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13. Mai 2015 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Konvergenzlinie - Eine Linie mischt die Atmosphäre auf!

Am gestrigen Dienstag entwickelten sich am Nachmittag kräftige Gewitter, die linienhaft organisiert waren und teilweise mit unwetterartigem Starkregen sowie orkanartigen Böen einhergingen.


Beispielhaft fielen in Kremmen-Groß Ziethen (Brandenburg) 30 l/qm in
kurzer Zeit. In Trollenhagen (Mecklenburg-Vorpommern) sowie auch im
hessischen Runkel-Ennerich wurden schwere Sturmböen von 101 km/h
gemessen. Fernab von den Wetterstationen sind daher maximale
Windgeschwindigkeiten im orkanartigen Bereich (> 105 km/h) nicht
ausgeschlossen. Beobachtet wurde zudem häufiger großer Hagel mit 2
bis 3 cm Durchmesser. Die Gewitterlinie war das Resultat von
zusammenströmender Luft im Vorfeld eines Tiefausläufers (Kaltfront).


In der Atmosphäre wird bei jeder Bewegung auch Masse transportiert.
Da die Atmosphäre nicht beliebig komprimierbar ist, schafft die
Atmosphäre dort, wo Konvergenz (Zusammenströmen) und Divergenz
(Auseinanderströmen) in der Horizontalen auftritt, vertikale
Ausgleichsströme. Dabei steigt über einem Konvergenzgebiet die Luft
am Boden auf und divergiert in der Höhe. Über einem Divergenzgebiet
am Boden sinkt die Luft stattdessen ab und konvergiert in der Höhe
(vgl. Graphik 1).

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Die so genannten Konvergenzlinien beschreiben dabei eine bestimmte
Zone von zusammenfließender (konvergierender) Luft in Bodennähe. Der
resultierende Massenüberschuss am Boden wird dabei durch
kompensierendes Aufsteigen ausgeglichen. Im Gegensatz zu den
Luftmassengrenzen wie Warm- oder Kaltfront handelt es sich bei
Konvergenzlinien um Phänomene, die innerhalb einer Luftmasse
auftreten und somit keine thermischen Gegensätze abtrennen.

Typische Konvergenzlinien entstehen in Mitteleuropa z.B. bei starker
Warmluftzufuhr aus Südwesten in einem gewissen Abstand vor der
nachfolgenden Kaltfront. Dabei markiert die Konvergenzlinie nicht
selten die Achse der wärmsten Luft am Boden, die in der Höhe häufig
von vorauseilender Kaltluft überlaufen wird. Nachfolgend stellen sich
große vertikale Temperaturunterschiede ein, die schließlich vertikale
Umwälzungen hervorrufen. Die Folge sind meistens starke Gewitter. So
geschehen auch am gestrigen Dienstag (vgl. Graphik 2).

Neben der beschriebenen, dynamischen Entstehung einer Konvergenzlinie
können auch thermische Bedingungen zusammenströmende Luftmassen
auslösen. Kann sich der Erdboden und somit auch die bodennahen
Luftschichten in einer schmalen Zone durch die Sonneneinstrahlung
sehr stark aufheizen, kommt es ebenfalls zum Aufsteigen der warmen
und daher leichten Luft. Der Massenverlust am Boden muss schließlich
durch zusammenströmende Luft ausgeglichen werden.

Ein erster Hinweis einer sich bildenden Konvergenzlinie ist der
beginnende Druckfall in einem langgezogenen Bereich, der sich von der
Umgebung deutlich unterscheidet.

Auch am heutigen Mittwoch muss in Süddeutschland wieder mit
kräftigen, teilweise auch unwetterartigen Gewittern mit Starkregen
und großem Hagel gerechnet werden. Die Gründe liegen dieses Mal aber
wohl nicht an einer Konvergenzlinie, sondern an der Luftmassengrenze
(Kaltfront) selber, die kühlere Luft im Norden von feucht-warmer und
labil geschichteter Luft in Süddeutschland trennt.

Weitere interessante Informationen finden Sie auch auf unserer
Homepage unter http://www.dwd.de/wetterlexikon, Stichwort Konvergenz sowie
unter http://www.synoptische-meteorologie.de/fronten/konvergenzlinie/



© Deutscher Wetterdienst

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