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28. April 2015 | M.Sc.-Met. Andreas Würtz

Historische Extremwerte am 01. Mai

Die Tage des Aprils 2015 sind gezählt. Verabschieden wird er sich mit einem apriltypisch wechselhaften Wetter. Da nun mit dem 01. Mai der nächste Feiertag ansteht, werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf die Wetteraussichten.

Am Freitag kommt es im Süden Deutschlands bei starker Bewölkung
zunächst noch zu weiteren Regenfällen, die jedoch allmählich nach
Osten abziehen. In den restlichen Gebieten muss im Tagesverlauf bei
meist wechselnder bis starker Bewölkung mit einzelnen kurzen Schauern
gerechnet werden. Gegen Abend lässt die Schauertätigkeit bei
auflockernder Bewölkung deutlich nach. Die Temperatur steigt am
Nachmittag auf 11 bis 14, am Oberrhein bis 15 Grad. Im Bergland
bleibt es mit 7 bis 10 Grad etwas kühler. Der Wind weht mäßig bis
frisch, an den Küsten, im Bergland sowie in Schauernähe überwiegend
stark aus Südwest.

Mit der allmählich nach Osten abziehenden Kaltfront, strömt zunehmend Kaltluft in den Osten Deutschlands. Dies sorgt in den östlichen Mittelgebirgen, speziell im Thüringer Wald und im Erzgebirge, zu einer absinkenden Schneefallgrenze.
Mit der allmählich nach Osten abziehenden Kaltfront, strömt zunehmend Kaltluft in den Osten Deutschlands. Dies sorgt in den östlichen Mittelgebirgen, speziell im Thüringer Wald und im Erzgebirge, zu einer absinkenden Schneefallgrenze.


Allgemein sieht dies also eher nach einem durchschnittlichen 01. Mai
aus. Welche Extremwerte an diesem Tag in den vergangenen Jahrzehnten
auftraten, soll nun im heutigen Thema des Tages thematisiert werden.

Betrachten wir zunächst die Rekorde der Höchsttemperatur an einem 01.
Mai. In dieser Kategorie stellt sich eindeutig das Jahr 2005 als
Gewinner heraus, denn die ersten sechs Plätze stammen aus diesem
Jahr. Spitzenreiter ist seitdem die Station Rheinau-Memprechtshofen
(131 m ü. NN) am Oberrhein mit 31,1 Grad. Auf Platz zwei liegen mit
31,0 Grad gleich zwei Stationen, Koblenz-Falkensteinkaserne (84 m ü.
NN) sowie das weiter nördlich liegende Andernach (75 m ü. NN).
Den dritten Platz teilen sich gleich drei Stationen: Freiburg (237 m
ü. NN), Frankfurt (Main)-Westend (124 m ü. NN) und Waibstadt (237 m
ü. NN). Dort wurde ein Höchstwert von 30,9 Grad gemessen.

Nun gibt es genau den gegensätzlichen Fall, nämlich dass während
einer recht kühlen Witterungsphase die Temperatur kaum anstieg.
Hierfür bemühen wir die Statistiken des tiefsten Maximums. Wie nicht
anders zu erwarten, sind hierunter überwiegend höher gelegene
Bergstationen zu finden. Da dies doch recht uninteressant ist,
betrachten wir lediglich Stationen unterhalb von 800 m.
An der Messstation Fichtelberg-Hüttstadl (657 m ü. NN) in Oberfranken
stieg die Höchsttemperatur im Jahr 1970 nicht über 1,1 Grad. Am
gleichen Tag blieb es in Reit im Winkl (685 m ü. NN) mit 1,2 Grad
ebenfalls "recht kühl".
Die Jahre 1947 und 1909 zeigen allerdings, dass dieses Phänomen auch
in tieferen Lagen möglich ist. In dem jeweiligen Jahr stieg die
Temperatur an der Station Arkona auf Rügen (42 m ü. NN, 1947) nicht
über 2,8 Grad und in Aachen-Orsbach (231 m ü. NN, 1909) nicht über
3,1 Grad.

Als Nächstes stehen die Tiefstwerte auf der Agenda. Den ersten und
zweiten Platz belegen hier wiederum Wetterstationen in höheren
Berglagen (nur Stationen unterhalb von 800 m berücksichtigt). Auf der
Schwäbischen Alb sank am 01.05.1962 das Quecksilber in
Münsingen-Apfelstetten (750 m ü. NN) auf -8,0 Grad und in
Villingen-Schwenningen (720 m ü. NN) auf -7,4 Grad.
Den dritten Platz belegen die bayerischen Stationen Weißenburg (422 m
ü. NN) und Freystadt-Oberndorf (436 m ü. NN) mit -6,7 Grad, wobei
diese Tiefstwerte aus dem Jahr 1942 stammen.

Unmittelbar in Erdbodennähe kann bei nächtlicher Ausstrahlung die
Temperatur noch weiter absinken. Bei dieser Betrachtung werden
wiederum nur Messstationen herangezogen, die unterhalb 800 m liegen.
Die Grenze zu sehr strengem Frost mit -10 Grad erreichte Merklingen
(685 m ü. NN) im Jahr 1962. Unwesentlich wärmer war es 1984 in
Geisingen (672 m ü. NN). Dort sank die Temperatur 5 cm über dem
Erdboden auf -9,8 Grad.
Eine solch starke Auskühlung kann ebenfalls auf Meeresniveau
auftreten. Hier sticht unter anderem Dörpen (8 m ü. NN) unweit der
Emsmündung mit -8,0 Grad aus dem Jahr 1962 heraus. Vor zwei Jahren
konnte in Schleswig-Holstein auf demselben Höhenniveau ein ähnlicher
Wert registriert werden. In Leck (7 m ü. NN) kühlte die Luft in
Erdbodennähe auf -7,7 Grad ab.
Abschließend nehmen wir noch die 24-stündige Niederschlagsmenge unter
die Lupe. Der Messzeitraum erstreckt sich in diesem Fall vom 01. Mai,
06 UTC (koordinierte Weltzeit) bis zum darauf folgenden Morgen 06
UTC. In dieser Kategorie belegt Mittenwald-Buckelwiesen (983 m ü. NN)
mit 92,3 mm (1959) den ersten sowie Kiefersfelden-Gach (518 m ü. NN)
mit 85,7 mm (1959) den zweiten Platz. Seit nunmehr 22 Jahren liegt
Michelstadt-Vielbrunn (453 m ü. NN) mit 75,9 mm an dritter Position
dieser Rangliste.

Ein weiterer Aspekt zum Thema Niederschlag ist die Frage nach dessen
Phase (fest oder flüssig). So ist es durchaus möglich, dass sogar bis
ins Tiefland nochmals Schnee fallen kann. Am 01.05 1970 konnte an den
brandenburgischen Stationen Neuruppin (38 m ü. NN) und Zehdenick (51
m ü. NN) eine Neuschneedecke von immerhin einem Zentimeter gemessen
werden.

Somit werden nach den derzeitigen Erkenntnissen am diesjährigen 01.
Mai voraussichtlich keine neuen Allzeitrekorde gebrochen. Dennoch
zeigen die Extremwerte, dass trotz der schon weit fortgeschrittenen
Jahreszeit nicht nur sommerliche, sondern auch noch winterliche
Witterungsbedingungen auftreten können.

Hinweis:Bei der Auswertung wurden nur Wetterstationen des Deutschen
Wetterdienstes berücksichtigt.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD