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30. Juni 2015 | Dipl.-Met. Marcus Beyer

"Dieses Jahr kommt ein Grusel-Sommer" ...

... so lautete Mitte März die Prognose des für die Bildzeitung tätigen "Meteorologen". Er garnierte diese Vorhersage sogar mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 %.

Nun ist die Münze wohl im Begriff auf der anderen Wetterseite zum Liegen zu kommen, wenngleich das für den einen oder anderen vielleicht nicht weniger gruselig ist.

Bärenhitze steht vor der Tür. Auch der Eisbär in der Wilhelma (Zoologisch Botanischer Garten Stuttgart) wird leiden.
Bärenhitze steht vor der Tür. Auch der Eisbär in der Wilhelma (Zoologisch Botanischer Garten Stuttgart) wird leiden.


Statt eines prognostizierten "kühlen und nassen" Sommers läuft
dieser in den kommenden Tagen vielmehr zur Hochform auf. Was den
Heubauern und die Freibadbetreiber freut, birgt indes viele Gefahren.
Wenn man einmal davon absieht, dass Höchstwerte weit oberhalb der 30
Grad Marke von der Mehrheit der Bevölkerung wohl nicht als angenehm
empfunden werden, dann können diese vor allem für ältere Menschen
durchaus zur Gefahr werden. Wenn es dann auch in den Nächten kaum
noch Erholungsmöglichkeiten gibt, weil die Temperatur nicht unter die
20 Grad-Marke sinkt, dann wird es richtig kritisch.

In diesem Zusammenhang sei an den Sommer 2003 erinnert, als eine
Hitzewelle im August (etwa 01.-08. bis 13.08.) europaweit bis zu
70.000 vor allem älteren und kranken Menschen das Leben gekostet hat,
davon allein in Deutschland 3.500. Diese Hitzewelle ist damit als
eine der schwersten europäischen Naturkatastrophen der letzten 100
Jahre eingegangen. Allein diese Zahlen zeigen die Gefahr, die von
einem solchen Ereignis ausgeht und derer man sich bei aller Freude
über das sonnige Badewetter bewusst sein sollte.

Von Dimensionen wie 2003 sind wir vorerst noch entfernt, da es auch
noch unsicher ist wie lange diese Hitzewelle andauern wird. Die
Modelle deuten im Laufe der kommenden Woche von Norden her eine
gewisse Abkühlung an. Allerdings spricht auch einiges dafür, dass die
sich einstellende Konstellation der Hoch- und Tiefdruckgebiete eine
sehr stabile ist (Omegawetterlage) und Störungen möglicherweise nur
von kurzer Dauer sind. Und auch an dieser Stelle sei der Vergleich
mit 2003 noch einmal strapaziert. Auch damals gab es eine solche
beständige Omegawetterlage.
Eine Prognose der Temperatur für die kommenden Tage können Sie der
angehängten Grafik entnehmen, die einige ausgewählte und
repräsentative Stationen zeigt.

Zum Vergrößern bitte klicken
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Was kann man nun an solchen Hitzetagen tun und wie sollte man sich
schützen? Da hat natürlich erst einmal jeder seine eigenen Tipps.
Grundsätzlich ist es aber sehr wichtig viel zu trinken und zwar nicht
nur mineralarmes Leitungswasser. Der Körper benötigt durch das viele
Schwitzen nämlich auch einen Nachschub an Elektrolyten. Am besten
geeignet sind also Mineralwasser, Früchte- und Kräutertee oder
Saftschorlen.
Darüber hinaus sollte man es, wenn irgendwie möglich vermeiden, in
der größten Mittagshitze körperliche anstrengende Arbeiten im Freien
zu erledigen und unbedingt eine Kopfbedeckung tragen. Sonst besteht
die Gefahr eines Sonnenstichs.
Vorsicht ist auch beim Berühren aufgeheizter metallischer Gegenstände
geboten und in keinem Fall sollten Kinder oder Tiere im Auto
zurückgelassen werden, auch nicht bei einem geplanten
5-Minuten-Einkauf.

Ein Zufluchtsort vor der Hitze ist häufig die eigene Wohnung. Um
einen guten Startpunkt in die Hitzewelle zu haben, sollt man jetzt
noch rechtzeitig reagieren. Es empfiehlt sich in den noch meist
kühlen Morgenstunden ausgiebig zu lüften und im Anschluss Rollos und
Jalousien über den Tag zu geschlossen zu halten. Wenn es denn möglich
ist, sollte man zum Schlafen einen kühleren Fleck in Haus oder
Wohnung aufsuchen, damit man in den Nächten genug Erholung bekommt.
Auch eine kühle Dusche vor dem Schlafengehen kann helfen.

Neben den gesundheitlichen Schäden gibt es auch noch weiter Probleme.
Im Verlauf der kommenden Tage ist mit einem deutlichen Anstieg der
Waldbrandgefahr bis auf die höchste Gefahrenstufe zu rechnen
(http://www.agrowetter.de). Zudem sinken die Pegel der Flüsse weiter,
sodass unter Berücksichtigung der zurückliegenden Trockenperiode mit
einer Verschärfung des Niedrigwassers zu rechnen ist. Dies hat nicht
nur Konsequenzen für die Schifffahrt, sondern auch für diverse
Kraftwerke, die auf Kühlung angewiesen sind. Ein Beispiel: Der Pegel
der Elbe liegt in Dresden schon jetzt bei gerade einmal 69 cm
(Normal: 195 cm). Alle Pegelstände findet man unter
http://www.hochwasserzentralen.de.

Zu guter Letzt sei noch auf die Hitzewarnungen des DWD verwiesen, die
bereits jetzt für Teile von Deutschland herausgegeben worden sind.
Sie bekommen diese Informationen unter http://www.wettergefahren.de, über
den Newsletter (http://www.dwd.de/newsletter) oder die neue
WarnWetter App. Im Laufe des heutigen Nachmittages wird zudem ein
Hitzeclip erstellt, den man über Facebook oder Youtube bekommt oder
ebenfalls per Newsletter abonnieren kann.
Wer kann sollte diese heißen Tage nun im kühlen Nass genießen und für
alle anderen bleibt zu hoffen, dass sich die Prognose eines
"Gruselsommers" nicht auf eine andere Art und Weise doch erfüllt. ;-)




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