19. Februar 2015 | Dipl.-Met. Christian Herold
Kommt nochmal der Winter?
Derzeit herrscht ruhiges Hochdruckwetter. In den Gebieten, wo sich die Sonne zeigt, steigen die Temperaturen tagsüber auf schon vorfrühlingshafte Werte von 5 bis 11 Grad. Schnee hat es schon über eine Woche nicht mehr gegeben und in tiefen Lagen haben bereits erste Frühblüher ihre Blüten geöffnet.
Jetzt werden sich viele fragen, ob der Frühling naht, oder ob es noch mal einen Wintereinbruch geben kann?
Brrrr, -2 Grad sind aktuell in #Dresden. Kaum zu glauben, dass es heute so warm werden soll. http://t.co/UZtqpMsKxP pic.twitter.com/otJeMjbW5p
— sz-online.de (@szonline) 19. Februar 2015
In den nächsten Tagen ändert sich die Großwetterlage in Mitteleuropa
spürbar. Mit dem Kaltlufteinbruch in Nordamerika strömt auch kalte
Luft über den relativ warmen Nordatlantik, sodass sich dort
zahlreiche Tiefdruckgebiete bilden. Diese verdrängen bei ihrer
Ostverlagerung unser mitteleuropäisches Hochdruckgebiet und ziehen
ab dem Wochenende in rascher Abfolge über Nordeuropa von West nach
Ost hinweg. Ihre Ausläufer sorgen auch im Bundesgebiet für
wechselhaftes Wetter mit vielen Wolken und häufigem Regen. Dabei wird
abwechselnd milde Atlantikluft und kühlere Subpolarluft
herangeführt. Die Schneefallgrenze schwankt dadurch zwischen 400 und
1300 m. Der Winter bleibt also in den Bergen. Dort gibt es in den
Kammlagen voraussichtlich bis Anfang März sogar noch einen
Schneezuwachs, sodass dort die meist noch guten
Wintersportbedingungen erhalten bleiben. Im Tiefland liegt das
Temperaturniveau weiterhin bei etwa 5 bis 10 Grad. Aber auch dort
kann es zeitweise zu Graupelschauern und leichten Nachtfrösten
kommen.
Und wie sieht es im gesamten Monat März aus? Brauchbare
Wettervorhersagen sind bis zu maximal 10 Tagen im Voraus möglich. In
manchen Fällen lässt sich sogar bis zu 14 Tagen ein grober Trend
angeben. Um dennoch Aussagen machen zu können, müssen wir die
Statistik bemühen. Was allerdings im März an Extremen alles möglich
ist, zeigen uns die Jahre 2013 und 2014, die unterschiedlicher nicht
sein konnten.
Noch ein paar Wochen. Dann sieht es hier wieder so aus (Bild vom März 2014): pic.twitter.com/dIw8qyYFBi
— Silke Plagge (@silkeplagge) 18. Februar 2015
Im März 2014 kam nach einem überaus milden Winter rasch der Frühling.
Atlantische Tiefausläufer führten auf ihrer Vorderseite warme Luft
nach Mitteleuropa. Deutschland verblieb überwiegend unter
Hochdruckeinfluss, wobei sich die Temperaturen bei viel Sonnenschein
meist zwischen 10 und 20 Grad bewegten. Ab Mitte März wurden dann
sogar häufiger Temperaturen über 20 Grad gemessen. Der März 2013 war
daher mit einer Abweichung von 3,5 Grad deutlich zu warm.
Im Gegensatz dazu stellte sich 2013 nach recht warmem Märzbeginn die
Großwetterlage rasch um. Tiefdruckgebiete über Nordosteuropa zapften
sibirische Kaltluft an, die sich über Ost- und Mitteleuropa
ausbreitete. Dabei kam es nochmals zu intensiven Schneefällen, sodass
Deutschland sogar im Tiefland längere Zeit überwiegend schneebedeckt
war. Die Nachttemperatur sank Mitte März sogar nochmals verbreitet
unter -15 Grad. Diese Wetterlage hielt im Wesentlichen bis Anfang
April an, sodass dann in den Mittelgebirgen noch teilweise über 1
Meter Schnee lag.
Ursache für diese Bandbreite an möglichen Witterungsextremen ist,
dass durch den hohen Sonnenstand in den Subtropen bereits schon hohe
Temperaturen herrschen, während die Kontinente im Norden noch sehr
kalt sind. Je nach Strömungsverhältnissen kann sowohl warme, oder
noch winterlich kalte Luft zu uns nach Mitteleuropa geführt werden.
Statistisch gesehen, kommen kurze Wintereinbrüche im März häufiger
vor. Allerdings hält sich in tiefen Lagen eine Schneedecke nur
selten, da der Sonnenstand Mitte März bereits dem von Mitte September
entspricht. So steigen die Temperaturen auch im Zustrom sehr kalter
Luft trotz frostiger Nacht tagsüber meist über den Gefrierpunkt.
Noch so ein extrem kalter März wie 2013 ist in diesem Jahr aber eher
unwahrscheinlich. Damals war es in Sibirien teilweise bis zu 5 Grad
zu kalt und Osteuropa war weitestgehend schneebedeckt. Zurzeit
konzentriert sich der Kältepol bisher auf Nordamerika, während es in
Sibirien und Nordosteuropa im Mittel eher zu warm ist. Auch ist die
Schneebedeckung in Osteuropa vergleichsweise gering.
Derzeit konzentriert sich der Winter also auf die Bergregionen,
trotzdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass es kurzzeitig nochmal
einen Wintereinbruch bis in tiefe Lagen gibt.
© Deutscher Wetterdienst
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