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07. Februar 2014 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

"Südweststurm"

"Trog über Westeuropa", wissenschaftlich abgekürzt TrW, ist die derzeit herrschende Großwetterlage.

Darunter versteht man eine "langwellige", d.h. mehrere hundert Kilometer umfassende, äquatorwärts gerichtete Ausbuchtung der generell in West-Ost-Richtung orientierten, atmosphärischen Strömung in den mittleren Breiten. Auf der Nordhalbkugel entstehen diese Tröge immer dann, wenn Polarluftmassen südwärts vorankommen.

Da der Luftdruck mit der Höhe in kalter Luft rascher als in warmer
Luft abnimmt, herrscht in derselben geometrischen Höhe in einer
Polarluftmasse ein tieferer Druck als etwa im Falle subtropischer
Luft. Tröge mit hoch reichender Kaltluft, im Meteorologenslang auch
gern als "höhenkalte" Luft bezeichnet, fungieren folglich als
Tiefdruckgebiete in der mittleren und höheren Troposphäre.

Ihr Verhalten, also das rasche "Mitschwimmen" in der Westwinddrift
oder aber ihr Verharren als stehende oder gar rückläufige Wellen,
steuern die Bildung und Verlagerung der uns von der
Fernsehwetterkarte bekannten Tiefdruckgebiete am Boden. Vereinfacht
gesagt wird dort, wo der Luftdruck in der Höhe fällt, aus
Kontinuitätsgründen Luft aus bodennahen Schichten angesaugt und ein
Tiefdruckgebiet entsteht oder ein bestehendes wird forciert.

Die an der Trogvorderseite induzierte Vertikalbewegung (im Fachjargon
"Hebung" genannt) bewirkt Wolken und Niederschläge. Außerdem begegnen
sich bei Trogwetterlagen kalte Luft polaren Ursprungs und relativ
warme atlantische oder mediterrane Luftmassen auf engem Raume.
Markante Temperaturunterschiede bewirken große Luftdruckgegensätze,
daher zeichnen sich Tröge durch starke bis stürmische Winde aus, bis
hin zu Orkanböen bei entsprechend heftigen Entwicklungen.

Bodenluftdruck Europa
Bodenluftdruck Europa


Heute liegt Mitteleuropa an der Vorderseite eines westeuropäischen
Troges in einer milden südlichen bis südwestlichen Strömung, die im
Ostalpenraum den Föhn antreibt. Beispielsweise stieg die Temperatur
in Oberstdorf (806 m Höhe) zwischen 02:00 und 04:00 UTC sprunghaft
von -1.4 °C auf +9.6 °C, um dann wieder zu sinken (vorübergehender
Föhndurchbruch). Für Deutschland werden größtenteils
Tageshöchsttemperaturen von fast frühlingshaften 7 bis 14 °C
erwartet.

Auf dem Brocken (1142 m Höhe) gab es die ersten Orkanböen, z.B. 130
km/h um 07:00 UTC. Es bleibt spannend: nachdem das Sturmtief QUMAIRA
von den Britischen Inseln nach Skandinavien gezogen ist und seine
Kalfront Deutschland überquert hat, regeneriert sich morgen der Trog
und das nächste Sturmtief namens RUTH sorgt für ein windiges
Wochenende.

p.s.: Zur visuellen Unterstützung des oben Erläuterten sei auf die im
Internetangebot des Deutschen Wetterdienstes, unter der Rubrik
"Spezielle Nutzer/Hobbymeteorologen", angebotenen Wetterkarten
verwiesen.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD