Facebook Twitter
11. Dezember 2014 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Wo steckt der Winter?

Diese Frage mag frostempfindlichen Zeitgenossen unangenehm erscheinen, aber zehn Tage nach Beginn des meteorologischen Winters und knapp zwei Wochen vor Weihnachten drängt sie sich schon in unser Bewusstsein.

Wenn auch der vielerorts trübe Himmel manchem aufs Gemüt schlagen mag, erscheinen doch die deutschen Tiefsttemperaturen derzeit eher mild.

Zirkumpolarkarte der Nordhalbkugel mit den gerundeten Tiefsttemperaturen [°C] vom 11.12.2014, 00:00 UTC
Zirkumpolarkarte der Nordhalbkugel mit den gerundeten Tiefsttemperaturen [°C] vom 11.12.2014, 00:00 UTC


Schauen wir daher nach Nordamerika: In großen Teilen Kanadas und
Alaskas herrscht klirrende Kälte, nur in den Küstenregionen ist es
mild. Spitzenreiter auf dem amerikanischen Kontinent bei den heutigen
Tiefsttemperaturen, gemessen um 00:00 UTC, ist die Station Eureka
(Nunavut, Ellesmere Island, 79°58'N, 85°56'W, 10 m Höhe) mit -40,4
°C, gefolgt von Thomsen River (Nunavut, Victoria Island, 73°11'N,
119°48'W, 41 m Höhe) mit -39,8 °C und Mould Bay
(Nordwest-Territorien, 76°05'N, 119°49'W, 1 m Höhe) mit -36,1 °C.

Noch deutlich kälter war es in der vergangenen Nacht im Osten
Sibiriens. Dort wurden um 00:00 UTC in Bolschoi Toko (56°15'N,
131°11'E, 961 m Höhe) sogar -49,4 °C beobachtet, in Bujaga (59°32'N,
127°06'E, 277 m Höhe) -47,3 °C und in Chjul'Bju (57°35'N, 131°05'E,
254 m Höhe) waren es -46,5 °C. Alle diese Stationen liegen im
Föderationskreis Russisch-Fernost.

Neben der topografischen Begünstigung in hoch gelegenen Tälern des
Stanowoigebirges bzw. des Aldanhochlandes, wo sich Kaltluftmassen
ansammeln können, dürfte die Hauptursache für derartige Extremwerte
das ostsibirische Kältehoch sein, das in der höheren Atmosphäre von
tiefem Luftdruck überlagert wird.

Die eingeflossene, am Boden unter hohem Luftdruck stehende Luftmasse
kommt zur Ruhe, wird insbesondere bei klarem Nachthimmel über
Schneeflächen durch strahlungsbedingte Auskühlung der bodennahen
Luftschichten immer kälter und wirkt schließlich Klima bildend.
Dauerhafte winterliche Kältehochs trifft man vor allem auch in der
Antarktis.

Zum Vergleich: an der russischen Südpolar-Station Wostock, dem
Kältepol der Erde, wurden "nur" -41,5 °C gemessen. Dort ist
allerdings Polarsommer.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD

Themenarchiv:

26.04. - Der Frühling legt den Turbo ein - aber der Motor stottert

25.04. - Der geostrophische Wind - in kleiner, "appetitlicher" Portion

24.04. - Ende der spätwinterlichen Witterung in Sicht

23.04. - Eine Reise in den Frühling

22.04. - Was macht das Wetter am "Tag der Erde" oder "Tag der Aprilschauer"?

21.04. - Der Spätwinter mit Schnee und Frost folgt auf den Frühsommer!

20.04. - Winter kehrt im April zurück

19.04. - Zu den Überflutungen in Dubai und deren Hintergründen

18.04. - Vorsicht, kalte Aprilnächte!

17.04. - Welttag des Malbec

16.04. - YUPADEE pustet Deutschland durch

15.04. - Nach Frühsommer-Wochenende nun kühles Aprilwetter

14.04. - Historisch niedrige Eisausdehnung auf den Großen Seen

13.04. - Die Frau der Ringe

12.04. - Jahreszeitenwirrwarr...

11.04. - Neue Intensitätsklassifikation für Tornados: Die Internationale Fujita Skala (IF)

10.04. - Die knieenden Mönche im Schnee

09.04. - Kaltfront leitet markanten Luftmassenwechsel ein

08.04. - Spannender nächtlicher Temperaturverlauf in Oberbayern

07.04. - Ungewöhnlich warmes erstes Aprilwochenende!

06.04. - Start in die Gewittersaison

05.04. - Pollenflug

04.04. - Vom Aprilwetter in den Sommer

03.04. - Der Sturmwarndienst am Bodensee – Blinklichter, die Leben retten

02.04. - Deutschlandwetter im März 2024:

01.04. - DWD führt Kelvin-Temperaturskala in Wetterberichten ein

31.03. - Die Wüste auf Osterbesuch

30.03. - Lösung Osterquiz

29.03. - Osterquiz

28.03. - Osterkomet Pones-Brookes auf Kurs