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03. September 2021 | Meteorologe Christian Throm

Deutschlandwetter im Sommer 2021

Deutschlandwetter im Sommer 2021

Datum 03.09.2021

In Deutschland 2021 regenreichster Sommer seit 10 Jahren

Im Jahr 2021 erlebte Deutschland den regenreichsten Sommer seit zehn Jahren. Großen Anteil daran hatten die extremen Regenfälle von Tief „Bernd“ Mitte Juli in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Sie verursachten verheerende Fluten, die zu einer der für die Bundesrepublik folgenreichsten Naturkatastrophen seit der Sturmflut 1962 führten. Die Monate Juni, Juli und August fielen insgesamt zugleich deutlich zu warm und durchschnittlich sonnig aus. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

Wanderwetter
Wanderwetter


Den Sommer prägten ein sehr warmer Juni und ein relativ kühler August

Mit 17,9 Grad Celsius (°C) lag im Sommer 2021 der Temperaturdurchschnitt um 1,6 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961-1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991-2020 betrug die Abweichung +0,3 Grad. Mitte Juni sorgte die bisher einzige Hitzewelle des Jahres 2021 für schweißtreibende Temperaturen: In Berlin-Tempelhof und Baruth, südlich davon, kletterte das Thermometer am 19. Juni mit jeweils 36,6 °C bundesweit am höchsten. Das größte Sommerfeeling kam damals insbesondere in den östlichen Landesteilen auf. Dort wurden die meisten Sommer- und Hitzetage registriert. Danach gingen die hochsommerlichen Temperaturen vor allem im Süden und Westen des Landes auf Tauchstation und ließen sich erst Mitte August wieder blicken. Das letzte Augustdrittel brachte dann mit frischen Nächten bereits einen Vorgeschmack auf den anstehenden Herbst. Die deutschlandweit kälteste Nacht gab es am 1. Juni in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge mit 0,5 °C.

Sommer war 30 Prozent zu nass, regional extreme Regenfälle mit katastrophalen Folgen

Im Sommer 2021 fielen bundesweit im Mittel rund 310 Liter pro Quadratmeter (l/m²) und damit 30 Prozent mehr Niederschlag als im Durchschnitt der Referenzperiode 1961-1990 (239 l/m²). Verglichen mit der Periode 1991-2020 lag das Plus bei 29 Prozent. Damit beendete der Sommer 2021 die seit drei Jahren andauernde Phase zu trockener Sommer und reihte sich unter den niederschlagsreichen seit Messbeginn 1881 ein. Die Natur bedankte sich hierfür mit ungewohnt saftig grünen Wiesen und Wäldern. Allerdings brachte der Sommer gebietsweise auch katastrophale Regenmengen: So traf Tief „Xero“ Ende Juni den Nordosten des Landes. Ludwigsburg in der Uckermark erfasste hierbei am 30. Juni mit 198,7 l/m² die deutschlandweit höchste Tagessumme. Mitte Juli nahm der Regen von Tief „Bernd“ zwischen dem Sauerland, der Kölner Bucht und der Eifel derartig starke Intensität an, dass dieser als „Jahrhundertregen“ in die Geschichtsbücher einging. Hierbei fielen großflächig 24-stündig über 100 l/m². Die Auswirkungen der extremen Wassermassen forderten über 180 Menschenleben. Der insgesamt meiste Niederschlag fiel im Sommer am unmittelbaren Alpenrand mit teils über 700 l/m². Erheblich zu trocken verlief die Jahreszeit vor allem in Vorpommern, dem Lee des Harzes sowie dem Thüringer Becken, wo örtlich weniger als 105 l/m² zustande kamen.

Ausgeglichene Sonnenscheinbilanz

Mit rund 615 Stunden erreichte die Sonnenscheindauer im Sommer ihr Soll von 614 Stunden (Periode 1961-1990) fast punktgenau. Im Vergleich zu 1991-2020 lag die negative Abweichung bei gut 6 Prozent. Am längsten zeigte sich die Sonne auf der Ostseeinsel Rügen und in Vorpommern mit teilweise über 770 Stunden. Am wenigsten schien sie in den zentralen Mittelgebirgen und der Lüneburger Heide mit örtlich weniger als 470 Stunden.


Die wärmsten, trockensten und sonnigsten Orte in Deutschland



Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland. Besonders warme Orte im Sommer 2021* 1. Platz Berlin-Tempelhof 20,3 °C Abweich. 2,1 Grad 2. Platz Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) 20,1 °C Abweich. 1,4 Grad 3. Platz Berlin-Brandenburg 20,1 °C Abweich. 2,7 Grad

Besonders kalte Orte im Sommer 2021* 1. Platz Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen) 14,0 °C Abweich. 1,9 Grad 2. Platz Carlsfeld (Sachsen) 14,2 °C Abweich. 2,1 Grad 3. Platz Neuhaus am Rennweg (Thüringen) 14,6 °C Abweich. 1,9 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Sommer 2021** 1. Platz Ruhpolding-Seehaus (Bayern) 899,8 l/m² 129 Prozent 2. Platz Balderschwang (Bayern) 828,5 l/m² 107 Prozent 3. Platz Kreuth-Glashütte (Bayern) 825,6 l/m² 112 Prozent

Besonders trockene Orte im Sommer 2021** 1. Platz Ueckermünde (Mecklenburg-Vorpommern) 96,9 l/m² 61 Prozent 2. Platz Erxleben-Bregenstedt (Sachsen-Anhalt) 115,6 l/m² 63 Prozent 3. Platz Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern) 126,5 l/m² 72 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Sommer 2021** 1. Platz Arkona (Mecklenburg-Vorpommern) 803 Stunden 104 Prozent 2. Platz Putbus (Mecklenburg-Vorpommern) 770 Stunden 107 Prozent 3. Platz Greifswalder Oie (Mecklenburg-Vorpommern) 767 Stunden 98 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Sommer 2021** 1. Platz Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen) 456 Stunden 89 Prozent 2. Platz Lüdenscheid (Nordrhein-Westfalen) 483 Stunden 95 Prozent 3. Platz Lennestadt-Theten (Nordrhein-Westfalen) 496 Stunden 91 Prozent

oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Jahreszeitmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990). ** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreszeitwertes zum vieljährigen Jahreszeitmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis: Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter http://www.dwd.de/presse.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: © Rüdiger Manig