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23. Januar 2015 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Was für eine Maskerade

Manch einer hat sich vielleicht bereits auf einem der nun vielerorts stattfindenden Faschingsbälle vergnügt, ob verkleidet oder nicht.

Doch was hat das jetzt bitte mit dem Wetter zu tun? Natürlich ist es
wichtig, zu wissen, ob man sich bei der Hin- und Rückreise zu diesen
Veranstaltungen auf glatte Straßen einstellen muss oder nicht, doch
das soll hier nicht Thema sein.

In der Tat spielt sich auch beim Wetter hin und wieder eine Maskerade
ab. "Maskierte Kaltfronten" sind das Stichwort (bzw. die
Stichwörter). Würde man bei einer Quizshow die Frage gestellt
bekommen "Was passiert hinter einer Kaltfront? - A: Es wird kälter.
B: Es wird wärmer.", würden viele sicherlich Antwort A "Es wird
kälter." wählen. Ganz so einfach ist es aber nicht, denn tatsächlich
kann die Temperatur mit Durchzug einer Kaltfront auch ansteigen
(zumindest in den bodennahen Luftschichten). Man spricht dann von
einer maskierten Kaltfront (kurz auch: maskierte Front).

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Maskierte Fronten treten hauptsächlich im Winter auf. Nachts strahlt
der Boden Wärme ab und kühlt sich dadurch stärker ab, als die darüber
befindliche Luft in den untersten Atmosphärenschichten. In der Folge
nimmt dort die Temperatur mit der Höhe zu und man spricht von einer
so genannten Inversion.

Im Sommer hat sich eine nächtliche Inversion meist schon in den
Vormittagsstunden wieder aufgelöst, da die recht steil einfallende
Sonnenstrahlung den Boden rasch erwärmt. Im Winter kann sich eine
Inversion aufgrund der langen Nächte und der nur flachen Einstrahlung
vor allem bei ruhigen Hochdrucklagen schon mal mehrere Tage halten.
In den Niederungen ist eine Inversion auch häufig noch mit zum Teil
zähem Nebel oder Hochnebel verbunden, während auf den Bergen,
oberhalb der Inversion, die Sonne scheint. In der Meteorologie
spricht man auch von einer schlechten Durchmischung der
Luftschichten. Bildlich gesprochen fehlt bei einer solchen Lage der
Löffel, der diese "Suppe" mal so richtig umrührt.

Hier kommt nun unsere maskierte Front ins Spiel. Mit dem Durchzug der
Kaltfront wird die bodennahe Kaltluft mit der darüber befindlichen
wärmeren Luft vermischt. Als Endergebnis befindet sich nun am Boden
wärmere und darüber vergleichsweise kältere Luft, die Inversion wurde
also abgebaut. Damit sind diese Luftschichten nun gut durchmischt.

Zur Veranschaulichung dieses Prozesses ein kleines Beispiel, das Sie
zuhause ganz einfach nachmachen können: Schüttet man Essig und Öl in
ein Glas, so wird man nach kurzer Zeit feststellen, dass sich der
Essig aufgrund seiner höheren Dichte am Boden des Glases ausbreitet
und darüber das vergleichsweise leichtere Öl zu liegen kommt. Der
Essig repräsentiert also die kalte, das Öl die wärmere Luft.
Verschließt man nun das Glas und schüttelt es (entspricht dem
Durchzug der Kaltfront), sieht man, dass sich beide Flüssigkeiten
vermischt haben, der Glasinhalt ist nun also gut durchmischt.

Neben dem anschaulichen Aspekt hat obiges Beispiel aber auch noch
einen weiteren praktischen Nutzen. Denn mit der Essig-Öl-Mischung
lässt sich sicherlich ein leckeres Salatdressing zaubern.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: wetterdienst.de, CC BY-SA 2.0