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23. August 2015 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann

23.August = 21.April

23.August = 21.April

Datum 23.08.2015

Am 23 August ist Sommer, am 21 April grad mal Frühjahr

Wer in der letzten Woche mittags in die Pause ging, um den Sonnenschein zu genießen, hat festgestellt, dass die Sonne im Vergleich zum Sonnenhöchststand Ende Juni eher lasch am Himmel hängt. Ein Blick auf ein paar astronomische Daten zeigt uns, dass wir uns mit dem Gefühl nicht irren. Wir stehen etwa einen Monat vor der Tag- und Nachtgleiche, die den astronomischen Herbstbeginn bestimmt. Da der Sonnenstand im Jahresverlauf ziemlich symmetrisch verläuft, entspricht dies dem Zeitpunkt etwa einen Monat nach der Tag- und Nachtgleiche, dem Frühjahrsbeginn; also etwa dem 20.April. Ein Blick in astronomische Tafeln zeigt uns, dass in diesem Jahr am 21.April die Sonne auf gleicher Höhe wie am heutigen Tag stand. Wir irren uns daher nicht, denn am 21. April erwarten wir sicher keine brennend heiße Sonne.


Analemma-Figur: Sonnenstand über ein Jahr jeweils zur gleichen Mittleren Ortszeit
Analemma-Figur: Sonnenstand über ein Jahr jeweils zur gleichen Mittleren Ortszeit


Aber warum haben wir beim Wetter ein gänzlich anderes Gefühl als Ende April? Ende April freuen wir uns, wenn wir mal die 25 Grad erreichen. Bei gleicher Sonnenhöhe sind für uns Ende August 30 Grad noch fast selbstverständlich, was im Thema des Tages vom letzten Sonntag ausgiebig dargestellt wurde. Ein Blick auf die mittlere Temperatur in Deutschland beweist uns, dass uns unser Gefühl nicht trügt. Am 23.August ist es mit 16 Grad im langjährigen Mittel 7 Grad wärmer als am 21.April.

Wie kommt das? Wir wissen, dass die Atmosphäre von der Erdoberfläche her geheizt wird, da die Sonne die Luft kaum direkt erwärmen kann. Das Land und insbesondere das Wasser sind im August deutlich wärmer als im April. Das Mittelmeerwasser etwa 7°C, die Nordsee etwa 8°C und die Ostsee etwa 11°C. Die Sonnenenergie kann daher schneller in die Erwärmung der Luft umgesetzt werden. Sie muss nicht erst lange den Untergrund erwärmen oder wie Ende April in manchen Jahren den Schnee in höheren Mittelgebirgslagen schmelzen. Im Spätsommer sorgt zusätzlich der höhere Wasserdampfgehalt der Atmosphäre für eine geringere Abkühlung in der Nacht.

Diese Faktoren erklären in unserem überwiegend maritim geprägten Klima einen großen Teil der Temperaturunterschiede zwischen den aus Sicht des Sonnenstands gleichen Tagen.

Abschließend schauen wir noch in den Statistiken, welcher Tag im Frühjahr bezüglich der Temperaturen dem 23.August entspricht. Nicht ganz überraschend finden wir da keinen Tag, sondern müssen bis Ende Juni, also bis in den Sommer, warten. Erst dann erreicht das langjährige Tagesmittel Werte von etwa 16 Grad wie am 23. August.



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