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28. April 2016 | Dipl.-Met. Helge Tuschy

Die meteorologische Welt des Gleichen

Die meteorologische Welt des Gleichen

Datum 28.04.2016

In einem meteorologischen Glossar fallen einem immer wieder zahlreiche Begriffe auf, die mit dem Präfix "iso" beginnen. Sie stellen Bereiche dar, die eine gleiche physikalische Eigenschaft wie zum Beispiel von Temperatur oder Luftdruck aufweisen. Wieso diese Wörter wichtig für die Interpretation der täglichen Wetterkarten sind, soll im heutigen Thema des Tages erklärt werden.

In der Wettervorhersage beschäftigt man sich im Allgemeinen mit dem Nivellieren von Ungleichheiten. Wetter ist ein dynamischer Prozess, der immer wieder Veränderungen unterworfen ist, die wiederum Auswirkungen auf weitere Parameter haben. Zum Beispiel ist die Natur bestrebt, einen Luftdruckunterschied auszugleichen. Aus diesem Grund strömt Luft von einem Bereich mit hohem Luftdruck zu einem Bereich mit niedrigem Luftdruck. Dank der sich drehenden Erde erfolgt diese Ausgleichsströmung nicht auf direktem Weg, sondern wird durch die Corioliskraft abgelenkt, was uns heute jedoch nicht weiter interessieren soll. Denselben Ausgleichsmechanismus erleben wir bei der Temperatur. Wenn nicht wir, die in der oft sehr wechselhaften Westwindzone leben, wer dann sollte ein Lied von dem Auf und Ab der Temperaturen singen können. Nicht das Gleichgewicht, sondern gerade das Ungleichgewicht macht unser Wetter aus und sorgt besonders in unseren Breiten für ein abwechslungsreiches Wetterjahr.


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Stellen Sie sich nun einmal eine Wetterkarte vor, die sie abends im Fernsehen kurz zu Gesicht bekommen. Sie können Tiefdruckgebiete und Hochdruckgebiete erkennen, die sich verlagern und ihre Intensitäten verändern. Doch erklärt werden diese Druckgebilde mit Hilfe von Linien, die sich mal mehr, mal weniger eng zusammenschmiegen und vom Wettermoderator mit den Worten "Sturm" oder "schwachwindig" begleitet werden. Entlang dieser Linien ändert sich zum Beispiel der Luftdruck nicht und somit kann man die Gestalt der jeweiligen Druckgebilde erkennen. Wir Meteorologen sind also auch an den Bereichen interessiert, die dieselben physikalischen Eigenschaften wie zum Beispiel von Temperatur oder Druck aufweisen. Anhand dieser Linien können Wetterabläufe erkannt und verständlich erklärt werden. In der Folge sollen einige der am häufigsten verwendeten Begriffe kurz erklärt werden. Die dafür notwendigen Wörter beginnen jeweils mit dem Präfix (der Vorsilbe) "iso", was aus dem Altgriechischen abstammt und so viel bedeutet wie "gleich". Es werden also in der Meteorologie Orte miteinander verbunden, die dieselbe physikalische Eigenschaft aufweisen.

Wie bereits kurz erwähnt gibt es die "Isobaren", also Linien gleichen Luftdrucks. Diese Methode zur Darstellung der Luftdruckverteilung auf Wetterkarten geht auf den Meteorologen Alexander Buchan zurück, der während des 19. Jahrhunderts lebte. Dabei bekommen nun nicht nur Tiefdruck- oder Hochdruckgebiete "ein Gesicht". Wenn die Linien gleichen Luftdrucks eng beisammen liegen, dann kann man mit einer starken Windentwicklung rechnen, fächern sie auf, dann lässt die Windgeschwindigkeit entsprechend wieder nach. Für die Meteorologen ist es wichtig die Struktur der Isobaren zu sehen, denn sie zeigen die Bereiche an, wo zum Beispiel Tröge (ein Bereich niedrigen Luftdrucks) zu finden sind. Auch die Verlagerung der Isobaren während der vergangenen Stunden ist von Bedeutung, denn sie geben an, wohin die jeweiligen Druckgebilde ziehen. Ein Beispiel wird im angehängten Bild links oben gezeigt. Sehen Sie die gelben und roten Farben nordwestlich von Schottland (starker Nordostwind), wo auch die weiß dargestellten Isobaren eng zusammenliegen, während der Wind in Richtung Biskaya bei einem sich auffächernden Gradienten deutlich nachlässt?

"Isothermen" zeigen die Orte, die dieselben Temperaturwerte aufweisen. Das ist in der Wettervorhersage eine wichtige Darstellungseigenschaft, denn so erkennt man die Lage von Fronten. Eine Front ist unter anderem gekennzeichnet durch einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Temperaturgradienten. Anhand einer Drängung von Isothermen kann man also die Lage und Intensität einer Front ausmachen. Daraus wiederum können häufig Rückschlüsse auf Intensität und räumliche Ausprägung des Niederschlags getroffen werden. Im beigefügten Bild wurde die 850 hPa Temperatur aufgetragen (also die Temperatur in etwa 1.5 km Höhe). Rot markiert sind Bereiche mit gedrängten Isothermen, wo man also auch Fronten vermuten kann (z.B. westlich von Schottland ist auch eine Okklusion zu finden).

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, Orte gleicher physikalischer Eigenschaften zusammenzufassen. "Isotachen" sind Bereiche mit gleicher Windgeschwindigkeit. Dies ist vor allem für die Positions- und Intensitätsbestimmung von sogenannten Starkwindgebieten wichtig (im Deutschen unter dem Begriff "Strahlstrom", im Englischen als "Jet" bekannt). "Isodrosothermen" beschreiben die Orte mit demselben Taupunkt. Diese sind zum Beispiel wichtig, wenn man stark gealterte Fronten erkennen, oder allgemein einen Überblick über die Feuchteverteilung erhalten möchte.

Das ist jedoch nur eine kleine Auswahl dessen gewesen, was in der Meteorologie tagtäglich verwendet wird. Nur so können Sie abends im Fernsehen die Wetterkarte bestaunen und visuell leicht nachvollziehen, wie sich das Wetter in der nahen Zukunft entwickeln wird.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD

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