08. Januar 2015 | Dipl.-Met. Adrian Leyser
Sturmserie bis zum Wochenende
Wie bereits am gestrigen Mittwoch im "Thema des Tages" beschrieben, sorgt eine stramme Westströmung und in ihr eingebettete Tiefausläufer bis einschließlich Samstag für nasses, mildes, vor allem aber auch sehr stürmisches Wetter. Aber wie stürmisch wird es denn jetzt genau?
Die sich nun einstellende Westwindwetterlage ist prädestiniert für
ein verbreitet hohes Sturmpotenzial über Europa. Tiefdruckgebiete
nisten sich dabei über dem Nordatlantik und Nordeuropa ein, während
sich ein Hochdruckgebiet von den Azoren her über weite Teile des
Mittelmeerraumes erstreckt. Dazwischen stellt sich eine Westströmung
ein. Je größer das Luftdruckgefälle zwischen dem im Mittel
vorherrschenden Tief im Norden und dem Hoch im Süden, desto größer
ist das Sturmpotenzial.
Entscheidend dafür, ob es zu einem verbreiteten gefährlichen Sturm
kommt oder nicht, ist allerdings nicht unbedingt der im Mittel
vorherrschende Luftdruck in den jeweiligen Regionen bzw. die
dazwischen vorherrschende Luftdruckdifferenz. Vielmehr sind es die
mitunter in die Westströmung mitgeführten Randtiefs, die an ihren
Südflanken nochmals eine kurzzeitige Verschärfung des
Luftdruckgradienten herbeiführen. Diese Randtiefs sind im Gegensatz
zu den großen, steuernden und eher "trägen" Zentraltiefs
kleinräumigere und sich sehr schnell verlagernde Luftdruckgebilde. Da
sich diese Randtiefs oft schwierig vorhersagen lassen und sie
durchaus von entscheidender Bedeutung sein können, schenken wir
Meteorologen ihnen besondere Aufmerksamkeit.
Bereits am heutigen Donnerstag verschärft sich der Luftdruckgradient
an der Südflanke eines Zentraltiefs namens "Christian", das sich mit
seinem Kern zwischen Grönland und Island befindet. Am markantesten
ist die Windentwicklung in der Mitte und im Süden Deutschlands, wo am
Abend und in der Nacht zum Freitag stürmische Böen (Windstärke 8) bis
ins Flachland auftreten können. In exponierten Lagen der
Mittelgebirge sind orkanartige Böen (Windstärke 11) nicht
auszuschließen.
Höhepunkt 1:
Zum Freitagmorgen schwächt sich der Südwestwind zumindest in der
Mitte und im Süden vorübergehend ab, um im weiteren Verlauf allgemein
wieder deutlich zuzunehmen. Ursache dafür ist Randtief "Elon", das
sich vom Nordatlantik her über Schottland nach Skandinavien verlagert
und an seiner Südflanke den Luftdruckgradienten verschärft. Es sind
dann verbreitet starke bis stürmische Böen (Windstärke 7 bis 8) zu
erwarten, in Norddeutschland Sturmböen (Windstärke 9). Böen bis
Stärke 11 (orkanartige Böen) treten auf den Inseln sowie in
exponierten Hochlagen der Mittelgebirge und der Alpen auf.
Höhepunkt 2:
Nach kurzfristiger Entspannung schwingen sich die
Windgeschwindigkeiten im Verlaufe des Samstages zum finalen Höhepunkt
auf. Ein sich noch weitaus intensiver entwickelndes Randtief "Felix"
macht sich vom Nordatlantik her kommend auf dem Weg zur
südnorwegischen Küste. Nach derzeitigem Stand erreicht das Tief einen
minimalen Luftdruck von 945 bis 950 hPa. Es verwundert daher nicht,
dass überall mit warnrelevanten Böen zwischen Windstärke 8 und 9
gerechnet werden muss. Auf den Bergen und an den Küsten weht Sturm
der Stärke 11 bis 12 (Orkan). Mit Durchzug der Kaltfront von "Felix"
am Nachmittag greifen die hohen Windgeschwindigkeiten auch weiter bis
ins Norddeutsche Tiefland über. Besonders bei Schauern und Gewittern
treten dort dann vorübergehend schwere Sturmböen (Windstärke 10) und
einzelne orkanartige Böen (Windstärke 11) auf.
Zum Sonntag flaut der Wind allmählich etwas ab. Die Westwetterlage
und damit auch ein latentes Potenzial für weitere Stürme bleiben aber
bis auf Weiteres erhalten.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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