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06. März 2011 |

Wetterrückblick Mittelmeerraum

Das Wetter in Deutschland ist ja derzeit bestens und kann für
ein spannendes Thema des Tages nicht wirklich her halten. Daher
soll es heute mal einen kleinen Rückblick auf das Wetter der
vergangenen Woche im Mittelmeerraum gehen.

Während bis Freitag bei uns ein Hochdruckgebiet (ISABELLA) über
Nordeuropa wetterbestimmend war, lag über dem Mittelmeerraum
ein großräumiges Tiefdruckgebiet (TIM). Entsprechend gestaltete
sich das Wetter in diesem Gebiet alles andere als frühlingshaft.

Der Tiefdruckwirbel hatte viel Niederschlag im Gepäck.
Tagessummen des Niederschlages von 20 bis 50 Litern pro
Quadratmeter (l/qm) bildeten dabei keine Seltenheit. Betroffen
waren eigentlich fast alle Gebiete im Mittelmeerraum. Von
Griechenland über Italien, bis nach Spanien. Auch in den
nördlichen Landesteilen von Algerien und Tunesien hatte es
ordentlich geschüttet.

Die heftigsten Niederschläge beobachteten die Messstationen im
Süden von Italien. Diese erreichten ihren Höhepunkt am
vergangenen Dienstag und Mittwoch (01.03. und 02.03.).
Spitzenreiter: Die Station Matera (Basilikata) mit 128,8 l/qm
innerhalb von 24h, Messina (Sizilien) mit 117 l/qm und Palermo
(Sizilien) mit 109 l/qm.

Die Niederschlagswerte in Nordafrika konnten da nicht ganz
mithalten. Die höchste Tagessumme wurde am 01.03. mit 55 l/qm
in Jijel-Achouat (Algerien) gemessen. Summiert man allerdings
die Mengen über die komplette Woche auf, so gab es auch in
diesen Gebieten um 100 l/qm. Zum Vergleich: Der mittlere
Monatsniederschlag liegt nur um 50 l/qm.

In Norditalien hat es neben dem Regen auch für Schnee bis ins
Flachland gereicht. Betroffen war da hauptsächlich die Poebene.
Am Morgen des 02.03. lag südlich des Po's vielerorts Schnee.
Der Spitzenwert mit 8 cm wurde in Cervia gemessen. In Ferrara
und Bologna betrug die dünne Neuschneeauflage immerhin 2 bzw. 1
cm. Am Donnerstag konnten dann auch die Bewohner von Venedig
und Rimini zeitweise Flockenwirbel bestaunen.

Die heftigen Niederschläge sorgten für einige Probleme aufgrund
von Erdrutschen und lokalen Überschwemmungen. Daneben hatten
die Mittelmeeranrainer aber auch noch mit einem anderen
meteorologischen Ereignis zu kämpfen: Dem Wind.

Die stärksten Böen wurden durch regionale Windsysteme
verursacht. Am Nachmittag des 28.02. und am 01.03. war dies der
Mistral in Südostfrankreich. Es handelt sich dabei um einen
Nordwestwind, der als starker Fallwind durch das enge Rhônetal
beschleunigt wird. Am Cap Bear ergaben die Messungen immerhin
orkanartige Böen von bis zu 111 km/h.

In der Nacht zum 02.03. waren dann vor allem Italien, Kroatien
und Slowenien betroffen. Der Grund dafür ist in der Bora zu
finden, einem kalten Ost- bis Nordostwind. Dieser tritt häufig
im Winter auf und kommt sehr böig daher. Die Luft stürzt dabei
durch die Karsttäler Kroatiens in Richtung Adria. Bereits im
vergangenen Jahr musste die Region mit einem heftigen
Boraereignis kämpfen. Auch in diesem Jahr gab es erneut
weitreichende Schäden zu vermelden und einige Verletzte zu
beklagen. In Italien erreichten die stärksten Böen 150 km/h in
Triest. In Slowenien wurden im Vipava-Tal verbreitet 140 bis
185 km/h gemessen. Das Maximum lag bei 212 km/h. Das entspricht
immerhin der Stärke eines Hurrikans der oberen Kategorie 3.

Die Temperatur kam in Folge des schlechten Wetters auch nicht
wirklich "aus dem Knick". 20 Grad verzeichnete von Montag bis
Freitag keine Station im Mittelmeerraum. Stattdessen lagen die
Höchstwerte meist nur zwischen 12 und 16 Grad, vereinzelt auch
mal bei 18 Grad. Des Nachts ging das Quecksilber vielerorts in
den einstelligen Bereich zurück.

Angesichts dieser teils heftigen Wettererscheinungen kann man
doch ganz zufrieden sein mit dem Wetterverlauf der vergangenen
Woche in Deutschland. Das bisschen Nachtfrost nimmt man da
sicherlich gerne in Kauf. Und auch die letzten Faschingstage
versprechen goldige zu werden. Also einfach genießen.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale

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