03. November 2010 |
Beaufort
Tief YENTL sorgt in Deutschlands Norden aktuell dafür, dass die
Niederschlagsabwehr mit Hilfe von Regenschirmen massiv
erschwert, wenn nicht sogar unmöglich gemacht wird. Will
heißen, dass im Norden ein Mittelwind der Stärke 5, an der
Küste sogar ein Mittelwind der Stärke 6 weht. In Böen führt
dies dann zu Windstärke 7, und in den sogenannten "Exponierten
Lagen", also an den Küsten und in den hohen Lagen der
Mittelgebirge, zu Windstärke 8. Vereinzelt sind die heftigsten
Böen auch noch stärker, so auf dem Brocken im Harz, wo um 10
Uhr Windstärke 11 beobachtet wurde,
Zugegeben, eine konkrete Vorstellung lässt sich mit den Zahlen,
die für die Windstärken und somit für die Windgeschwindigkeit
sehen, nicht verbinden. Außer der Vermutung, dass mit der Größe
der Zahl die Geschwindigkeit des Windes ansteigt. Etwas
erhellender ist da schon eine sprachliche Umschreibung der
Windstärken. "Frisch", "Stark", "Steif" und "Stürmisch" lauten
die Adjektive, die, in dieser Reihenfolge, für die Stärken 5
bis 8 stehen. Und "orkanartig" nennt man das, was auf dem
Brocken nicht nur das Halten des Regenschirms, sondern auch das
Laufen heute praktisch unmöglich macht. Die Komplette Skala
finden Sie übrigens auf unserer Homepage unter
http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/bvbw/dwdwwwDesktop?
_nfpb=true&_pageLabel=dwdwww_menu2_wetterlexikon&_nfls=false
Auffällig ist bei genauerem Blick auf die sogenannte Beaufort-
Skala, dass die Geschwindigkeitsintervalle der verschiedenen
Windstärken nicht gleich groß sind. Der Grund dafür liegt in
der Historie begründet. Denn ursprünglich lag der Einteilung
der Windgeschwindigkeit der Versuch zu Grunde, die im 16ten und
17ten Jahrhundert wachsende Seefahrt mit Informationen über
günstige Handelsrouten zu versorgen. Erst in zweiter Linie
waren die Windgeschwindigkeiten an Land von Interesse. In
beiden Fällen aber versuchte man, über die Auswirkungen des
Windes dessen Stärke zu ermitteln. Ohne moderne Hilfsmittel
eine verständliche, aber schwierige Vorgehensweise. Dieses
Vorgehen erklärt das "schiefe" Bild der Skala, aber auch, warum
die höchste Stufe der Beaufort-Skala, die Stufe 12, nach oben
offen ist: Ab etwa 120 km/h beobachtete man schwere
Verwüstungen. Eine Steigerung im Schadensbild ist vielleicht
denkbar ("schwerste" Verwüstungen), aber wohl wenig sinnvoll.
Von solchen Windgeschwindigkeiten bleibt Deutschland allerdings
auch in den nächsten Tagen verschont, obwohl der Wind am
morgigen Donnerstag im Norden weiterhin für Auswirkungen sorgen
wird, die mit bloßem Auge leicht zu beobachten sein werden.
Äste schwanken, teils brechen Zweige und Äste, und das Gehen
fällt nicht immer leicht. Mit anderen Worten: erneut Windstärke
6 bis 9. Aber schlimmer sollte es nicht werden - wenn man von
den extrem windanfälligen Ecken einmal absieht.
Etwas anders dagegen die Lage in der Karibik. Hier ist zur Zeit
das tropische Tief "Tomas" vor der Küste Kolumbiens unterwegs.
Das National Hurricane Center in Miami gibt den Kerndruck mit
etwa 1005 hPa und den Wind mit etwa 30 Knoten (etwa 55 km/h,
Beaufort 7) an. Das beobachten wir, wie oben beschrieben, auch
bei uns. Aber "Tomas" scheint sich noch zu verstärken und Kurs
auf die Dominikanische Republik und Haiti zu nehmen.
Dort wären erneute Zerstörungen nach dem verheerenden Erdbeben
sicherlich dramatisch.
Dipl.-Met. Martin Jonas
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