02:47 MESZ | 07.09.2025 Profi-Wetter| Mobile Seite| Kontakt| Impressum| Datenschutz
Facebook Twitter
Drucken
29. November 2015 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Die "Schneeliegenbleibgrenze"

Die "Schneeliegenbleibgrenze"

Datum 29.11.2015

Die Vorhersage der "Schneeliegenbleibgrenze" ist noch schwieriger als die Vorhersage der Schneefallgrenze.

Gestern erfuhren wir, dass die Schneefallgrenze bestenfalls mit einer Genauigkeit von +-150 Metern vorherzusagen ist.



Wann aber bleibt der Schnee liegen? Beginnen wir mit einem zunächst trivialen Fall. Es schneit und der Boden ist kälter als null Grad. Da bleibt der Schnee eigentlich liegen. Das gilt zum Beispiel für Skipisten, nicht jedoch - und da ist die "Schneeliegenbleibgrenze" wesentlich wichtiger - für gestreute und gesalzene Straßen. Da Tausalz bis etwa -16 Grad wirkt, befindet sich die Grenze, je nachdem wie viel Salz(lauge) auf der Straße liegt, bei Belagstemperaturen zwischen 0 und -16 Grad.

Schwieriger wird es, wenn am und im Boden Temperaturen über null Grad gemessen werden, wie es typischerweise zur Zeit des ersten Schneefalls und auch bis in den Dezember hinein normal ist.(Gestern früh beim Durchzug des Schnee- bzw. Regengebietes betrugen die Bodentemperaturen 0,5 bis 3 Grad.) Dann wird der gefallene Schnee so lange geschmolzen, bis die Oberfläche durch Abgabe der zum Schmelzen notwendigen Energie, Schmelzwärme genannt, auf Werte unter null Grad abkühlt. Danach erst bildet sich die Schneedecke.

Bei Schneefällen und einer Lufttemperatur über 5 Grad gibt es keine Probleme. Schnee fällt bei so hohen Temperaturen nur bei trockener Luft und es rieseln nur wenige Schneesterne. Sie schmelzen unmittelbar beim Auftreffen und können, da es nur wenige sind, den Boden nicht auf 0 Grad abkühlen. Kritisch wird es bei Schneeschauern, die im Frühjahr schnell mal 10 cm Schneehöhe bringen können. In diesem Fall kann der dann meist ungesalzene Straßenbelag gar nicht so schnell Wärme nachliefern, wie es nötig wäre, um allen Schnee zu schmelzen. In kürzester Zeit kühlt die Oberfläche auf null Grad ab und es entsteht eine Schneedecke. Nun gibt es die Regel, "Winterreifen von O(ktober) bis O(stern) aufzuziehen". Liegt Ostern - wie auch 2016 - bereits im März, sind solche Schneeschauer nach Ostern ziemlich wahrscheinlich. Und alle, die schon nach der "O bis O" Regel auf Sommerreifen umgerüstet haben, haben Pech gehabt. Sie müssen nach dem Schneefall so lange warten, bis Schnee oder Schneematsch von der Straße verschwunden sind. Das kann in den frühen Morgenstunden ziemlich lang dauern.

Ansonsten gibt es noch viele andere Bedingungen, die die "Schneeliegenbleibgrenze" beeinflussen. Man denke nur an von der Sonne beschienene oder im Schatten liegende Straßen. Das kann im Frühjahr 10 Grad und mehr bei der Belagstemperatur ausmachen. Auch Straßenbeläge verhalten sich völlig verschieden. Beton und Bitumen haben ein ganz anderes Verhalten in Bezug auf die Strahlung und damit auf die Oberflächentemperatur.

Um es zusammenzufassen: Ist die Vorhersage der exakten Schneefallgrenze schon ein ziemliches Problem, so ist, soweit es den überörtlichen Straßenverkehr betrifft, die Vorhersage der "Schneeliegenbleibgrenze" ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen.



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

06.09. - Der Spätsommer am Wochenende auf Stippvisite, ab der neuen Woche droht wieder meteorologisches Unheil.

05.09. - Unwetter gestern Abend

04.09. - Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch

03.09. - Deutschlandwetter im Sommer 2025

02.09. - Deutschlandwetter im August 2025

01.09. - Der September - ein verkappter Sommermonat?

31.08. - Übergang in den Herbst?

30.08. - Fliegende Instrumente

29.08. - Eine Reise in die Great Plains

28.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 2

27.08. - Erst sommerlich, dann regnerisch

26.08. - Tropisch oder nicht, das ist hier die Frage! - Teil 1

25.08. - Der Landgang eines Tropensturms

24.08. - Ein letztes Aufbäumen des Hochsommers

23.08. - Hoch "Mareike" sorgt für ruhiges Wetter

22.08. - Die Gänseblümchenwelt - Teil 2

21.08. - Der Gänseblümchenplanet - Teil 1

20.08. - Akklimatisierung - der Schlüssel beim Höhenbergsteigen

19.08. - Das Ende der Hundstage

18.08. - Hurrikan ERIN und dessen Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa

17.08. - Hurrikan ERIN wirbelt über dem Atlantik

16.08. - Auswirkungen eines Blitzeinschlags in ein Fahrzeug

15.08. - Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle

14.08. - Von Schwämmen und Städten

13.08. - Sommerlich, heiß, sehr heiß? - "Kenntage" des Sommers 2025

12.08. - Perseiden 2025 – Sternschnuppen am Firmament

11.08. - Wolkenimpfung zur Hagelabwehr - Methode und Nutzen

10.08. - TEAMx: Groß angelegtes Forschungsprojekt in den Alpen

09.08. - Der Sommer mit Hindernissen nimmt zur neuen Woche richtig Fahrt auf!

08.08. - Die atlantische Hurrikansaison 2025: Prognosen und Ist-Zustand