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28. Mai 2017 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Vor dem Monsun...

Vor dem Monsun...

Datum 28.05.2017

...kommt die Hitze. Ende Mai/Anfang Juni sind das Indus-Ganges-Tiefland, in diesem Jahr aber auch das Hochland von Dekkan die heißesten Regionen der Erde. Verbreitet werden Temperaturmaxima von deutlich über 40 °C gemessen, im pakistanischen Indus-Tal örtlich sogar 52 °C.

Geologisch betrachtet stellt der indische Subkontinent eine eigene tektonische Einheit dar, die sog. Indische Platte. Er wird im Norden durch das Himalaya-System von Zentralasien getrennt, in östlicher Nachbarschaft zu Hinterindien durch das Patkai- sowie das Arakan-Joma-Gebirge gesäumt, im Westen durch das Bergland von Belutschistan begrenzt und im Süden vom Indischen Ozean umspült, mit dem Arabischen Meer westlich und dem Golf von Bengalen östlich der Halbinsel Vorderindien. Sieben Staaten liegen auf dem Subkontinent, und zwar Bangladesh, Bhutan, Indien, die Malediven, Nepal, Pakistan und Sri Lanka. Etwa die Hälfte der Landmasse liegt südlich des Wendekreises des Krebses, also in den Tropen.


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Diese geografische Lage und seine starke Gliederung in verschiedene Landschaftsformen, von tief liegenden Küstenstreifen und Flussebenen über ausgedehnte Hochflächen bis zu den höchsten Bergen der Erde, bewirken eine außerordentliche klimatische Vielfalt. Andererseits wird das Klima des indischen Subkontinents in erster Linie durch das Himalaya-Massiv und die Flussebene des Punjab bzw. die angrenzende Wüste Thar dominiert. Die weitgehend zonal verlaufenden Gebirgsketten verhindern den Zustrom von Kaltluftmassen aus dem Hochland von Tibet und den winterkalten Ebenen Zentralasiens. Über dem Punjab und der Thar indes entsteht im Sommer ein geräumiges Hitzetief, welches eine wesentliche Ursache für die Monsunzirkulation in Südasien darstellt.

In Südasien bestimmt der Monsun ("Regen- und Trockenzeit") das Dasein der Menschen, als Wasserspender, in wirtschaftlicher Hinsicht, oftmals aber auch mit drastischen Folgen für Leib und Leben im Falle von Dürren oder Überschwemmungen. Er ist sozusagen Fluch und Segen zugleich. Der indische meteorologische Dienst (India Meteorological Department, abgekürzt IMD) unterscheidet vier offizielle Jahreszeiten, und zwar den Winter von Dezember bis April, den Sommer von April bis Juni/Juli, den MONSUN (eigtl. Sommermonsun) von Juni/Juli bis September/Oktober und die Nachmonsunzeit von September/Oktober bis Dezember. Normalerweise verlagert sich die Nordwestbegrenzung des indischen Monsuns im Verlaufe der ersten Hälfte des nordhemisphärischen Sommers vom Golf von Bengalen in Richtung Pakistan und erreicht etwa Mitte Juli über dem Indus-Tal ihre größte nordwestliche Ausdehnung (siehe die selbsterklärende Karte "Advance of Monsoon 2017" des IMD).

Ende Mai/Anfang Juni, also zu Beginn des indischen Sommermonsuns, ist die Region die heißeste Gegend auf der ganzen Erde. Verbreitet herrschen Tageshöchsttemperaturen von mehr als 40 °C, im pakistanischen Indus-Tal örtlich sogar über 50 °C. Beispielsweise wurden am heutigen 28. Mai 2017 im pakistanischen Sibi (im Indus-Tal, 29°33'N, 67°53'E, 133 m Höhe) 52,0 °C gemessen, in Jacobabad (im Indus-Tal, 28°38'N, 68°31'E, 55 m Höhe) waren es gestern 51,0 °C. Nagpur (21°09'N, 79°05'E, 306 m Höhe) auf dem indischen Dekkan-Plateau brachte es gestern immerhin auf 46,0 °C.

Währenddessen hat der Sommermonsun Sri Lanka mit voller Stärke erreicht: nach heftigen Regenfällen, die zu Überschwemmungen und Erdrutschen führten, waren zunächst über 100 Tote zu beklagen, etwa ebenso viele werden noch vermisst und Tausende sind obdachlos. Laut einheimischem Wetterdienst handelte es sich um die stärksten Monsunregen seit dem Jahre 2003. Beispielsweise wurden in Ratnapura (06°41'N, 80°24'E, 130 m Höhe) innerhalb von 24 Stunden bis Freitag, den 26.05.2017, 06:00 Uhr UTC eine Regenmenge von 384 L/m² registriert, das sind ca. 81 % der mittleren monatlichen Niederschlagssumme des regenreichsten Monats Mai.



© Deutscher Wetterdienst

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