Facebook Twitter
Drucken
03. September 2022 | Dipl.-Met. Christian Throm, Meteorologe

Deutschlandwetter im Sommer 2022

Deutschlandwetter im Sommer 2022

Datum 03.09.2022

Sonnigster Sommer seit Messbeginn / Einer der vier wärmsten Sommer seit 1881

Landläufig ist die warme Jahreszeit ja auch als „Sommerloch“ bekannt. Doch in diesem Jahr sorgten auch meteorologische Ereignisse und ihre Folgen für enorme Schlagzeilen: Hitzerekorde im Norden Deutschlands bis an die Küste, historische Trockenheit im Westen, Niedrigwasser und ausgetrocknete Flussläufe, Blaualgenplagen, zahlreiche Rekordwaldbrände, Trinkwassernotstände - oft Seite an Seite mit regionalen Starkregenfällen und Überflutungen. Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Die Extreme dieses Sommers zeigen sich auch in unserer Klimastatistik. Der Sommer 2022 war in Deutschland der sonnigste, 6.trockenste und gehört zu den vier wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn. Wir dürften damit in Zeiten des Klimawandels einen bald typischen Sommer erlebt haben.“ Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Sonnenaufgang über Offenbach a.Main
Sonnenaufgang über Offenbach a.Main


Temperaturplus von 2,9 Grad im Vergleich zum vieljährigen Mittel

Der Temperaturdurchschnitt lag im Sommer 2022 nach vorläufigen Berechnungen des DWD mit 19,2 Grad Celsius (°C) um 2,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +1,6 Grad. Damit gehört der Sommer 2022 zu den vier wärmsten in Deutschland seit 1881. „Spitzenreiter“ bleibt 2003 mit 19,7 °C. Aus dem Stand brachte bereits der Juni den Sommer auf Hochtouren, wurde im Juli zum Dauerläufer und blieb das auch im August. Hamburg-Neuwiedenthal meldete am 20.7. mit 40,1 °C die deutschlandweit höchste Temperatur. Jener Tag brachte in der Norddeutschen Tiefebene viele neue Rekorde. Klirrend kühl war es dagegen in Gilserberg-Moischeid, 25 km nordöstlich von Marburg, wo am 2.6. mit 1,1 °C der Sommertiefstwert festgehalten wurde.

6.trockenster Sommer seit 1881

In diesem Sommer fielen mit rund 145 Litern pro Quadratmeter (l/m²) knapp 40 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 mit 239 l/m². In der seit 1881 bestehenden Zeitreihe des DWD war der Sommer damit der 6.trockenste. Am trockensten bleibt der Sommer 1911 mit nur 124 l/m² gewesen. Auch im Vergleich zur Referenzperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 2022 minus 40 Prozent. Das Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen meldeten eine historische Sommerdürre. An den Alpen fielen währenddessen über 500 l/m². Dort wurde in Wertach-Bichel im Allgäu am 19.8. mit 114,2 l/m² auch der höchste Tagesniederschlag des Sommers erhoben.

Die deutlich zu trockene und überdurchschnittlich warme und sonnenscheinreiche Sommerwitterung ließ die Böden stark austrocknen. Dabei nahm der Rückgang der Bodenfeuchte in Deutschland einen ähnlichen Verlauf wie im Dürrejahr 2018. Von der Trockenheit besonders getroffen waren vor allem die Sommerkulturen wie Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben. Grünland verdorrte zusehends und wurde seinem Namen vielerorts nicht mehr gerecht. Auswirkungen auf das kommende Erntejahr zeichnen sich bereits ab, da die Bedingungen zur Herbstaussaat zurzeit ungünstig sind. Auch bei vielen Bäumen und Sträuchern wurde der Trockenstress immer deutlicher sichtbar. Besonders markant war auch die Waldbrandgefahr: Die Anzahl der Tage mit einem hohen bis sehr hohen Waldbrandgefahrenindex war im Deutschlandmittel in diesem Sommer ähnlich hoch wie im Jahr 2018. Einen Bericht zur Trockenheit im Sommer 2022 aus agrarmeteorologischer Sicht hat der DWD bereits am 12.08.2022 veröffentlicht: Hintergrundbericht zur Trockenheit 2022

820 Sonnenstunden im Sommer 2022 - ein Rekord

Mit fast 820 Stunden überragte die Sonnenscheindauer im Sommer ihr Soll von 614 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um knapp 34 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 lag die positive Abweichung bei rund 25 Prozent. Damit hat der Sommer 2022 den bisherigen Rekordhalter 2003 mit 793 Stunden deutlich abgelöst. Am Oberrhein schien die Sonne in den letzten drei Monaten fast 1000 und im äußersten Norden um 700 Stunden.

Das Wetter in den Bundesländern im Sommer 2022

(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Die wärmsten, trockensten und sonnigsten Orte in Deutschland

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Sommer 2022*

1. Platz: Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) 22,6 °C -- Abweich. +3,9 Grad

2. Platz: Frankfurt am Main-Westend (Hessen) 22,3 °C -- Abweich. +3,7 Grad

3. Platz: Mannheim (Baden-Württemberg) 22,2 °C -- Abweich. +3,5 Grad

Besonders kalte Orte im Sommer 2022*

1. Platz: Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen) 15,7 °C -- Abweich. +3,5 Grad

2. Platz: Carlsfeld (Sachsen) 15,7 °C -- Abweich. +3,5 Grad

3. Platz: Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) 15,9 °C -- Abweich. +3,2 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Sommer 2022**

1. Platz: Aschau-Stein (Bayern) 554,7 l/m² -- 72 Prozent

2. Platz: Ramsau-Schwarzeck (Bayern) 551,0 l/m² -- 83 Prozent

3. Platz: Balderschwang (Bayern) 549,5 l/m² -- 71 Prozent

Besonders trockene Orte im Sommer 2022**

1. Platz: Bad Kissingen (Bayern) 28,5 l/m² -- 15 Prozent 2. Platz: Hannover/Kleingartenverein (Niedersachsen) 34,7 l/m² -- 17 Prozent 3. Platz: Karlstadt (Bayern) 36,3 l/m² -- 20 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Sommer 2022**

1. Platz: Lahr (Baden-Württemberg) 973 Stunden -- 136 Prozent

2. Platz: Rheinau-Memprechtshofen (Baden-Württemberg) 961 Stunden -- 149 Prozent

3. Platz: Saarbrücken-Ensheim (Saarland) 953 Stunden -- 143 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Sommer 2022**

1. Platz: Hattstedt (Schleswig-Holstein) 675 Stunden -- 113 Prozent

2. Platz: Leck (Schleswig-Holstein) 675 Stunden -- 105 Prozent

3. Platz: List/Sylt (Schleswig-Holstein) 676 Stunden -- 96 Prozent

oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Jahreszeitmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreszeitwertes zum vieljährigen Jahreszeitmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:

Einen ausführlichen Jahreszeitenüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter http://www.dwd.de/presse.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: © Webcam DWD