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20. April 2015 | Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Die weiße Gefahr

Die ersten Freibäder haben geöffnet, ringsum blüht und grünt die Pflanzenwelt und viele haben den Balkon oder die Terrasse schon fit für den Start in die Grill-Saison gemacht.


Wer denkt da noch an schneebedeckte Skipisten und dicke Wintersocken?
Wohl die wenigsten - für die meisten Wintersportler geht die
Skisaison mit den Wintermonaten einher und endet allerspätestens an
Ostern. Dabei können in einigen Skigebieten noch bis in den Mai
hinein die Pisten unsicher gemacht werden; durch den schneereichen
Winter können dort auch jetzt noch gute Schneebedingungen vorgefunden
werden.

Die milden Temperaturen und die Kraft der Sonne führen zu dieser
Jahreszeit aber nicht nur zu vielen roten Nasen auf der Piste,
sondern auch zu einer erhöhten Lawinengefahr, deren Entstehung im
Folgenden erläutert werden soll.

Grundsätzlich wird zwischen zwei Arten von Lawinen unterschieden:
Lockerschneelawinen, die von einem Punkt ausgehen und sich
kegelförmig nach unten ausbreiten und Schneebrettlawinen, bei denen
eine ganze Schneetafel linienförmig quer zum Hang anreißt und ins
Rutschen kommt.

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Erstere sind meist harmlos und führen nur selten zu Verschüttungen.
Schneebrettlawinen können hingegen sehr groß und gefährlich werden.
Ein genauso imposantes wie bedrohliches Naturschauspiel sind
Staublawinen, bei denen Schnee aufgewirbelt und zerstäubt wird und
ein Sog entsteht, der Schnee und Luft aus der Umgebung wie in einer
Kettenreaktion nach sich zieht. Mit Geschwindigkeiten von über 300
km/h können große Schäden angerichtet werden.

Es gibt einige Faktoren, die die Lawinenbildung beeinflussen. So sind
nicht nur meteorologische Parameter wie Niederschlag, Wind und
Temperatur entscheidend, sondern auch die Beschaffenheit der
Schneedecke, das Gelände und nicht zuletzt der Mensch selbst.
Beispielsweise führt Neuschnee in Kombination mit Wind zu einer
erhöhten Lawinengefahr, genauso wie eine schnelle und markante
Erwärmung.

Um zu verstehen, warum sich eine Schneeschicht lösen und eine Lawine
verursachen kann, muss man wissen, dass eine Schneedecke als Folge
von verschiedenen Niederschlagsereignissen geschichtet ist und
praktisch die Geschichte des ganzen Winters erzählt. Ganz unten am
Boden liegt der erste Schnee vom Herbst und an der Oberfläche der
letzte Neuschnee, wobei die jeweilige Schneeoberfläche von
zwischenzeitlichen Schönwetterperioden beeinflusst wird. Sind die
einzelnen Schneeschichten fest miteinander verbunden, ist die
Lawinengefahr gering. Hat sich die Schneeoberfläche jedoch ungünstig
umgewandelt (z.B. durch Oberflächenreif) oder konnte sich während
eines starken Schneefalls der Schnee nicht genügend verfestigen und
sich mit der darunter liegenden Schneeschicht verbinden, so kann es
zu einem Bruch innerhalb der Schneedecke kommen. Dadurch können sich
entweder spontan oder künstlich, also von einem Schneesportler
verursacht, große Hangteile ablösen.


Die derzeit größte Gefahr in den Alpen geht von sogenannten
Nassschneelawinen aus, die als Schneebrett oder als
Lockerschneelawine anbrechen können. Flüssiges Wasser in der
Schneedecke (z.B. durch Regen oder schmelzenden Schnee) schwächt die
Bindungen an den oben erwähnten Schichtgrenzen markant. Diese
Nassschneelawinen entstehen vor allem im Frühjahr, nach einer
tageszeitbedingten Erwärmung oder Regenfällen.

Zwar kann der Schichtaufbau der Schneedecke als Folge des Wetters
heute recht genau mit Computermodellen berechnet werden, aber die
noch ungenügend bekannten Brucheigenschaften von Schnee und die
räumliche und zeitliche Variabilität der Schichteigenschaften
erschweren eine exakte Prognose von Ort und Zeitpunkt eines
Lawinenniedergangs.

Wenn Sie in den nächsten Tagen also eine Skitour oder eine andere
Aktivität abseits der Piste geplant haben, informieren Sie sich über
die aktuelle Lawinensituation, seien Sie richtig ausgerüstet und
stets achtsam.

Oder Sie beschränken Ihre sportlichen Aktivitäten hierzulande auf das
eingangs erwähnte "angrillen". Das sonnige Hochdruckwetter in den
nächsten Tagen und steigende Temperaturen machen es zumindest
möglich...


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD

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