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08. Februar 2015 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Meteorologenfasching

In Deutschland schien gestern südlich einer gedachten Linie Niederrhein - Berlin verbreitet die Sonne. Nördlich der Donau wurden mit örtlich über 9 Stunden teilweise mehr als 90% der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer erreicht.

Ein interessantes Satellitenbild, frisch von oben. In der nördlichen Strömung ist der Föhnbereich des skandinavischen Gebirges nicht zu übersehen.
Ein interessantes Satellitenbild, frisch von oben. In der nördlichen Strömung ist der Föhnbereich des skandinavischen Gebirges nicht zu übersehen.


Die Höchstwerte betrugen im Sonnenschein zwischen -2 Grad an der
Donau und 4 Grad am Niederrhein.
Heute Nacht zog eine Kaltfront von Norden nach Süden und trotz
überwiegend starker Bewölkung erwarten wir heute insbesondere
zwischen Main und Donau höhere Temperaturen als gestern.
Das hört sich zunächst etwas widersprüchlich an, lässt sich aber
leicht erklären.
Schauen wir uns die freie Atmosphäre an, so hat die Kaltfront z.B. in

1500 m Höhe zu einem Temperaturrückgang von -3 auf -7 Grad geführt.
Die Analyse einer Kaltfront ist also korrekt.
Ein Blick auf die Tiefstwerte von Samstag früh zeigt uns in dem
gestern sonnigen Bereich in allen Höhenstufen Tiefstwerte zwischen -5
und - 11 Grad.
Heute früh meldeten dort die Stationen hinter der Kaltfront
Tiefstwerte zwischen +2 und -5 Grad, mit den kalten Temperaturen nur
in den Höhenlagen.
Im Norden stiegen die Tiefstwerte hinter der Kaltfront von vorher -6
bis -9 Grad auf Werte über den Gefrierpunkt.
Offensichtlich ist es also in den Niederungen hinter der Kaltfront
deutlich wärmer geworden, in der Höhe kälter.

Das liegt daran, dass sich durch nächtliche Ausstrahlung Kaltluft
bildet. Sie ist schwerer als warme Luft und fließt daher in die
Niederungen.
Im meteorologischen Winter steht aber die Sonne sehr niedrig und ist
daher zu schwach, diese Luft durch Erwärmung des Erdbodens zu
durchmischen. Damit hält sich auch bei Sonnenschein die kalte Luft in
Bodennähe.
Um den normalen Temperaturverlauf (nach oben hin immer kälter) in der
unteren Atmosphäre wieder herzustellen, braucht es daher Wind, der
die bodennahe Kaltluft ausräumt. Diesen Wind brachte uns die
Kaltfront.
Böen gab es bis 40 km/h nördlich der Donau, im Norden und
Mittelgebirgslagen bis zu 90 km/h und auf den Gipfellagen von
Erzgebirge und Harz entsprach die Windgeschwindigkeit in Böen mit bis
zu 143 km/h sogar Orkanstärke.
Wir sehen also, dass und warum es hinter einer Kaltfront in den
Niederungen wärmer werden kann. Da die Kaltfront dort zu einer
Erwärmung führt, bezeichnen wir sie als maskierte Kaltfront, womit
auch die Überschrift vom Tagesthema erklärt wäre.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD

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