki. Sie alle wurden an diesem Morgen durch einen wolkenverhangenen Himmel geschützt, denn die Bombe durfte nur bei Sichtflugbedingungen eingesetzt werden. Um kurz nach 7 Uhr meldete das amerikanische Wetterbeobachtungsflugzeug ein Aufreißen der Wolkendecke über Hiroshima - das Ziel war gefunden. Das Wetter hat also über das Ende dieser Stadt entschieden.

Als im April 1986 das Atomkraftwerk Tschernobyl explodierte, kam der Wind aus Ost (und nicht wie meist aus West). Da er sich auch in den Folgetagen nicht drehte, gelangten die hochgiftigen verstrahlten Teilchen auch nach Deutschland.

Eine positive Auswirkung des Klimageschehens soll aber nicht unerwähnt bleiben: Im Raum Frankfurt hat es bis zur Kleinen Eiszeit Weinbau gegeben. Dann erfroren die Weinstöcke und man begann, aus Äpfeln Wein zu keltern. Insofern ist "Äppelwoi" eine Konsequenz der Kleinen Eiszeit - die Liebhaber des süffigen Getränks werden es danken ...



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