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03. März 2020 | Meteorologe Hermann Kehrer

Deutschlandwetter im Winter 2019/20

Deutschlandwetter im Winter 2019/20

Datum 03.03.2020

In Deutschland zweitwärmster Winter seit Aufzeichnungsbeginn 1881

Der meteorologische Winter 2019/2020 war in Deutschland der zweitwärmste seit Beginn flächendeckender Aufzeichnungen im Jahr 1881. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen. Auch in fast ganz Europa fiel der Winter extrem mild aus. Verantwortlich dafür war der Kältepol der Nordhemisphäre, der sich im Raum Nordkanada-Grönland ständig regenerierte. Das zugehörige Starkwindband schickte immer wieder Tiefdruckgebiete über Island nach Nordrussland. Dadurch befand sich ein Großteil Europas dauerhaft in einer kräftigen, extrem milden Südwestströmung. Sie sorgte in Deutschland vielerorts für einen ‚Totalausfall‘ des Winters. Auch Niederschlag und Sonnenscheindauer lagen hierzulande deutlich über dem vieljährigen Mittel.

Thüringer Wald
Thüringer Wald


In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin wärmster Winter seit 1881
Mit 4,1 Grad Celsius (°C) lag der Temperaturdurchschnitt im Winter 2019/20 um 3,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur wärmeren Periode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung nach oben 3,2 Grad. Wärmer war nur der Winter nach 2006/2007 mit einem Plus von 4,4 Grad. In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin war der diesjährige Winter sogar der wärmste seit Messbeginn. In Hamburg und Bremen wurde bisherige Rekorde wohl eingestellt. Aufgrund der unentwegt einströmenden milden Meeresluft erreichten die Temperaturen im Dezember, Januar, Februar nur selten winterliches Niveau. Stattdessen überschritten sie häufig frühlingshafte 15 °C. Am höchsten kletterte das Quecksilber am 16. Februar in Müllheim, südwestlich von Freiburg, mit 21,5 °C. List auf Sylt konnte keinen einzigen Frosttag verbuchen. In Oberstdorf traten am 20. Januar und am 6. Februar mit jeweils -14,7 °C die tiefsten Werte des Winters auf.

Ein deutlich zu nasser, aber ungewöhnlich schneearmer Winter
Mit rund 225 Litern pro Quadratmeter (l/m²) überstieg die Niederschlagsmenge in diesem Winter ihren Klimawert von 181 l/m² deutlich um 23 Prozent. Die häufigen Niederschläge waren sehr willkommen, um die zu Beginn des Winters teils noch trockenen Böden weiter aufzufüllen. Die insgesamt größten Mengen mit bis zu 810 l/m² fielen im Schwarzwald. Dort wurde auch die höchste Tagessumme gemeldet: 105,5 l/m² am 2. Februar in Baiersbronn-Ruhestein. So viel kam im Osten Deutschlands gebietsweise im ganzen Winter nicht zustande: In Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen blieben einige Stationen unter 90 l/m². Während der Winter 2018/19 im Bergland noch mit sehr viel Schnee aufgetrumpft hatte, blieb dieser diesmal Mangelware. In Oberstdorf lag an 54 Tagen kein Schnee. Im Flachland fiel Schnee gebietsweise erstmals am 27. Februar.

Welche waren die wärmsten, trockensten und sonnigsten Orte in Deutschland im Winter 2019/20?

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.


Besonders warme Orte im Winter 2019/20* 1. Platz Helgoland (Schleswig-Holstein) 6,7 °C Abweich. +3,7 Grad; 2. Platz Köln-Stammheim (Nordrhein-Westfalen) 6,5 °C Abweich. +3,1 Grad; 3. Platz Geilenkirchen (Nordrhein-Westfalen) 6,4 °C Abweich. +3,7 Grad;

Besonders kalte Orte im Winter 2019/20* 1. Platz Reit im Winkl (Bayern) -0,1 °C Abweich. +2,7 Grad 2. Platz Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) -0,1 °C Abweich. +3,8 Grad 3. Platz Carlsfeld (Sachsen) 0,3 °C Abweich. +3,6 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Winter 2019/20** 1. Platz Bernau-Goldbach (Baden-Württemberg) 842,0 l/m²145 Prozent 2. Platz St. Blasien-Menzenschwand (Baden-Württemberg) 826,7 l/m² 143 Prozent 3. Platz Baiersbronn-Mitteltal (Baden-Württemberg) 825,4 l/m² 138 Prozent

Besonders trockene Orte im Winter 2019/20** 1. Platz Grünow (Brandenburg) 83,4 l/m² 97 Prozent 2. Platz Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) 87,1 l/m² 124 Prozent 3. Platz Erfurt-Bindersleben (Thüringen) 91,1 l/m² 111 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Winter 2019/20** 1. Platz Wielenbach (Bayern) 343 Stunden 189 Prozent 2. Platz Attenkam (Bayern) 338 Stunden 150 Prozent 3. Platz Kaufbeuren (Bayern) 336 Stunden 133 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Winter 2019/20** 1. Platz Glücksburg-Meierwik (Schleswig-Holstein) 80 Stunden 64 Prozent 2. Platz Itzehoe (Schleswig-Holstein) 100 Stunden 69 Prozent 3. Platz Lennestadt-Theten (Nordrhein-Westfalen) 102 Stunden 88 Prozent

oberhalb 920 m NN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

* Jahreszeitmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreszeitwertes zum vieljährigen Jahreszeitmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis: Einen ausführlichen Jahreszeitenüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter http://www.dwd.de/presse.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: Rüdiger Manig / DWD