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13. Juli 2016 | Dipl.-Met. Christian Herold

Leuchtende Nachtwolken - Wolken in der kältesten Zone der Erdatmosphäre

Leuchtende Nachtwolken - Wolken in der kältesten Zone der Erdatmosphäre

Datum 13.07.2016

Manchmal lassen sich in klaren Sommernächten am Nordhorizont geheimnisvoll silbrig - weiß bis blau leuchtende Wolken beobachten. Wie dieses Phänomen entsteht, wird im Folgenden erklärt.

Manchmal lassen sich in klaren Sommernächten am Nordhorizont geheimnisvoll silbrig - weiß bis blau leuchtende Wolken beobachten. Sie haben etwas Ähnlichkeit mit Cirruswolken. Leuchtende Nachtwolken sind ein eher seltenes Phänomen. Meist treten sie von Anfang Juni bis Ende Juli im Zeitraum um die Sommersonnenwende auf.


Von normalen Wolken unterscheiden sie sich durch ihre große Höhe. Während normale Wolken in der Troposphäre in Höhen bis zu 15 km zu finden sind, erscheinen leuchtende Nachtwolken in einer Höhe von 81 bis 87 km. Dieses ist die sogenannte Mesopausenregion. Es ist die kälteste Zone der Atmosphäre. Nirgendwo sonst auf diesem Planeten lassen sich in natürlicher Umgebung so tiefe Temperaturen messen. Im Sommer werden dort Werte von unter -150 °C erreicht. Diese kalten Temperaturen werden benötigt, damit bei der in diesen Höhen sehr geringen Wasserdampfkonzentration kleine Eiskristalle an Staubpartikeln kristallisieren. Dadurch entstehen die leuchtenden Nachtwolken. Woher jedoch die Staubpartikel stammen, ist noch nicht vollständig geklärt. Zuerst beobachtete man diese Wolken zwei Jahre nach dem Ausbruch des Krakatau (Sunda-Straße, Indonesien), im Jahre 1885. Man nahm an, dass durch den Ausbruch Staub bis in solche Höhen transportiert wurde. Dochtraten die Wolken auch noch viele Jahre nach dem Ausbruch auf. Deshalb geht man heute davon aus, dass der Staub von Meteoren kommt, die in diesen Höhen verglühen. Das scheinbare Leuchten der Wolken entsteht durch gestreutes Sonnenlicht. Wenn die Sonne etwa 6 bis 16 Grad unter dem Horizontsteht, erscheint der Himmelshintergrund bereits dunkel. Doch werden die leuchtenden Nachtwolken dann aufgrund ihrer enormen Höhe von der Sonne noch beschienen.

Erforscht werden diese Wolken unter anderem am Leibnizinstitut für Atmosphärenforschung (IAP) in Kühlungsborn (http://www.iap-kborn.de).Das IAP verwendet dazu ein LIDAR (Light Detecting And Ranging) in derArktis und sammelt damit die entsprechenden Daten. Dabei wird ein Laserstrahl ausgesendet und die Rückstreuung an den Wolken gemessen und ausgewertet. Entsprechende Daten lassen sich auf der Seite des IAP finden: https://alomar.andoyaspace.no/rmrlidar/html/campaign.summer/00index.htm

In den vergangen Tagen gab es auch über Deutschland zahlreiche Sichtungen. Es lohnt sich also auch in den kommenden Nächten am Nordhorizont nach diesen Erscheinungen Ausschau zu halten. Die besten Bedingungen bestehen dafür in der heutigen Nacht in der Nordwesthälfte, denn dort klart der Himmel zumindest zeitweise auf. Im Süden und Osten halten sich dichte Wolken, die Regen bringen. In der Nacht zum Freitag klart dann der Himmel in der Südhälfte auf, während im Norden dichte Wolkenfelder vorüberziehen.



© Deutscher Wetterdienst

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