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25. November 2017 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Frontensystem über Deutschland

Frontensystem über Deutschland

Datum 25.11.2017

Fronten sind die wesentliche Ursache markanter Wettererscheinungen in den mittleren geographischen Breiten. Derzeit überquert die in Südwest-Nordost-Richtung orientierte Kaltfront des Tiefdruckwirbels REINHARD mit Kern über dem Nordmeer Deutschland von West nach Ost. Auf ihrer Rückseite sorgt die einfließende polare Meeresluft für einen nass-kalten Wettercharakter.

Das Wetter in Europa wird im Wesentlichen durch das Wechselspiel von Luftmassen unterschiedlichen Energieinhaltes, nämlich "warmer und feuchter" gegenüber "kalter und trockener" Luft, die durch die allgemeine Zirkulation der Atmosphäre gegeneinander geführt werden, bestimmt. Als "Front" bezeichnet man dabei die Schnittlinie einer Fläche zwischen verschiedenen Luftmassen am Erdboden beziehungsweise auf der Bodenwetterkarte.


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Auf dieser Vorstellung basiert die "Polarfronttheorie", die die Entstehung und Evolution von Tiefdruckgebieten in den gemäßigten Klimazonen als Prozesse instabiler Wellenbildungen im Grenzbereich unterschiedlicher Luftmassen interpretiert. Sie wurde vor ca. 100 Jahren von dem Norweger Vilhelm Bjerknes (14. März 1862 bis 9. April 1951) eingeführt und stellt immer noch ein wichtiges Paradigma der "synoptischen Meteorologie" und der Wettervorhersage in den mittleren Breiten dar.

Innerhalb einer Luftmasse sowieso, aber auch beim Übergang von einer Luftmasse zu einer anderen, erfolgt die horizontale Änderung ihrer thermodynamischen Eigenschaften streng genommen kontinuierlich. Meist wird sie jedoch als sprunghaft wahrgenommen, so dass man in praxi tatsächlich von "Grenzflächen" ausgehen kann. Physikalische Eigenschaften wie Temperatur, Dichte und Feuchtigkeit bestimmen die Wärmeenergie der jeweiligen Luftmasse, die man in "fühlbare Wärme" (schlichtweg "warm" oder "kalt") und "latente Wärme" ("feucht" oder "trocken") aufteilen kann.

Für vergleichende Betrachtungen ist es erstrebenswert, die Wärmeenergie einer Luftmasse auch mit einer einzigen physikalischen Größe beschreiben zu können. Dazu eignet sich besonders die "Äquivalenttemperatur". Darunter versteht man die Temperatur der Luft, die erreicht wird, wenn der gesamte in der Luft enthaltene Wasserdampf kondensiert und die dabei freiwerdende Wärmeenergie zur Erhöhung der Lufttemperatur verwendet wird. Im Falle zweier Luftmassen mit gleicher "aktueller Temperatur", aber verschiedener Feuchtigkeit, hat die feuchtere Luft eine höhere Äquivalenttemperatur und ist damit energiereicher.

Wettererscheinungen in den mittleren Breiten sind in der Regel an das Vorhandensein von Fronten gebunden. Durch die relative Bewegung der unterschiedlich temperierten Luftmassen gegeneinander kommt es zu "Hebungsvorgängen" derart, dass bei "Warmfronten" die spezifisch leichtere Warmluftmasse auf den Kaltluftkörper "aufgleitet", wogegen sich bei "Kaltfronten" die spezifisch schwerere Kaltluft unter die Warmluft schiebt und diese anhebt. Die gehobene Warmluft gelangt in der Höhe unter niedrigeren Luftdruck, dehnt sich aus und kühlt sich "adiabatisch" ab. Dabei kondensiert der in ihr enthaltene Wasserdampf und es bilden sich Wolken und Niederschläge.

Seit gestern früh überquert die in Südwest-Nordost-Richtung orientierte, bisweilen "wellende" Kaltfront des mächtigen Nordmeertiefs REINHARD Deutschland von West nach Ost und verursacht vor allem im Stau des Berglandes ergiebige Niederschläge. Dabei sinkt heute die Schneefallgrenze auf etwa 600 bis 400 Meter und verharrt in den nächsten Tagen in der auf der Rückseite einfließenden polaren Meeresluft am unteren Rande des angegebenen Intervalls.



© Deutscher Wetterdienst

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