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30. November 2015 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Wie sich Sozialwissenschaftler mit der Klimaänderung beschäftigen.

Wie sich Sozialwissenschaftler mit der Klimaänderung beschäftigen.

Datum 30.11.2015

Auf der 10. Deutschen Klimatagung referierten nicht nur Naturwissenschaftler, sondern auch Sozialwissenschaftler kamen zu Wort.

Wie schon vor einiger Zeit angekündigt gibt es heute ein Thema des Tages zu den Problemen, mit denen sich Sozialwissenschaftler in Bezug auf die Klimaänderung beschäftigen. Dabei handelt es sich um Vorträge, die auf der 10. Deutschen Klimatagung gehalten wurden.



Zur Klimadebatte: Die Klimadebatte wird in der Wissenschaft und Öffentlichkeit unterschiedlich geführt. Während sich die Wissenschaft über die Grundannahmen des anthropogenen Klimawandels weitgehend einig ist, sind die Meinungen in den Medien und der Öffentlichkeit durchaus kontrovers. Hier haben Klimaskeptiker, die die Existenz insbesondere des anthropogenen Anteils des Klimawandels, weiterhin dessen Ursachen und Folgen, bestreiten, eine überproportional größere Öffentlichkeit. Dies sei der früheren Ausgewogenheit der Berichterstattung geschuldet, die den Klimaforschern die gleiche Aufmerksamkeit brachte wie den Klimaskeptikern. Im Gegensatz zu früher allerdings herrscht heute keine Ausgewogenheit mehr in den journalistischen Artikeln, vielmehr werden die Argumente der Skeptiker zunehmend in Zweifel gezogen. Die Klimaskeptiker kommen daher überwiegend in den Kommentaren zu Wort. Wer sich ausgiebig mit den Argumenten der Klimaskeptiker auseinandersetzen will, ist im Onlinebereich einer großen norddeutschen Tageszeitung am besten aufgehoben. Dass sich in den Medien normalerweise die Debatte auf die Gegenpole Skeptiker und Warnern verkürzt, trägt nicht zur Versachlichung des Themas bei. (In Anbetracht der Weltklimatagung gibt es natürlich derzeit(!) auch viele andere Informationen.)

Ein anderer Vortrag beschäftigte sich mit den fünf Typen von deutschen Informationsempfängern zum Klimawandel. Es gibt einerseits die Alarmierten (in D 28%), die versuchen sich über Qualitätsmedien zum Thema Klimawandel zu informieren und weitere 18% besorgte Aktivisten; also sorgen sich etwa 46% der Bevölkerung um das Klima. Sie sind überwiegend gut gebildet und einkommensstark. 28% stehen dem Klimawandel verhalten gegenüber und 20% haben damit nichts am Hut (disengaged) und werden sicher ihr Verhalten im Sinne der Anpassung und Vorsorge nicht aus freien Stücken ändern. Die restlichen 10% sind zweifelnd (doubtful).

Zum Internationalen Klimarat (IPCC) wurden Wissenschaftler außerhalb des Klimarats befragt. Mit der Organisation Weltklimarat ist man nicht so ganz glücklich, die Veröffentlichung des IPCC-Berichts wird aber als unbedingt erforderlich angesehen.

Zum derzeit wieder topaktuellen "Zwei-Grad-Ziel", der Konkretisierung eines abstrakt formulierten Klimaziels, haben die Sozialwissenschaftler u.a. folgendes beobachtet: Während die Politiker immerzu von der Notwendigkeit sprechen, das "Zwei-Grad-Ziel" zu erreichen, weisen die Klimawissenschaftler beständig darauf hin, dass das "Zwei-Grad-Ziel" in Anbetracht des politischen Handelns nicht zu erreichen ist.

Schließlich hat eine vergleichende Untersuchung bei Forstwirten ergeben, dass eine ausführliche Schulung in Bezug auf Klimaänderung nur geringe Verhaltensunterschiede zu nicht speziell geschulten Forstwirten hervorruft.

Abschließend noch ein wichtiger Tipp zur Informationsbewertung: In Anbetracht all der Unsicherheiten, die die Vorhersage des zukünftigen Klimas und deren Folgen mit sich bringt, ist es immer unerlässlich, bei allen Informationen deren Quelle zu berücksichtigen. Hinter einem "Komitee der Klimafreunde"(Name frei erfunden) können sowohl diejenigen stehen, die mit Klimaänderungshysterie ihr Geld verdienen, als auch solche, deren Existenzgrundlage der Kohlendioxidausstoß ist. Dass beide Gruppen aus den naturgegebenen Gründen gänzlich Verschiedenes aus den unsicheren Vorhersageergebnissen herauslesen, versteht sich von selbst.



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