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19. August 2015 | Dipl.-Met. Christian Herold

Nach Dürre folgte Dauerregen

Nach Dürre folgte Dauerregen

Datum 19.08.2015

Das Wetter wurde in den vergangenen Wochen von zwei extremen Wetterlagen geprägt, die großen Teilen der Südhälfte und dem Nordosten zunächst eine Dürre brachten, die dann in einigen Gebieten von heftigem Dauerregen abgelöst wurde.

Das Wetter wurde in den vergangenen Wochen von zwei extremen Wetterlagen geprägt, die großen Teilen der Südhälfte und dem Nordosten zunächst eine Dürre brachten, die dann in einigen Gebieten von heftigem Dauerregen abgelöst wurde.


24-stündige Regenmengen
24-stündige Regenmengen


Nach einem trockenen Frühjahr gab es auch im Juli häufige Hochdrucklagen mit nur wenig Regen. So war es in weiten Teilen der Südhälfte deutlich zu trocken. Nur der Norden bekam durch atlantische Tiefausläufer immer mal wieder Regen ab. Ende Juli stellte sich dann eine extreme Wetterlage ein. Ein kräftiges Hochdruckgebiet setzte sich über Osteuropa fest und weitete seinen Einfluss auf Mitteleuropa aus. Mit einer südlichen Strömung wurde heiße und trockene Saharaluft zu uns geführt, die am Anfang des Monats für Rekordtemperaturen von bis zu 40 °C gesorgt hat. Das Hoch blockierte die West-Ost-Zugbahn der Tiefdruckgebiete, sodass keine Tiefausläufer mit Niederschlägen bis Mitteleuropa vordringen konnten. In der Meteorologie spricht man auch von einer Blockadelage. Solche Blockadelagen sind in der Regel sehr stabil, sodass diese Wetterlage von Ende Juli bis Mitte August über mehrere Wochen anhielt. In manchen Gebieten gab es über Wochen so gut wie keinen nennenswerten Niederschlag. In der heißen und trockenen "Wüstenluftmasse" konnte die Restfeuchte im Boden recht schnell verdunsten, sodass die Böden im Süden und Nordosten vielerorts austrockneten. Dies wurde mehr und mehr zum Problem für Vegetation, die unter Trockenstress zu leiden begann. Mancherorts begannen Bäume bereits Anfang August ihr Laub ab zu werfen, sodass die Wälder wie im Herbst aussahen.

Diese Hochdrucklage wurde am vergangenen Wochenende beendet, als eine Kaltfront, hinter der nur noch mäßig warme Meeresluft einfloss, nach Deutschland hereinzog. Gleichzeitig wurde die Saharaluft im Osten durch feuchtere Mittelmeerluft ersetzt. So brachte diese Kaltfront endlich den lang ersehnten Regen. Dieser ging aber im Osten mit teils schweren Gewittern einher, bei denen heftiger Starkregen und Sturmböen Schäden verursachten.

Doch diese Luftmassengrenze mit Regen zog nicht wie üblich von West nach Ost über Deutschland hinweg, sondern wurde zwischen dem Osteuropahoch und einem nachrückende. Atlantikhoch über Deutschland eingekeilt und blieb nahezu stationär liegen. In ihrem Bereich kam es in einem Streifen von Sachsen bis zur Nordsee zu tagelangem Regen. Ein weiterer Niederschlagsschwerpunkt lag zu Beginn der Woche Nordhessen und Nordrhein-Westfalen. In diesen Bereichen fielen von Samstagfrüh bis Mittwochfrüh verbreitet 60 bis 120 mm Niederschlag. Der Spitzenwert wurde dabei in Mansfeld-Annarode im Harz mit 158,8 mm in 4 Tagen im Südstau des Harzes gemessen. Auch Münster-Osnabrück mit 112,6 mm und Dresden mit 108,5 mm waren ganz oben mit dabei. Im Vergleich liegt der durchschnittliche Monatsniederschlag für den gesamten August beispielsweise in Dresden bei etwa 75 mm. Abgesehen von lokalen Überflutungen und einigen Bächen, die über die Ufer traten, blieb ein größeres Hochwasser auf Grund der vorangegangen Trockenheit aus.

Abseits der Luftmassengrenze waren die Niederschläge deutlich geringer. Vom Westen Bade-Württembergs, über Südhessen und Rheinlandpfalz, im Nordosten Deutschlands und in Teilen der Oberpfalz und Niederbayern sind nur 1 bis 15 mm Regen gefallen, die dort nur ein "tropfen auf den heißen Stein sind". Dort setzt sich die Dürre also weiter fort.



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