06:47 MESZ | 18.06.2025 Profi-Wetter| Mobile Seite| Kontakt| Impressum| Datenschutz
Facebook Twitter
Drucken
26. August 2022 | Praktikantin Jana Schitthof mit Dipl.-Met. Marcel Schmid.

Donner - Gibt es einen Wettergott?

Donner - Gibt es einen Wettergott?

Datum 26.08.2022

Es gibt viele Mythen um die Entstehung von Donner - doch wie entsteht er eigentlich wirklich, warum hört er sich unterschiedlich an und wie weit ist das Gewitter entfernt?

Gewitter sind beeindruckende Phänomene, doch um ihre Entstehung, vor allem um die der damit verknüpften Geräusche, also der Donner, gibt es viele Mythen. Bei den frühen Völkern gab es nur eine mögliche Erklärung für die Entstehung von Donner, Wind und Regen, und zwar die einer Himmelsgottheit. In vielen Kulturen gab es Donnergötter, die immer etwas unterschiedlich ausgelegt waren. In der griechischen Mythologie war es Zeus, bei den Römern Jupiter, beide erhielten Donner und Blitz als Waffe. Beim nordgermanischen Donnergott Thor, entstand Donner dagegen dadurch, dass er mit einem Wagen durch den Himmel rollte und dabei von Ziegenböcken gezogen wurde. Was aber alle Mythen gemeinsam haben ist, dass sie wissenschaftlich eindeutig nicht belegbar sind.


Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken


Wie entsteht Donner denn jetzt wirklich? Ohne Blitz, kein Donner. Donner sind das krachende oder grummelnde Geräusch, das von einem Blitz während eines Gewitters erzeugt wird. Sie entstehen durch sehr starkes Erhitzen des Blitzkanals in extrem kurzer Zeit (Bruchteil einer Sekunde). Sehr starkes Erhitzen bedeutet hier Temperaturen von über 30 000 Grad. Zum Vergleich: An der Oberfläche der Sonne werden knapp 6000 Grad erreicht. Durch die extrem kurze Zeitdauer hat die Luft eigentlich gar keine Zeit, um sich auszudehnen, was sie aber bei einem Temperaturanstieg anstrebt. Dadurch entsteht ruckartig ein sehr hoher Druck innerhalb des Blitzkanals verglichen mit der Umgebung. Das nun folgende schnelle Ausbreiten dieses hohen Drucks in alle Richtungen wird als "Schockwelle" bezeichnet. Der Druck breitet sich zunächst mit Überschallgeschwindigkeit aus. Wenn die Schockwelle dann weit genug vom Blitzkanal entfernt ist, ist der Druckunterschied gering genug und die Welle breitet sich dann nur noch mit Schallgeschwindigkeit aus und der Donner wird hörbar.

Aber warum hört sich Donner unterschiedlich an? Der Unterschied liegt vor allem an der Ausrichtung des Blitzkanals. Ist dieser rechtwinklig zum Beobachter, erreichen alle Schallwellen des gesamten Blitzkanals den Beobachter ziemlich genau zur gleichen Zeit. So hört der Beobachter nur einen, dafür sehr lauten Donner, der einem Knall ähnelt. Ist der Blitzkanal dagegen zum Beobachter hin geneigt, wird an jedem Ort des Blitzkanals eine Druckwelle erzeugt, die dann jeweils zu unterschiedlichen Zeiten beim Beobachter eintreffen. Dadurch entsteht das bekannte "Rollen" oder "Rumpeln" des Donners. Klar ist auch, je weiter der Beobachter sich vom Gewitter weg befindet, desto leiser ist der Donner zu hören. Ab einer entsprechenden Entfernung ist der Donner nicht mehr zu hören, sondern nur noch der Blitz zu sehen. Dieses Phänomen wird dann als Wetterleuchten bezeichnet.

Wie weit ist das Gewitter entfernt? Um die Entfernung des Gewitters zum Beobachter zu bestimmen, gibt es eine Faustregel. Hierfür ist es gut zu wissen, dass sich Blitz und Donner unterschiedlich schnell ausbreiten. Die Schallgeschwindigkeit beträgt ungefähr 340 Meter pro Sekunde, das bedeutet, dass sich das Geräusch, das wir als Donner wahrnehmen, mit 340 Metern pro Sekunde ausbreitet. Die Lichtgeschwindigkeit ist dagegen mit fast 300 000 Metern pro Sekunde deutlich größer, sodass der Blitz für den Beobachter früher zu sehen ist als der dazugehörige Donner. Um die Faustregel jetzt auch wirklich anwenden zu können, muss ein Donnern eindeutig einem Blitz zugeordnet werden. Wenn dies der Fall ist können die vergangenen Sekunden zwischen dem Aufleuchten des Blitzes und dem Wahrnehmen des dazugehörigen Donners gezählt werden. Diese Zahl der gezählten Sekunden kann nun durch 3 geteilt werden und man erhält den ungefähren Abstand des Gewitters in Kilometern. Der tatsächliche Abstand ist aber minimal größer, da hier nur mit einer Näherung gerechnet wird. Wer es etwas genauer haben möchte, multipliziert die gezählten Sekunden zwischen Blitz und Donner mit 340 und erhält den Abstand des Gewitters in Metern.

Zum Schluss bleibt nur zu sagen "Donner ist gut und eindrucksvoll, aber die Arbeit leistet der Blitz." Denn wie jetzt bekannt sein sollte, entstehen Donner nur, weil es Blitze gibt und das hat nichts mit irgendwelchen Himmelsgöttern zu tun, die mit einem Wagen im Himmel herumfahren.



© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

17.06. - ICON-RUC – Wetterupdate im Stundentakt

16.06. - Rückblick auf die Gewitterlage vom vergangenen Wochenende

15.06. - Erste Tornadozwischenbilanz 2025

14.06. - Gewitterlage mit (großen) Unsicherheiten

13.06. - Hitzewarnsystem des DWD

12.06. - Der Schlüssel zur Klimageschichte: Klimaproxys – Teil 1

11.06. - Abkühlung in Sicht!

10.06. - Kanadischer Rauch trübt Sonnenschein in Europa

09.06. - Erste Hitzewelle des Jahres?

08.06. - Das Weltwetter im Fokus! Wo wird es extrem?

07.06. - Durchwachsene Pfingsten, danach Weichenstellung auf Sommer!

06.06. - Wie entsteht großer Hagel?

05.06. - Schwere Gewitter in Süddeutschland - Ein Rückblick

04.06. - Schwere Gewitterlage

03.06. - Deutschlandwetter im Frühjahr 2025

02.06. - Deutschlandwetter im Mai 2025

01.06. - Gewitternachlese

31.05. - Der Bergsturz von Blatten – Wenn die Alpen ins Rutschen geraten

30.05. - Starkregen, Hagel und einzelne Tornados: Ein Rückblick auf letzten Mittwoch

29.05. - Unwettergefahr am Wochenende

28.05. - Ausflug ins Weltraumwetter – Der aktuelle Sonnenzyklus 25

27.05. - Der Himmel ist bunt – Der Regenbogen

26.05. - Früher Monsun in Indien

25.05. - Vater(Männer)tag in Regenjacke?

24.05. - Unbeständige Witterungsphase

23.05. - Klimadiagramme

22.05. - Eröffnung eines Infopavillons am Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg

21.05. - Der Wetterhahn

20.05. - Vor 12 Jahren: EF5-Tornado in Moore - der letzte seit mehr als einem Jahrzehnt

19.05. - Wetterwechsel ante portas