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02. Dezember 2012 | Hermann Kehrer

Deutschlandwetter im November 2012:

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November war zu warm und arm an Sonnenschein

Im Vergleich zum Vorjahr begann der November 2012 recht nass: Durch häufige und teils ergiebige Regenfälle wurde im Südwesten gebietsweise schon nach dem ersten Drittel das Niederschlagssoll erfüllt. Nach Nordosten hin schwächten sich die Tiefausläufer meist deutlich ab. Danach kam ganz Deutschland für zwei Wochen in den Einflussbereich des Hochdruckgebietes ?Otto?. Der Jahreszeit entsprechend trat verbreitet Nebel oder Hochnebel auf, der sich oft auch tagsüber nicht auflöste. Erst das von der Biscaya nach England ziehende Tief ?Franziska? brachte ab dem 25. wieder mehr Abwechslung ins Wettergeschehen mit Sturmböen und Regenfällen. Insgesamt verlief der November bei leicht unterdurchschnittlichem Niederschlag und wenig Sonnenschein etwas zu mild. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Temperaturen leicht über dem Mittel

Im November 2012 lag die Durchschnittstemperatur in Deutschland mit 5,2 Grad Celsius (°C) um 1,2 Grad höher als nach der international gültigen Referenzperiode 1961-1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981-2010 betrug die Abweichung laut DWD +0,8 Grad. Die Warmfront des Tiefs ?Yasmina?, die am 2. noch ergiebige Regenfälle gebracht hatte, führte am 3. ungewöhnlich warme Luft nach Süddeutschland. In Rheinfelden am Hochrhein erreichte die Temperatur mit 20,1°C den Höchstwert. Zur Monatsmitte sank das Quecksilber dagegen bei längerem Aufklaren im windschwachen Bereich des Hochs ?Otto? teilweise deutlich unter den Gefrierpunkt. So zeigte das Thermometer in der Nacht zum 16. in Schierke im Harz -7,5°C.

Im Südwesten sehr nass, sonst deutlich trockener

Mit rund 62 Litern pro Quadratmeter (l/m²) fehlten dem November 2012 sieben Prozent zu seinem Klimawert von 66 l/m². Der November des Vorjahres war mit mittleren 2,5 l/m² noch der trockenste Monat überhaupt seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1881 gewesen. Der diesjährige November begann dagegen mit Regenfällen, die bereits in den ersten Tagen die Niederschlagssumme des ganzen Novembers 2011 übertrafen. Im Südwesten war verbreitet schon nach Ende der ersten Dekade das Monatssoll erfüllt. Im Schwarzwald lagen auch insgesamt die nassesten Stationen, wie zum Beispiel Freudenstadt mit rund 180 l/m². Den Nordosten erreichten die Tiefausläufer nur in abgeschwächter Form. Am trockensten blieb die Gegend östlich des Harzes; Quedlinburg meldete nur eine Gesamtmenge von ungefähr 20 l/m². Ab dem 12. befand sich das Flachland häufig in Dunst oder Nebel, während höhere Regionen meist aus dieser feuchten Schicht herausschauten. Auf manchen Bergen herrschte oft ausgezeichnete Fernsicht in extrem trockener Luft. So sank die relative Luftfeuchtigkeit am Morgen des 14. auf dem Brocken auf nur 1 Prozent und am 15. auf der Zugspitze auf 2 Prozent.

Meist trüb, in Gebieten mit wenig Nebel und Hochnebel oft sonnenscheinreich

Beim Sonnenschein blieb der November 2012 mit 47 Stunden um zwölf Prozent unter dem Soll von 53 Stunden. Während der Hochdruckwetterlage richtete sich die Sonnenscheindauer der Stationen oft danach, ob und wie schnell sich Nebel oder Hochnebel auflösten. Garmisch-Partenkirchen erreichte mit etwa 105 Stunden den Spitzenplatz. Schlusslicht war Zinnwald-Georgenfeld, im östlichen Erzgebirge, mit zirka 15 Stunden.

Das Wetter in den Bundesländern im November 2012 (In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)

Schleswig-Holstein und Hamburg: Im November 2012 war Schleswig-Holstein mit 5,9°C (5,0°C) ein warmes, Hamburg mit 6,0°C (5,2°C) neben Nordrhein-Westfalen sogar das wärmste Bundesland. In Schleswig-Holstein fielen mit 50 l/m² lediglich 59 Prozent des Niederschlagssolls (83 l/m²), in Hamburg mit 35 l/m² (67 l/m²) sogar nur 52 Prozent. Die Sonne zeigte sich in Schleswig-Holstein mit 36 Stunden (50 Stunden) recht selten, in Hamburg mit 43 Stunden (49 Stunden) etwas länger.

Niedersachsen und Bremen: Niedersachsen erreichte im November 2012 eine Temperatur von 5,7°C (4,9°C), beim Niederschlag mit 36 l/m² (66 l/m²) nur 54 Prozent und beim Sonnenschein mit 48 Stunden (49 Stunden) 99 Prozent des Solls. Bremen präsentierte sich mit 5,9°C (5,2°C) als ein warmes, mit 33 l/m² (66 l/m²) als das trockenste und mit 54 Stunden (51 Stunden) als das sonnenscheinreichste Bundesland. In Hude zwischen Bremen und Oldenburg entwurzelte der Sturm am 25. eine Linde, die auf die Klosterschänke stürzte. Zuvor zerstörte der Baum einen Pavillon des Biergartens, unter dem noch drei Gäste saßen. Diese hatten Glück im Unglück und konnten sich retten.

Mecklenburg-Vorpommern: Die Meteorologen registrierten für Mecklenburg-Vorpommern im November 2012 eine Mitteltemperatur von 5,5°C (4,5°C), eine Niederschlagsmenge von 38 l/m (52 l/m²) und eine Sonnenscheindauer von 44 Stunden (52 Stunden).

Brandenburg und Berlin: In Brandenburg brachte der November 2012 im Mittel 5,3°C (4,4°C). Der Niederschlag mit 42 l/m² (45 l/m²) und Sonnenschein mit 49 Stunden (50 Stunden) wichen nur wenig vom Klimawert ab. In Berlin verbuchte der DWD 5,7°C (4,7°C), 42 l/m² (48 l/m²) und 41 Sonnenstunden (50 Stunden).

Sachsen-Anhalt: Hier betrug die Temperatur durchschnittlich 5,4°C (4,5°C). Schierke im Harz meldete mit -7,5°C am 16. den niedrigsten Wert im November 2012. Sachsen-Anhalt verfehlte mit 47 Stunden sein Sonnenscheinsoll (51 Stunden) knapp und als zweittrockenstes Bundesland mit 34 l/m² sein Niederschlagssoll (43 l/m²) deutlich. Die bundesweit trockenste Region befand sich östlich vom Harz; so meldete Quedlinburg nur 20 l/m². Am 14. sank die relative Luftfeuchte auf dem Brocken im Harz auf 1 Prozent.

Sachsen: Sachsen zählte im November mit 5,1°C (3,8°C) zu den kälteren Bundesländern. Die Niederschlagsmenge lag mit 66 l/m² (52 l/m²) deutlich über, die Sonnenscheindauer mit 51 Stunden (54 Stunden) etwas unter dem Klimawert. Zinnwald-Geor-genfeld im östlichen Erzgebirge war mit ungefähr 15 Stunden im November 2012 die sonnenscheinärmste Station. Böhmischer Wind erreichte am Vormittag des 1. in Lichtenhain-Mittelndorf, südöstlich von Dresden, Stärke 9.

Thüringen: Thüringen war im November 2012 mit 4,6°C (3,3°C) das zweitkälteste Bundesland. Der Niederschlag blieb mit 53 l/m² (56 l/m²) leicht unter dem Soll und die Sonne zeigte sich 39 Stunden (49 Stunden) lang. Auf der A 38 in Nordthüringen ereigneten sich am 15. bei dichtem Nebel und Reifglätte viele Unfälle. Diese forderten ein Menschenleben und zahlreiche Verletzte.

Nordrhein-Westfalen: In Nordrhein-Westfalen kamen im November 2012 mit 42 l/m² nur 54 Prozent des Niederschlagssolls (78 l/m²) zustande. Außerdem war es mit 53 Stunden (53 Stunden) das zweitsonnigste und mit 6,0°C (5,1°C) neben Hamburg das wärmste Bundesland. Trotzdem herrschten in den Morgenstunden des 6. gebietsweise winterliche Verhältnisse. Überfrierende Nässe führte in Mönchengladbach zu Straßenglätte, so dass eine Frau vom Fahrrad stürzte und sich verletzte.

Hessen: Hessen ordnete sich mit 5,0°C (3,8°C) im November bei den kälteren Bundesländern ein. Die Niederschlagsmenge blieb mit 50 l/m² um 31 Prozent unter dem Klimawert (71 l/m²) und die Sonne erreichte im Schnitt mit 29 Stunden nur 68 Prozent des Solls (43 Stunden). Damit war laut DWD Hessen im November das trübste Bundesland.

Rheinland-Pfalz: Für Rheinland-Pfalz konnten die Meteorologen eine Durchschnittstemperatur von 5,2°C (4,1°C) verbuchen. Obwohl es mit 53 l/m² zu den vergleichsweise niederschlagsreicheren Bundesländern gehörte, blieb es um 29 Prozent unter dem Soll (75 l/m²). Auch die Sonnenscheindauer erzielte mit 39 Stunden nur 74 Prozent des Klimawertes (53 Stunden).

Saarland: Von allen Bundesländern erhielt das 5,6°C (4,3°C) milde Saarland im November mit 75 l/m² (95 l/m²) den zweitmeisten Niederschlag und mit 32 Stunden (53 Stunden) den zweitwenigsten Sonnenschein.

Baden-Württemberg: Hier war der Unterschied zwischen der Durchschnittstemperatur von 5,2°C und dem vieljährigen Mittel (3,5°C) am größten. Rheinfelden am Hochrhein war im November der wärmste deutsche Ort: Am 3. zeigte das Thermometer hier 20,1°C. In Baden-Württemberg, dem mit Abstand nassesten Bundesland, fielen 126 l/m², was 154 Prozent des Klimawertes (82 l/m²) entspricht. In Baden-Baden-Geroldsau waren bis zum 4. mit 73 l/m² bereits 70 Prozent des Monatssolls gefallen. Allein der anhaltende Regen am 2. hatte dort 34 l/m² gebracht. Hechingen in der Schwäbischen Alb meldete am 28. mit 43 l/m² die bundesweit größte Tagessumme. Die höchste Monatsmenge entstand in Freudenstadt mit rund 180 l/m. Baden-Württemberg war mit 53 Stunden (62 Stunden) ein vergleichsweise sonnenscheinreiches Bundesland. Die relative Luftfeuchtigkeit ging am 14. morgens auf dem Feldberg im Schwarzwald auf nur 3 Prozent zurück.

Bayern: Bayern war im November 2012 mit 4,4°C (2,8°C) das kälteste Bundesland. Außerdem zählte es mit 67 l/m² (70 l/m²) zu den niederschlagsreicheren Regionen und mit 52 Stunden (57 Stunden) zu den Gebieten mit verhältnismäßig viel Sonnenschein. In Garmisch-Partenkirchen schien die Sonne mit zirka 105 Stunden deutschlandweit am längsten. Am Vormittag des 15. meldete die Zugspitze bei hervorragender Fernsicht eine relative Luftfeuchtigkeit von 2 Prozent.


Die wärmsten, trockensten und sonnigsten Orte in Deutschland

Erste Auswertungen der Ergebnisse von 2 000 Messstationen des
Deutschen Wetterdienstes (DWD) in ganz Deutschland

Besonders warme Orte im November 2012*

1. Helgoland (Schleswig-Holstein) 8,2°C Abweich. +0,6 Grad
2. Köln-Stammheim (Nordrhein-Westfalen) 7,5°C Abweich. +0,8 Grad
3. Geilenkirchen (Nordrhein-Westfalen) 7,5°C Abweich. +1,7 Grad

Besonders kalte Orte im November 2012*

1. Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) 1,4°C Abweich. +1,4 Grad
2. Neuhaus am Rennweg (Thüringen) 1,8°C Abweich. +1,3 Grad
3. Carlsfeld (Sachsen) 1,9°C Abweich. +1,5 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im November 2012**

1. Freudenstadt (Baden-Württemberg) 173,5 l/m² 100 Prozent
2. Baden-Baden-Geroldsau (Baden-Württemberg) 170,3 l/m² 163
Prozent
3. Elzach-Fisnacht (Baden-Württemberg) 167,8 l/m² 127 Prozent

Besonders trockene Orte im November 2012**

1. Bad Harzburg (Niedersachsen) 20,6 l/m² 31 Prozent
2. Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) 21,6 l/m² 73 Prozent
3. Wernigerode (Sachsen-Anhalt) 21,8 l/m² 45 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im November 2012**

1. Garmisch-Partenkirchen (Bayern) 105 Stunden 124 Prozent
2. Oberstdorf (Bayern) 99 Stunden 126 Prozent
3. Kempten (Bayern) 95 Stunden 110 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im November 2012**

1. Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) 15 Stunden 34 Prozent
2. Runkel-Ennerich (Hessen) 17 Stunden 41 Prozent
3. Gießen (Hessen) 18 Stunden 43 Prozent



Bergstationen oberhalb 920 m NN sind hierbei nicht berücksichtigt.

* Monatsmittel und Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Monatswertes zum vieljährigen
Mittelwert der jeweiligen Station (normal = 100 Prozent)








© Deutscher Wetterdienst

Bild: Ulf Köhler, DWD