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09. Dezember 2014 | Dipl.-Met. Simon Trippler

Alexandra die Windige

Nachdem die letzten Wochen in Deutschland beim Wetter in überwiegend ruhigen Bahnen verliefen, kommt nun wieder Bewegung in die Atmosphäre.

Dafür sorgt ein atlantisches Orkantief, dass "Alexandra" heißt und sich am heutigen Dienstagmorgen mit einem Kerndruck von unter 950 Hektopascal (hPa) zwischen Grönland und Island befindet. Die Ausläufer des Tiefs erfassen in der Nacht zum Mittwoch auch Deutschland.


Modell-Vorhersagen zufolge kann der Kerndruck des Tiefs heute Mittag
zum Höhepunkt seiner Entwicklung einen Wert von unter 940 hPa
erreichen. Solch niedrige Druckwerte sind in Europa nicht an der
Tagesordnung. Zum Vergleich: Das Orkantief "Kyrill", das am 18.
Januar 2007 auch über Deutschland hinwegfegte, wies einen niedrigsten
Luftdruck von knapp unter 960 hPa auf. Und sogar bei "Lothar", der am
2. Weihnachtsfeiertag im Dezember 1999 wütete, gab es "nur" einen
Minimalwert von 962 hPa. Deutschlandweit wurde der tiefste Druck am
27. November 1983 mit 954,4 hPa in Emden (Niedersachsen) gemessen.

Glücklicherweise für uns schlägt "Alexandra" einen nördlicheren Kurs
ein als "Kyrill" oder "Lothar", deren Zentren damals über Teile
Mitteleuropas hinwegzogen. So wird sich das Zentrum des aktuellen
Tiefs in den nächsten Tagen mit Werten zwischen 950 und 960 hPa im
Seegebiet zwischen Island und den Britischen Inseln einfinden, bevor
es zum Wochenende hin unter Auffüllung und damit Abschwächung
Richtung Skandinavien weiterzieht.

Das Sturmfeld von "Alexandra" trifft somit nicht mit voller Wucht auf
Deutschland. Am stärksten wird voraussichtlich der nördliche Teil der
Britischen Inseln betroffen sein, dort wurden bereits heute Morgen
Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten von 120 bis 143 km/h (Beaufort
12) gemessen. Bis einschließlich Donnerstag sind in diesem Bereich
verbreitet weitere Orkanböen über 120 km/h zu erwarten, einzelne
Modell-Vorhersagen zeigen sogar Spitzenböen bis 180 km/h! Neben dem
Sturm werden auch extrem hohe Wellen mit Höhen von 10 bis 15 m
erwartet, die vor allem auf die Westküsten Irlands und Schottlands
treffen sollen.

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In Deutschland frischt der Wind in der Nacht zum Mittwoch auf, wenn
die Ausläufer von "Alexandra" mit einigen Niederschlägen (Schnee,
Regen oder gefrierender Regen) und anfänglich erhöhter Glättegefahr
Deutschland erreichen. Nach derzeitigem Stand kommt es an der Nordsee
und in höheren Mittelgebirgslagen dann zu Sturmböen oder schweren
Sturmböen bis 90 km/h (Bft 10) aus Süd bis Südwest (siehe dazu auch
die Grafik der Spitzenböen in der Nacht zum Mittwoch, 10.12.2014).
Vereinzelte orkanartige Böen über 103 km/h (Bft 11) sind in
exponierten Lagen an der Nordsee bzw. auf den Nordseeinseln möglich,
auf dem Brocken im Harz auf 1133 m Höhe dagegen ziemlich
wahrscheinlich. Weiter landeinwärts ist im Verlauf der Nacht mit Böen
bis 70 km/h (Bft 8), in der Mitte noch mit Böen bis 60 km/h (Bft 7)
zu rechnen. Im Süden bleibt es noch windschwach.

Dieses windige Wetter dominiert dann bis Freitag. Die Windstärken
werden im ähnlichen Bereich wie in der Nacht zum Mittwoch liegen. Am
Donnerstag wird es auch im Süden windiger. Am Freitag verstärkt sich
der Wind noch etwas, sodass selbst im Flachland häufiger stürmische
Böen um 65 km/h (Bft 8) vorkommen. Allerdings sind weiterhin nur in
Richtung Nordsee und in den höheren Mittelgebirgslagen schwere
Sturmböen (Bft 10), vereinzelt auch orkanartige Böen (Bft 11)
wahrscheinlich. Eine überregionale Unwetterlage bezüglich des Sturms
scheint derzeit aber nicht ins Haus zu stehen.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD

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