Facebook Twitter
Drucken
13. Februar 2013 | Dipl.-Met. Jens Hoffmann

Februar 2013 - eine klimatologische Zwischenbilanz

Nebel über den Weinbergen
Nebel über den Weinbergen


Riskiert man am heutigen Mittwoch einen Blick auf den Kalender, dann
wird einem unweigerlich klar, dass die berühmte 5. Jahreszeit beendet
ist - Aschermittwoch nennt man das, aus und vorbei. Allerdings, das
Leben geht trotzdem weiter und - das lehrt uns der Kalender ebenfalls
- der Februar und somit auch der Winter sind mitnichten vorbei. Knapp
die Hälfte des kürzesten Monats ist um, Grund genug, ausnahmsweise
mal nicht in die Zukunft, sondern in die jüngste Vergangenheit zu
schauen und eine kleine klimatologische Zwischenbilanz zu ziehen.

Da wäre zunächst mal der Parameter Temperatur. Bildet man aus allen
Stationen des DWD, an denen die Temperatur gemessen wird, einen
einfachen Mittelwert, dann liegt dieser bis einschließlich heute früh
bei -0,3 Grad und somit gut ein halbes Grad unter dem langjährigen
Mittelwert, der auf Basis der 30-jährigen Reihe von 1961-90 ermittelt
wurde. Die Statistik weist also einen bisher zu kalten Monat aus, was
gefühlt auch völlig in Ordnung ist, hatten wir es in den letzten
Tagen doch verbreitet mit Temperaturen um oder unter dem Gefrierpunkt
zu tun. Allerdings muss man bei der klimatologischen Betrachtung
bedenken, dass der aktuelle Mittelwert aus 12 Tagen berechnet wurde,
während das langjährige Mittel den ganzen Monat berücksichtigt. Würde
man den aktuellen Wert von -0,3 Grad gegen eine virtuelle
langjähriges 12-Tages-Mittel verifizieren, wäre die Abweichung sehr
wahrscheinlich etwas kleiner, da die erste Monatshälfte
klimatologisch etwas kälter ausfällt als die zweite.
Wie auch immer, wenn man sich mal vom globalen Mittelwert entfernt
und detaillierter in die Regionen geht, stellt man fest, dass der
Februar 2013 bisher nicht überall zu kalt war. Besonders im Norden
und Nordosten gibt es einige Stationen, die eine leicht positive
Abweichung anzeigen. Im brandenburgischen Manschnow beträgt die
Differenz sogar +1,1 Grad (aktuell +0,7 Grad vs. -0,4 Grad im
langjährigen Mittel). Dagegen weicht z.B. Düsseldorf um -1,2 Grad
gegenüber dem theoretischen Sollwert ab, wobei aber fairerweise
gesagt werden muss, dass der Messwert vom Flughafen und nicht aus der
Innenstadt stammt.
Besonders groß sind die negativen Abweichungen im höheren Bergland.
Dabei nimmt die knapp 3000 m hohe Zugspitze mit -3,8 Grad (-15,2 vs.
-11,4 Grad) die "Pole-Position" ein.

Der zweite Parameter, der von Interesse ist, ist der Niederschlag.
Rein arithmetisch kommen wir bisher auf etwa 35 Liter pro
Quadratmeter (l/qm), was bei einem langjährigen Mittel von knapp 50
l/qm gut 70% ausmacht. Im Klartext, die Hälfte des Februars ist noch
nicht ganz erreicht, da sind schon zwischen zwei Drittel und drei
Viertel des rechnerischen Solls gefallen.
Wie eigentlich fast immer bei diesem Element ist es auch heuer so,
dass die Verteilung sehr heterogen ist. Es gibt Orte, da ist das
Monatssoll bereits
heute locker überschritten, während andernorts noch ein
beträchtliches Defizit vorliegt. Exemplarisch sei hierfür das etwa 20
km nördlich von Freiburg (Breisgau) gelegene Emmendingen-Mundingen
erwähnt, wo schon jetzt gut 142% des langjährigen Solls an
Niederschlag gefallen sind. Der theoretische Wert liegt bei 49 l/qm,
der gemessene bei 70 mm. Die größte Niederschlagssumme hat übrigens
die Zugspitze zu verzeichnen, wo bisher gut 155 l/qm runtergekommen
sind - freilich durchweg als Schnee.
Davon liegt der bisher trockenste Ort des Landes Lichtjahre entfernt,
aber auch geografisch liegen einige hundert Kilometer dazwischen.
List auf Sylt weist sowohl absolut als auch relativ die geringsten
Werte auf. Auf gerade mal 8,4 l/qm kommt Deutschlands nördlichste
Insel, was knapp 24% des Mittelwertes ausmacht.

Bliebe abschließend noch die Kategorie "Sonnenschein", die in diesem
Jahr schon durch den äußerst trüben Januar für Schlagzeilen gesorgt
hat. Schaut man sich die aktuelle Zahl der gemessenen
Sonnenscheindauer an, dann scheint der Februar keine substanzielle
Verbesserung der insgesamt tristen Jahresbilanz zu bringen.
Bescheidene 18 Stunden Sonne weist das einfache arithmetische Mittel
auf, was gerade mal ein Viertel des Solls ausmacht. Das liegt bei
etwa 72,5 Stunden, einem Wert, von dem die meisten Orte noch
meilenweit entfernt liegen.
Besonders bitter sieht es diesbezüglich im baden-württembergischen
Elzach-Fisnacht aus (im Schwarzwald gelegen), wo sich die Sonne
gerade mal 2,5 Stunden hat blicken lassen (etwa 3,5% des Solls).
Nicht viel besser sieht es im vielleicht etwas bekannteren
Villingen-Schwenningen (auf der Baar zwischen Schwarzwald und
Schwäbischer Alb gelegen) aus, wo 9 Stunden Sonnenscheindauer
gemessen wurden (knapp 11% des Solls).
Dagegen entpuppt sich das niederrheinische Kalkar als wahres
Sonnen-El-Dorado, wurden dort doch "satte" 38 Stunden Sonnenschein
registriert - Rekord auf Basis der DWD-Stationen. Prozentual
betrachtet reicht das aber gerade mal für die Hälfte in Bezug auf den
Mittelwert. Hier nimmt übrigens das niedersächsische Bassum den
Spitzenplatz mit gut 69% ein (gemessene 36,7h vs. rechnerische
53,1h).
Wie man leicht sieht, gibt es bei der Sonnenscheindauer noch
reichlich Luft nach oben. Ob es in den nächsten Tagen allerdings
schon zu nachhaltigen Verbesserungen kommt, muss bezweifelt werden.




© Deutscher Wetterdienst

Bild: Hans Richard Henkes