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29. November 2015 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Die "Schneeliegenbleibgrenze"

Die "Schneeliegenbleibgrenze"

Datum 29.11.2015

Die Vorhersage der "Schneeliegenbleibgrenze" ist noch schwieriger als die Vorhersage der Schneefallgrenze.

Gestern erfuhren wir, dass die Schneefallgrenze bestenfalls mit einer Genauigkeit von +-150 Metern vorherzusagen ist.



Wann aber bleibt der Schnee liegen? Beginnen wir mit einem zunächst trivialen Fall. Es schneit und der Boden ist kälter als null Grad. Da bleibt der Schnee eigentlich liegen. Das gilt zum Beispiel für Skipisten, nicht jedoch - und da ist die "Schneeliegenbleibgrenze" wesentlich wichtiger - für gestreute und gesalzene Straßen. Da Tausalz bis etwa -16 Grad wirkt, befindet sich die Grenze, je nachdem wie viel Salz(lauge) auf der Straße liegt, bei Belagstemperaturen zwischen 0 und -16 Grad.

Schwieriger wird es, wenn am und im Boden Temperaturen über null Grad gemessen werden, wie es typischerweise zur Zeit des ersten Schneefalls und auch bis in den Dezember hinein normal ist.(Gestern früh beim Durchzug des Schnee- bzw. Regengebietes betrugen die Bodentemperaturen 0,5 bis 3 Grad.) Dann wird der gefallene Schnee so lange geschmolzen, bis die Oberfläche durch Abgabe der zum Schmelzen notwendigen Energie, Schmelzwärme genannt, auf Werte unter null Grad abkühlt. Danach erst bildet sich die Schneedecke.

Bei Schneefällen und einer Lufttemperatur über 5 Grad gibt es keine Probleme. Schnee fällt bei so hohen Temperaturen nur bei trockener Luft und es rieseln nur wenige Schneesterne. Sie schmelzen unmittelbar beim Auftreffen und können, da es nur wenige sind, den Boden nicht auf 0 Grad abkühlen. Kritisch wird es bei Schneeschauern, die im Frühjahr schnell mal 10 cm Schneehöhe bringen können. In diesem Fall kann der dann meist ungesalzene Straßenbelag gar nicht so schnell Wärme nachliefern, wie es nötig wäre, um allen Schnee zu schmelzen. In kürzester Zeit kühlt die Oberfläche auf null Grad ab und es entsteht eine Schneedecke. Nun gibt es die Regel, "Winterreifen von O(ktober) bis O(stern) aufzuziehen". Liegt Ostern - wie auch 2016 - bereits im März, sind solche Schneeschauer nach Ostern ziemlich wahrscheinlich. Und alle, die schon nach der "O bis O" Regel auf Sommerreifen umgerüstet haben, haben Pech gehabt. Sie müssen nach dem Schneefall so lange warten, bis Schnee oder Schneematsch von der Straße verschwunden sind. Das kann in den frühen Morgenstunden ziemlich lang dauern.

Ansonsten gibt es noch viele andere Bedingungen, die die "Schneeliegenbleibgrenze" beeinflussen. Man denke nur an von der Sonne beschienene oder im Schatten liegende Straßen. Das kann im Frühjahr 10 Grad und mehr bei der Belagstemperatur ausmachen. Auch Straßenbeläge verhalten sich völlig verschieden. Beton und Bitumen haben ein ganz anderes Verhalten in Bezug auf die Strahlung und damit auf die Oberflächentemperatur.

Um es zusammenzufassen: Ist die Vorhersage der exakten Schneefallgrenze schon ein ziemliches Problem, so ist, soweit es den überörtlichen Straßenverkehr betrifft, die Vorhersage der "Schneeliegenbleibgrenze" ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen.



© Deutscher Wetterdienst

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