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18. Januar 2015 | Dipl.-Met. Christian Herold

Lovejoy - ein Komet für das bloße Auge

Derzeit lässt sich am nächtlichen Himmel wieder einmal ein hellerer Komet beobachten. Er wurde im August 2014 vom australischen Amateurastronom und Kometenjäger Terry Lovejoy entdeckt und trägt seither den Namen Lovejoy C/2014 Q2.


Kometen oder auch Schweifsterne sind Himmelskörper, die zu einem
Großteil aus Eis und Staub bestehen und sich in einer Umlaufbahn um
die Sonne befinden. In Sonnennähe erwärmen sich die Kometen, wodurch
das Eis sublimiert. Dadurch entsteht eine Hülle aus Gas und Staub
(die Koma), die vom Sonnenwind weg getragen wird, wodurch sich der
für Kometen typische Schweif bildet. Der Ursprungsort von Kometen
liegt im Kuipergürtel oder in der Oortschen Wolke, am Rande des
Sonnensystems jenseits der Neptunbahn. Hier ist es besonders kalt.
Somit gefrieren dort die Wasserstoffverbindungen, die sich nach der
Entstehung des Sonnensystems in diesen Regionen angesammelt haben, zu
Eis. Ab und zu werden solche Eisbrocken aus der Bahn gerissen und
bewegen sich Richtung inneres Sonnensystem.

Das besondere an Lovejoy ist seine grüne Farbe. Sie entsteht durch
zweiatomige Kohlenstoffmoleküle, die im Gas des Kometen enthalten
sind und im Sonnenlicht grün fluoreszieren.
Zunächst war Lovejoy in Amateurteleskopen kaum zu sehen. Doch im
Dezember erlebte der Komet einen regelrechten Helligkeitsausbruch.
Zurzeit bewegt er sich weiter auf die Sonne zu und hat am 30. Januar
seinen sonnennahesten Stand erreicht. Jetzt befindet er sich nahe
seinem Helligkeitsmaximum und es ist die beste Zeit um den Kometen zu
beobachten. Der Komet hat bereits die 4. Größenklasse erreicht. Das
heißt, er ist bei dunklem Himmel abseits der Städte sogar mit dem
bloßen Auge als nebeliger Fleck am Himmel erkennbar. Mithilfe eines
Fernglases lässt sich sogar der Schweif erkennen. Da wir auf den
Neumond zu gehen, stört bei der Beobachtung das Streulicht des Mondes
jetzt auch nicht mehr.


Um Lovejoy zu finden, sucht man im Abend im Südosten das Sternbild
des Orions, geht von dort ein ganzes Stück nach rechts oben bis zu
einem rötlichen helleren Stern (Aldebaran). Weiter rechts oben sollte
sich dann die Sternansammlung der Plejaden (Siebengestirn) leicht
finden lassen. Etwas rechts dieses Sternhaufens steht der Komet
Lovejoy. Eine Aufsuchkarte und weitere Beobachtungstipps gibt es
unter http://www.kometen.info/2014q2.htm.

Vom Wetter her gestaltet sich die Beobachtung in den nächsten Tagen
jedoch etwas schwieriger. Schwache Tiefdruckgebiete über Mitteleuropa
sorgen häufiger für dichte Wolken. Sehr gute Chancen auf klaren
Himmel hat man heute Nacht nördlich des Thüringer-Waldes und des
Erzgebirges, in Sachsen, in Brandenburg und im südlichen
Sachsen-Anhalt. Richtung Hessen und Baden-Württemberg und im
südlichen Nordrhein-Westfalen trüben zeitweise Schleierwolken die
Sicht auf die Sterne. In Bayern ist es nur örtlich klar. Dort bildet
sich meist Nebel, oder es hält sich Hochnebel. Gute Chancen hat man
jedoch am Alpenrand. Ganz schlecht sieht es im Nordwesten aus. Dort
bringt ein dichtes Wolkenband für etwas Schnee. In der neuen Woche
sieht die Wolkensituation dann noch schlechter aus. Auflockerungen
werden seltener. Sollte sich in den nächsten Tagen keine
Beobachtungsmöglichkeiten ergeben, so hat man noch bis 30. Januar die
Chance. Ab dann macht sich Lovejoy wieder auf den Weg zum Rand
unseres Sonnensystems und wird uns erst in 8000 Jahren wieder einen
Besuch abstatten.



© Deutscher Wetterdienst

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